Schloss Gottorf

Philipp von Schleswig-Holstein-Gottorf: Wie ein Schleswiger Teenager plötzlich Herzog wurde

Wie ein Schleswiger Teenager plötzlich Herzog wurde

Wie ein Schleswiger Teenager plötzlich Herzog wurde

"Bernd Philipsen/shz.de
Flensburg
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Herzog Philipp von Schleswig-Holstein-Gottorf. Foto: Stiftung Landesmuseen/shz.de

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Seine Mutter beschwerte sich, der junge Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf würde viel Zeit mit „sauffen und anderem“ verbringen.

Wenn Besucher des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottorf die beeindruckende Gotische Halle aus dem 16. Jahrhundert und den sich anschließenden Cranachsaal durchschritten haben, gelangen sie in einen Ausstellungsbereich voller gekrönter Häupter. Dort im Saal 5 ist auch das Porträt des jungen, fein gekleideten Herzogs Philipp von Schleswig-Holstein-Gottorf zu bewundern.

Geschaffen wurde diese Tempera-Arbeit auf Holz im Jahre 1587, als Philipp gerade mal 16 Jahre alt war, von dem aus den Niederlanden stammenden Porträtmaler Jacob von Voordt. Er stand seit Jahren als „Contrafeyer und Kunstmahler“ in den Diensten der Gottorfer Herzöge, wie es in einer Bestallungsurkunde des Hofes heißt. Für den Fall, dass er bei seinen Aufträgen Unterstützung brauchte, wurde ihm gestattet, einen Gesellen anzustellen. Übrigens haben zahlreiche niederländische Künstler, Maler wie Bildhauer, und Handwerker am Gottorfer Hof gewirkt.

Schon mit 17 Jahren die Herzog-Würde

Geboren wurde Philipp, der junge Mann auf dem Bild, am 10. August 1570 in Schleswig als zweitältester Sohn von Herzog Adolf I. und dessen Ehefrau Christine, Tochter des Landgrafen Philipp I. von Hessen. Sie hatten 1564 auf Schloss Gottorf geheiratet. Das Herzogspaar hatte zehn Kinder, fünf Söhne und fünf Töchter. Adolf I. ist als Stifter der Gottorfischen Linie des oldenburgischen Hauses in die Landesgeschichte eingegangen.

Er sei einer „der fähigsten Fürsten des oldenburgischen Hauses, Politiker, Condottiere (= militärischer Befehlshaber) und Geschäftsmann zugleich“ gewesen, heißt es in einer Würdigung. Als Adolf I. im Jahre 1586 auf Schloss Gottorf starb, trat dessen ältester Sohn Friedrich II. (geb. 1568) die Nachfolge als regierender Herzog an. Doch nach nur einem Jahr der Regentschaft starb Friedrich II. unerwartet im Alter von 19 Jahren, so dass die Würde des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf testamentarisch nun an seinen Bruder Philipp überging. Zu diesem Zeitpunkt war Philipp noch ein Jüngling, erst 17 Jahre alt.

Mutter äußert sich enttäuscht über das Saufen

Auf Grund seines Alters und seiner Unerfahrenheit verzögerte sich sein Regierungsantritt, auch wenn ihm zahlreiche kompetente Berater zur Seite standen. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang vor allem der aus Hamburg stammende erfahrene Jurist Hieronymus Schultze, der viele Jahre dem Gottorfer Fürstenhaus als Hofkanzler diente. Auf seinen Rat hin legte sich Philipp mit den Ständen an, die auf der Fürstenwahl durch die Landstände bestanden. Im Gegensatz dazu traten die Vertreter des Gottorfer Hofes für eine Erbhuldigung ein. 1590 wurde ihm endlich gehuldigt.

Philipp suchte offenbar auch geistigen Beistand und berief den studierten Theologen Jacob Fabricius aus Tondern zu seinem Hofprediger. Dessen Einfluss auf den Herzog muss aber sich in Grenzen gehalten haben. Denn Philipp wird als „schwacher Herr“ charakterisiert, dessen Lebensführung gar „lasterhaft“ gewesen sei. Außerordentlich kritisch äußerte sich seine Mutter Christine in einem an ihren Bruder Wilhelm IV., Landgraf von Hessen in Kassel, gerichteten Brief, in dem sie ihrem Sohn „vill Gottlosigkeit“ vorwarf. Er habe viel seiner Zeit mit „sauffen und anderem“ zugebracht und sich dadurch seine Gesundheit ruiniert, klagte die Mutter voller Enttäuschung. Ihr Sohn blieb ehelos.

Herzog Philipp war nur eine kurze Regierungszeit vergönnt. Er starb 20-jährig am 18. Oktober 1590 in Schleswig an Lungentuberkulose und wurde in der unteren Fürstengruft des Doms beigesetzt. Sein Nachfolger wurde sein 1575 geborener Bruder Johann Adolf.

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