Deutsch-dänisches Bauprojekt

Naturschützer klagen erneut über Fehmarnbelt-Tunnel

Naturschützer klagen erneut über Fehmarnbelt-Tunnel

Naturschützer klagen erneut über Fehmarnbelt-Tunnel

SHZ
Fehmarn/Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Blick in die Zukunft: So soll die Tunneleinfahrt auf deutscher Seite einmal aussehen. Foto: Visualiserung Femern AS

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Streit um Ausgleich für geschützte Riffe: Naturschützer prüfen erneute Klage in Leipzig.

Der Bau des dänisch-deutschen Fehmarnbelt-Tunnels droht erneut vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zu landen. Grund dafür ist, dass das Land Schleswig-Holstein jetzt die Zerstörung von drei auf und an der Tunneltrasse liegenden geschützten Riffen erlaubt hat – aber nur für jeden zweiten beschädigten oder belasteten Hektar an anderer Stelle neue Riffflächen anordnet. Das stößt beim Naturschutzbund Nabu auf Protest.

Der Naturschutzbund will eine Eins-zu-eins-Kompensation

„Wir fordern mindestens eine Eins-zu-eins-Kompensation wie im Bundesnaturschutzgesetz vorgesehen“, sagt Nabu-Experte Kim Detloff gegenüber shz.de. Daher prüfe man die Erlaubnis des Landes kritisch. Am Ende könnte sogar wieder eine Klage in Leipzig stehen.

Zuvor hatte der Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz am Dienstag mitgeteilt, dass seine Genehmigungsbehörde den gesetzlichen Biotopschutz für die Riffe aufgehoben hat, aber als Ausgleich dafür direkt am südlich von Fehmarn liegenden Naturschutzgebiet „Sagas-Bank“ auf 17,5 Hektar die Herstellung neuer Riffe angeordnet hat.

Das Land reagiert auf eine Auflage des Bundesverwaltungsgerichts

Mit dieser Vorgabe für den dänischen Bauherrn Femern AS reagiert das Land auf eine Auflage des Bundesverwaltungsgerichts: Das hatte im November zwar entschieden, dass die Baugenehmigung des Landes für den deutschen Abschnitt des 18 Kilometer langen Tunnels rechtens ist, aber auch verfügt, dass den geschützten Riffen „in einem ergänzenden Verfahren Rechnung zu tragen“ sei.

Dieses Verfahren hat das Land nun abgeschlossen. „Damit haben wir alle Hausaufgaben erledigt, die uns das Gesetz und letztlich auch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts auferlegt hat“, sagte FDP-Mann Buchholz. Erste Arbeiten für den Tunnel laufen bereits auf dänischer wie deutscher Seite. Das Bauwerk soll 2029 fertig sein.

Weiterlesen: Fehmarnbelt-Tunnel: Auch die Bauarbeiten in Schleswig-Holstein können starten

Allerdings beträgt der gesamte Kompensationsbedarf für die Zerstörung oder Belastung der geschützten Riffe nicht nur 17,5 Hektar, wie vom Land vorgesehen, sondern gut doppelt so viel – nämlich 36 Hektar. Das sagt selbst Buchholz‘ Genehmigungsbehörde. Dennoch hält sie den geplanten Ausgleich für ausreichend, da die neuen Riffe direkt an einem ruhigen Naturschutzgebiet liegen und daher wertvoller seien als die alten.

Sind die neuen Riffe wertvoller oder die alten?

Der Nabu allerdings argumentiert genau umgekehrt: Gerade die Riffe auf und an der Tunneltrasse seien besonders wertvoll, da sie schon sehr alt seien. Daher müsse man sogar an eine Überkompensation für deren Zerstörung denken.

Mehr zum Thema: Prozess in Leipzig: Streng geschützte Riffe im Belt erhitzen die Gemüter

Mehr lesen