„Tour de Schleswig-Holstein“

Radfahren in SH: Um die Geltinger Birk über Maasholm bis Kappeln

Radfahren in SH: Um die Geltinger Birk über Maasholm bis Kappeln

Radfahren in SH: Um die Geltinger Birk über Maasholm bis Kappeln

SHZ
Gelting
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Allein in der Geltinger Birk: Während im März gähnende Leere herrschte, wird dies in den Sommermonaten anders sein. Foto: Gerrit Hencke Foto: 90037

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Die knapp 50 Kilometer führen uns auf unserer Radtour entlang des Ostseeküstenradwegs über die Geltinger Birk, vorbei an Badestränden bis ins Fischerdorf Maasholm und weiter nach Kappeln.

In unserer Serie „Tour de Schleswig-Holstein“ geht es heute in den hohen Norden des Landes. Von Gelting aus geht es entlang der Birk vorbei an Badestränden bis ins Fischerdorf Maasholm. Von dort aus nehmen wir die letzten Kilometer bis zum Kappelner Hafen.


Die weiteren Teile der „Tour de Schleswig-Holstein“ finden Sie auf shz.de/fahrradtouren.

Heute geht es auf eine Tour, die derart von touristischen Highlights gespickt ist, dass wir sie gegen den prallen Wind fahren, um ob ihrer mutmaßlichen Schönheit nicht die Fassung zu verlieren. Wer dies liest und das reine Vergnügen sucht, möge sich von derlei Radfahrer-Latein abnabeln und zu einer weiseren Entscheidung kommen. Aber bei uns Abenteuer-Suchenden ist es an diesem Tag wirklich so.

Vor der Katharinenkirche in Gelting, wo wir die Einleitung für den Begleitfilm drehen wollen, kippt uns während der Aufnahme gleich zwei Mal das Kamerastativ in den Böen um. Weil wir per Rad schon aus Flensburg herkommen sind, ist die Frisur da bereits zerstört. Nun wollen wir aber nicht weiter über den steifen Wind erzählen, denken Sie sich ihn bis zum Ende mit dazu, damit Sie ein korrektes Bild von dieser Tour bekommen und davon, wie Sie es gescheiter anstellen können.

Keine Menschenseele in der Geltinger Birk

An diesem kühlen Wochentag im März muss man noch nicht mal an der Mühle Charlotte Touristenscharen erwarten. Nach vergeblicher Ausschau nach Seeadlern in Nordschau ist das Wahrzeichen der Birk von Gelting aus schnell erreicht. Und obgleich es hier sonnig ist, haben wir die sandigen Rundwege nun fast für uns alleine. Dumm nur, dass der Akku von Gerrits elektronischer Gangschaltung plötzlich leer ist und er den Rest der Strecke in der selben Übersetzung bewältigen muss.


Von den rund zweihundert Tierarten, die in dem Naturschutzgebiet von 773 Hektar Größe und seinen Flachwasserbereichen leben, bekommen wir zur Mittagszeit allerdings auch nicht viel mit. Selbst die Konik-Herde ist nichts zu sehen. Diese Wildpferde werden auf der Birk zur Erhaltung der Weidelandschaften eingesetzt.

Weite Ostsee, weiße Strände

Hinter Birk-Nack blicken wir zu unserer Linken nicht mehr auf die enge Flensburger Förde, sondern endlich auf die weite Ostsee hinaus. Währenddessen reden wir über den Ebike-Blitzer, der hier im letzten Sommer stand und bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Mit unseren Gravelbikes (Fahrräder mit Rennradlenker und breiten Reifen) sind auch bestens ausgestattet für dieses Terrain und wären bei anderer Fahrtrichtung sicher auch ein Blitz-Kandidat. Aber der Wind bläst zur Vernunft.


Für Wanderer ist dies der Fördesteig, für Radler der Ostseeküsten-Radweg, auf dem wir den außerordentlich schönen Leuchtturm von Falshöft für einen Foto-Stopp ansteuern.


Auf schmalen, holprigen Wegen direkt an der Küste kommen wir durch Golsmaas, menschenleere Strände soweit das Auge reicht, immer die Sonne im Blick. So geht es über 14 Kilometer am Strand lang – und abends mit einem breiten Grinsen ins Bett. Aber so weit sind wir noch lange nicht.


Naturschutzgebiet Oehe-Schleimünde

Bei der Seevogelschutzstation Oehe-Schleimünde geht es nicht weiter. Die geschützte Nehrung am nördlichen Ufer der Schleimündung ist für Menschen nur von der Seeseite zugänglich (es gibt auf der Lotseninsel ein Restaurant namens Giftbude) oder per Führung durch die Vogelwärter des Vereins Jordsand. Einer von uns erklimmt vor Maasholm noch den Hegeberg, doch die Aussicht zur dänischen Insel Ærø bleibt im Dunst verhangen. Dafür verläuft hier der 10. Meridian, dessen Position hier durch einen Stein markiert ist.


Inzwischen haben wir nicht mehr das Meer, sondern die Schlei im Blick. In Maasholm, dem idyllischen, auf einer Halbinsel gelegenen Fischerdorf, sind die touristischen Schotten noch dicht. Fischbrötchen sind nicht zu bekommen. Wir müssen wohl bis Kappeln warten.

Ein letzter Blick auf Maasholm

Der Weg „Lang de Maas“, dessen Namen man besser nicht zu platt ausspricht, führt uns direkt an der Wasserkante aus dem Dorf hinaus. Irgendwann biegen wir vom Radweg links ab auf den Feldweg nach Buckhagen. Vom dortigen Gutshof schauen wird dann fast zwangsläufig auf einen Ort auf der anderen Seite der Schlei. Der Blick auf die Karte festigt den Verdacht: Dort liegt Maasholm, das wir gerade erst verlassen hatten.


Auf dem Weg von Rabel nach Kappeln bleiben uns leider ein paar Kilometer Radweg an der B199 nicht erspart. Aber die Stadt an der Ostseeförde Schlei hat natürlich einiges zu bieten: Die Mühle Amanda, die Schornstein der Aal-Räucherei, den Heringszaun, die Angelner Dampfeisenbahn, die Heringsangler an der Schlei, die schöne Geschäftsstraße – und natürlich Backfischbrötchen, unten am Hafen für 4,70 Euro. Nach der Tour hätten wir jetzt auch 7 Euro bezahlt.


Rückweg mit Rad oder Bus

Wir sind im Anschluss noch mit Rückenwind quer durch die Landschaft Angeln Richtung Flensburg zurückgeradelt. Wer in Gelting geparkt hat, kann den Bus 800 vom ZOB in Kappeln nehmen, der wochentags halbstündlich und sonntags alle zwei Stunden fährt – oder mit dem Rad über Sandbek und Rabenholz auf der kürzesten Strecke (10,4 km) einfach nach Gelting zurückradeln.

Wer eine mehrtägige Tour plant, dem sei als Fortsetzung ab Kappeln eine Tour entlang der Schlei nach Schleswig empfohlen. Über Arnis, der kleinsten Stadt Deutschlands, und die dortige Schleifähre geht es ins malerische Sieseby und weiter in die Domstadt vorbei an Lindaunis und Missunde. Bei Schleswig gibt es die beiden Unesco-Weltkulturerben Haithabu und Danewerk zu sehen.

Die Tour im Überblick und zum Nachfahren




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