Plattdeutsch

Peter Nissen aus Bordelum übersetzt Asterix und Harry Potter

Peter Nissen aus Bordelum übersetzt Asterix und Harry Potter

Peter Nissen aus Bordelum übersetzt Asterix und Harry Potter

Arndt Prenzel/shz.de
Leck
Zuletzt aktualisiert um:
Peter Nissen (r.) im Gespräch in der Lecker Nordsee Akademie. Foto: Arndt Prenzel

Diesen Artikel vorlesen lassen.

„Platt oder nicht platt?, lautete die Frage und Peter Nissen antwortete wohl: „Platt.“ Der Bordelumer übersetzte Shakespeares Sommernachtstraum auf Plattdeutsch. In der Lecker Nordsee Akademie konnten Interessierte den Übersetzer nun treffen.

Peter Nissens „Kunst oder Handwerk? Übersetzen auf Platt“ ragte heraus zwischen all den verschiedenen Workshops und Vorträgen in der Nordsee Akademie in Leck. Die hatte zu einem Crossover-Programm für Plattdeutsch- und Friesisch-Fans eingeladen. Der Dramaturg, Übersetzer und Journalist Nissen stammt aus Bordelum und hat Romane um Harry Potter und mehrere Asterix-Bände ins Platt übertragen. Zusammen mit Hartmut Cyriacks ist er Autor plattdeutscher Wörterbücher und schrieb 80 Folgen der Radio-Bremen-Hörspielreihe Kastendiek & Bischoff. Außerdem zeichnet Nissen mit Cyriacks für die plattdeutschen Drehbücher der NDR-Kultserie Neues aus Büttenwarder verantwortlich.

Der Übersetzter hatte beim Hamburger Ohnsorg-Theater die schwierige Aufgabe übernommen, Shakespeares Sommernachtstraum zu übersetzen. „Gar nicht so einfach“, sagte er. „Denn das ursprüngliche Shakespeare-Englisch ist durch Übersetzungen in der Romantik komplett verfälscht worden.“

Low Tech in Leck: Übersetzer setzen auf Handarbeit

Doch zunächst erläuterte der Nordfriese, wie programmierte Übersetzungsmaschinen im Internet Fehlleistungen produzieren und somit wenig hilfreich sind. So sei das Wort „abdecken“ doppeldeutig und auch durch ein jahreszeitliches bedingtes Wort wie „Beete abdecken“ samt Beiwort „Herbst“ „Google“ immer noch nicht klar. „Gilt das jetzt auch für die Südhalbkugel?“ fragte er ironisch. Noch komplizierter wird es bei Harry Potter, wenn der in der Urfassung unter dem Tisch die Finger kreuzt. „Was soll das?“ Peter Nissen erläutert, dass diese Geste in englischsprachigen Ländern dem deutschen Daumendrücken entspricht. „Muss man erstmal wissen!“

So gar nicht zufrieden war er beim Übersetzen der Asterix-Bände. So taufte er die Normannen in „Wikinger“ um, was später bei der Verfilmung sogar von den Franzosen übernommen wurde. „Das freut einen denn ja auch!“ Da die Sprachblase bei Asterix nicht selten Bildungsgut transportieren, nahm der Übersetzer Anleihen bei Hermann Claudius berühmtes Gedicht „Rode Grütt“: „All´ns rundüm hett he vergeten. Rode Grütt, dat is en Eten!“ Statt Rode Grütt (rote Grütze) ist natürlich nun Obelix‘ Lieblingsspeise Wildschwein (Wildswin) eingefügt.

Richtig wild ging es aber bei Shakespeare zu. Alles ist beim Meisterdichter gereimt, hat mit jeweils zehn Silben eine feste Ordnung. Das Versmaß nennt sich „fünfsilbiger jambischer Pentameter.“ Das zu übersetzen sei gar nicht so einfach gewesen. „Das war Schwerstarbeit. Wir mussten neue Worte erfinden, um Shakespeare gerecht zu werden!“ Zum Glück hatten die Übersetzer mit dem früheren Schauspielhaus-Intendanten und Regisseur Michael Bogdanov einen Shakespeare-Kenner an Bord. „Der half uns weiter!“ meint Peter Nissen, der mit seinem Kollegen Hartmut Cyriacks rund 400 Stunden mit der Aufgabe verbracht hat.

„Geht es hier um Sexualität?“ lautete immer mal wieder die Frage. Der Kenner Bogdanov meinte zumeist: „Ja!“ Dann kann man Scherze wie „genial-genital“ bringen. Der „Sommernachtstraum op Platt“ wurde zu einem großen Erfolg. Das lag sicher daran, dass Peter Nissen immer wieder neue Einfälle hatte und dabei nicht philologisch oder googlemäßig eins zu eins übersetzte, sondern frei und kreativ, orientiert am Theater-Publikum, das alles auch verstehen muss: „Wo stickt de Bagaasch? Wo sünd düsse Bangbüxen?“

Mehr lesen

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Mit 18 nach Brüssel und die Trophäe aus Barcelona

Apenrade/Aabenraa Cornelius von Tiedemann begrüßt die Politik-Juniorinnen Amelie Petry und Wencke Andresen, die ihm von ihrer Reise nach Brüssel berichten – und Chefredakteur Gwyn Nissen, der aus Katalonien eine Überraschung mitgebracht hat. Walter Turnowsky befragt die Glaskugel nach dem Termin für die nächste Folketingswahl, und Helge Möller fordert Hannah Dobiaschowski in „Wer hat’s gesagt?“ heraus.

Amelie Petry, Wencke Andresen