Russland-Ukraine-Krieg

Mit Online-Portal auf der Suche nach Arbeit für die Ukraine-Flüchtlinge in SH

Mit Online-Portal auf der Suche nach Arbeit für die Ukraine-Flüchtlinge in SH

Online-Portal mit Arbeit für Ukraine-Flüchtlinge in SH

SHZ
Kiel
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Job ist nicht der allererste Gedanken: Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine bei ihrer Ankunft am Berliner Hauptbahnhof. Foto: IMAGO/Olaf Schuelke

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Bislang sind es erst einzelne Arbeitssuchende. So hoch schätzt Wirtschaftsstaatssekretär Thilo Rohlfs die Zahl der Geflohenen auf Jobsuche.

Noch sind rund 40 Prozent der 2015 ins Land gekommenen Migranten ohne Job, da steht der Arbeitsverwaltung bereits die nächste Herausforderung ins Haus: Nach jüngsten Zahlen des Innenministeriums haben die Behörden im Norden gut 12.000 Flüchtlinge ukrainischer Staatsangehörigkeit erfasst. Mittelfristig werden 35.000 erwartet. Wie viele von ihnen in den Arbeitsmarkt integriert werden müssen, hängt auch von der weiteren Entwicklung im Kriegsgebiet ab. Wirtschaftsstaatssekretär Thilo Rohlfs schätzt die Zahl der potenziell Arbeitssuchenden grob auf 10.000.

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Noch steht für die meisten ukrainischen Flüchtlinge die Jobsuche aber nicht im Vordergrund. Bisher haben sich in Schleswig-Holstein 42 Frauen und sechs Männer arbeitsuchend gemeldet, wie Margit Haupt-Koopmann, Regionalchefin der Agentur für Arbeit, am Mittwoch in Kiel mitteilte.

Derzeit stehe die humanitäre Hilfe absolut im Vordergrund, betont Rohlfs. „Die Menschen müssen registriert und medizinisch versorgt werden, eine Unterkunft finden und dann vielleicht, nachdem die Kinderbetreuung geregelt ist, unsere Sprache lernen“, sagte er. „Erst danach kommt eventuell der Wunsch zu arbeiten.“


Neben den herkömmlichen Sprachkursen könnten technikaffine Flüchtlinge Deutsch auch online lernen. In Sachen Kinderbetreuung werde bereits über eine größere Flexibilisierung bei der Kapazitätsberechnung in den Kitas nachgedacht. „Hier müssen wir mal über unseren Schatten springen“, forderte Rohlfs.

Viele sind hochqualifiziert

Das Interesse von Arbeitgebern, Menschen aus der Ukraine zu beschäftigen, sei groß. Viele Flüchtlinge seien hoch qualifiziert, eine Drittel habe akademische Abschlüsse, viele seien IT-Spezialisten. Wer hier arbeiten wolle, solle dies entsprechend seiner Qualifikation tun können, sagte Rohlfs. „Niemand soll sich auf dem Arbeitsmarkt unter Wert verkaufen.“ Die Menschen seien nicht geflüchtet, um in erster Linie den hiesigen Fachkräftebedarf zu decken. An den Berufsschulen sind derzeit 89 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine registriert. Nach den Osterferien dürfte diese Zahl auf 150 steigen.

Ein Online-Portal soll Firmen und Flüchtlingen zusammenbringen

„Wir suchen händeringend Fachkräfte“, bekräftigte der Präsident der IHK Schleswig-Holstein, Hagen Goldbeck. Die IHK hat gemeinsam mit den Handwerkskammern ein Online-Portal entwickelt, das Arbeit suchende Flüchtlinge und Unternehmen zusammenbringen soll. Es werde darauf geachtet, dass keine unseriösen Jobanbieter – etwa aus dem Rotlichtmilieu – zum Zuge kommen.

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„Unsere Betriebe möchten helfen und anpacken“, betonte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schleswig-Holstein, Andreas Katschke. Viele Handwerker organisierten Hilfsaktionen oder machten Unterkünfte fit. „In Zukunft werden aber auch Beschäftigungsangebote immer wichtiger.“ Das Risiko, dass neu gewonnene Arbeitskräfte bei einer Beruhigung in der Ukraine wieder in ihre Heimat zurückkehren, werde vom Handwerk einkalkuliert. Das sei aber kein Hinderungsgrund zu helfen.

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