Prozess um Frauen-Morde

Rendsburger Möbelpacker steht kommende Woche vor Kieler Landgericht

Rendsburger Möbelpacker steht kommende Woche vor Kieler Landgericht

Rendsburger Möbelpacker vor Kieler Landgericht

SHZ
Kiel/Rendburg
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Um die Leiche der Geesthachterin zu bergen, musste das Dach geöffnet werden. Foto: Jonas Bargmann/shz.de

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Timo M. soll zwei Prostituierte zur Befriedigung seines Sexualtriebs heimtückisch gefesselt und erstickt haben. Erst nach der zweiten Tat kamen ihm die Ermittler auf die Spur. Jetzt beginnt der Prozess.

Zwölf Tage soll verhandelt werden, über 20 Zeugen und etliche Sachverständige sind geladen. Am kommenden Mittwoch beginnt vor dem Kieler Landgericht der Prozess gegen Möbelpacker Timo M. (41) aus Rendsburg.

Ihm wird vorgeworfen, zwei Prostituierte ermordet zu haben – laut Anklage jeweils „heimtückisch und zur Befriedigung des Geschlechtstriebs“. Timo M. soll die Frauen geschlagen und mit Klebeband gefesselt haben, bevor ihnen Plastiktüten über den Kopf stülpte.

Die Polizei klingelte bei dem Mörder und suchte nach einer EC-Karte

Sein erstes Opfer: Sebat A. (26) aus Geesthacht. Die junge Frau war für einen Hausbesuch mit dem Zug nach Rendsburg gefahren. Sie kehrte nie zurück. Bald darauf klingelten Beamte bei Timo M., der Möbelpacker hatte mit der EC-Karte der Ermordeten einen kostenpflichtigen Internet-Account auf seinen Namen eingerichtet. Deshalb durchsuchten die Polizisten seine Wohnung – aber lediglich wegen Betrugsverdacht. Auf dem Dachboden, wo die Leiche von Sebat A. hinter Kartons lag, schaute niemand. Fortschaffen konnte Timo M. die Tote nicht – er hat keinen Führerschein.

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Landespolizei räumte Fehler ein bei Ermittlungen ein

Erst rund zwei Jahre später, als der Rendsburger wegen eines weiteren Mordes an einer Prostituierten in den Fokus der Polizei geriet, entdeckten Ermittler die Leiche der Geesthachterin. In der Rückschau räumte die Landespolizei Fehler bei der Bearbeitung des Vermisstenfalls ein. Den zu bewertenden Verdachtsmomenten sei nicht konsequent genug nachgegangen worden.

Die Ermittler hatten geglaubt, dass sich Sebat. A. von ihrer kroatischen Familie lösen wollte, deswegen verschwunden sei. Eine Fehleinschätzung. Um sich etwas nebenbei zu verdienen, arbeitete Sebat A. ohne Wissen ihrer Familie als Prostituierte.

Der Möbelpacker wollte harten Fesselsex

Das zweite Opfer des Möbelpackers: Leyhan V. (40). Mehrfach soll Timo M. mit der Rendsburger Prostituierten, die aus Bulgarien stammte, gechattet haben. Er wollte harten Fesselsex. Zunächst soll Leyhan V. abgelehnt haben, am Ende sagte sie dann doch zu. Ihr Todesurteil.

Im September 2020 erstickte Timo M. sie in ihrer Wohnung. Als ihr letzter Freier geriet der Möbelpacker schnell in den Fokus der Ermittler. Bei einer Hausdurchsuchung wurde die Leiche von Sebat A. auf dem Dachboden gefunden.

Angeklagter schweigt bislang zu den Vorwürfen

Timo M. sitzt seit November in Untersuchungshaft, schweigt zu den Vorwürfen. Ihn belasten DNA-Spuren und Fingerabdrücke, etwa an der Folie, mit der die Leiche von Sebat A. luftdicht eingewickelt gewesen war. Die Staatsanwaltschaft stützt das Mordmerkmal der Heimtücke darauf, dass sich die Frauen nicht von dem Freier hätten fesseln lassen, wenn sie gewusst hätten, dass sie getötet werden sollen.

Wie Markus Richter, Sprecher des Kieler Landgerichts sagte, wird das Urteil in dem Indizienprozess am 10. September erwartet.

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