Spielplätze

Rampe statt Leiter: Erster Spielplatz für Kinder im Rollstuhl auf Sylt eröffnet

Erster Spielplatz für Kinder im Rollstuhl auf Sylt eröffnet

Erster Spielplatz für Kinder im Rollstuhl auf Sylt eröffnet

Lea Sarah Pischel
Sylt
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Foto: Pischel/shz.de

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Auf einem neuen Spielplatz in Westerland können jetzt auch Kinder im Rollstuhl rutschen und schaukeln. Das Projekt ist das erste dieser Art auf Sylt. Ganz ohne Schwellen und unebene Böden läuft es hier aber nicht.

Mit Gesang und dem traditionellen Band-Durchschnitt ist am Montag auf Sylt ein neuer Spielplatz eröffnet worden. Der Platz auf dem Schulhof der Schule St. Nicolai in Westerland ist der erste, der speziell für Kinder im Rollstuhl gebaut wurde, sagte Schulleiter Horst-Peter Feldt. „Jetzt haben wir etwas ganz Besonderes, den ersten barrierefreien Spielplatz auf Sylt.“

In der Schule werden rund elf Kinder unterrichtet, von denen einige auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind. Einen Aufzug, automatische Türen, Rampen und ebene Böden gibt im Gebäude - draußen hatten die richtigen Spielgeräten für diese Kinder demnach bisher gefehlt.

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Die Idee zu dem besonderen Platz war zuvor aus dem Schüler-Parlament an den Schulleiter herangetragen worden, sagte Feldt. An dem Projekt beteiligt waren unter anderen die Lebenshilfe Sylt und die Gemeinde Sylt - Frauke Wehrhahn hatte demnach die Planung übernommen. Der Spielplatz ist öffentlich - auch Sylter Kinder, die nicht die St. Nicolai-Schule besuchen sowie Urlauber dürfen hier toben.

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„Das ist ein Gemeinschaftsprojekt: es geht nur, wenn alle gemeinsam anpacken und gemeinsam so ein Projekt stemmen“, sagte der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel bei der Eröffnung. Auch beim Spielen sei es - besonders angesichts der Tatsache, dass hier auch Kinder spielen, die körperlich behindert sind - wichtig, dass alle aufeinander achten.

„Da geht richtig viel Geld rein von der Gemeinde Sylt: 180.000 Euro das ist richtig viel Geld“, sagte Häckel, aber auch das Land Schleswig-Holstein habe die Summe aufgestockt. Das Geld sei im Dezember bereit gestellt worden - Baubeginn war dann im April: „Aber das Geld spielt keine Rolle: Innerhalb von zwei Monaten wurde dieser ganze Spielplatz gebaut, das ist großartig und richtig, richtig schnell.“

Neben einer Rutsche für Rollstuhlfahrer, zu der eine spezielle Holzrampe mit Geländer statt einer Leiter führt, gibt es außerdem eine Netz-Schaukel an die man mit dem Rollstuhl oder Rollator heranfahren kann. Von dort können die Kinder von ihren Betreuern in die Schaukel gehoben werden. Kontrastreiche Farben sorgen dafür, dass sich auch Kinder mit Sehbehinderung gut orientieren können.

Wie praktikabel der Spielplatz für Rollstuhl-Kinder und deren Betreuer ist, wird sich zeigen. Einige kritisierten am Rande der Eröffnung unter anderem, dass bei der Rutsche eine zweite Rampe fehlt, um den Rollstuhl nach dem Rutschen schnell parat zu haben.

Auch dass die Gummimatten, auf denen Rollstuhlfahrer fahren könnten, nur an wenigen Stellen liegen und sonst fast überall Sand ist, in dem die Reifen feststecken und Gehbehinderte nur mühsam voran kommen, hielten einige Fachleute für fragwürdig. Zum Beispiel neben der Schaukel verläuft nur ein schmaler Streifen - wäre die Matte auch unter der Schaukel verlegt worden, könnten die Kinder direkt an die Schaukel heranfahren.

Andere sogenannte „barrierefreie Spielplätze“ sind komplett mit weichen Gummimatten ausgelegt und es gibt zum Beispiel ebenerdige Karussells auf die Rollstuhlfahrer allein fahren können. Warum es auf dem neuen Spielplatz so viel Sand und Gras gibt begründete Feldt auf Nachfrage unter anderem damit, dass der Spielplatz nicht ausschließlich von Rollstuhlfahrern genutzt werde und es unter den behinderten Schülern verschiedene Bedürfnisse gebe, die miteinander vereint werden mussten.

 

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