ÖPNV in Schleswig-Holstein

Nadelöhr Hauptbahnhof: Bis 1:05 Stunden Wartezeit beim Umsteigen in Hamburg

Nadelöhr Hauptbahnhof: Bis 1:05 Stunden Wartezeit beim Umsteigen in Hamburg

Nadelöhr Hamburger Hauptbahnhof

SHZ
Hamburg / Kiel / Flensburg
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Hauptbahnhof Manchmal sind die Umsteigezeiten arg knapp, aber es gibt auch Wartezeiten von mehr als einer Stunde. Foto: Daniel Bockwoldt/shz.de

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Der Hamburger Hauptbahnhof ist Nadelöhr für den Nahverkehr in Schleswig-Holstein - wie das zu ändern wäre.

Wer aus dem nördlichen Schleswig-Holstein mit der Bahn ins Herzogtum Lauenburg möchte, sollte genügend Zeit mitbringen. Denn die Zugfahrt aus Flensburg oder Schleswig nach Schwarzenbek oder Büchen dauert mit Zeiten zwischen 3:04 und 3:33 Stunden ungewöhnlich lange. Grund: Die Wartezeit beim Umsteigen umfasst jeweils eine Stunde und fünf Minuten – in beide Richtungen.

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Von Büchen nach Schleswig wäre man nach Fahrplan sogar schneller, wenn man über Lübeck, Segeberg und Neumünster führe – und dreimal umsteigen würde.

Nicht ganz so schlimm ist es von Flensburg, Schleswig oder Rendsburg nach Bremen. Aber zuweilen noch ärgerlicher: Der Metronom nach Bremen verlässt den Hamburger Hauptbahnhof nämlich nach Fahrplan in der gleichen Minute, in der RE7 aus dem Norden einfährt. So dauert die Weiterreise mit der langsameren Regionalbahn 42 Minuten länger.


Muss das so sein? „Normal ist das sicherlich nicht“, sagt Karl-Peter Naumann. Er ist Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn: „Das Problem ist, dass der Hamburger Hauptbahnhof zu wenig Kapazität hat“, ergänzt er. Mit dem neuen Regional- und Fernbahnhof Altona-Nord könne sich die Situation in ein paar Jahren (geplante Fertigstellung 2027) ändern.

Die Züge aus Westerland, Flensburg und Kiel fahren heute ab Elmshorn alle auf dem gleichen Gleis, gibt Naumann zu bedenken: „Die können alle nur hintereinander fahren.“ Aus Richtung Harburg im Süden ist die Situation ähnlich.

Halb-Stunden-Takt wäre die Lösung

Während Kiel und Lübeck zum Hamburger Hauptbahnhof den Halb-Stunden-Takt weitgehend realisiert haben, ist dies nach Flensburg und Westerland noch nicht umgesetzt. Es liegt auf der Hand: „Beim Halb-Stunden-Takt würde man maximal 20 bis 25 Minuten warten“, sagt Naumann und ergänzt: „Was fehlt, ist eine überzeugende Abstimmung der Nahverkehrsgesellschaft in Niedersachsen mit Nah SH in Kiel.“ Im Großraum Berlin gebe es für Berlin/Brandenburg lediglich eine Nahverkehrsgesellschaft, in Hamburg samt HVV gleich drei.


Dass die Kapazitäten des Hauptbahnhofs begrenzt und alle Linien in der Regel an vielen Stellen an Anschlüsse gebunden seien, gibt auch Dennis Fiedel von Nah SH zu bedenken: „Dabei versuchen wir und auch die Kollegen in Niedersachsen immer, vor allem die nachfragestärksten Umsteigerelationen zu berücksichtigen.“ Tatsächlich reisten die meisten Menschen nicht über Hamburg hinaus.

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Lösen lässt sich das mit der heutigen Infrastruktur nicht, zumindest nicht, ohne dass dann beispielsweise die Anschlüsse in Neumünster oder Kiel nicht mehr funktionierten. Fiedel: „Platt gesagt: Wenn ich an einer Seite des Tischtuchs ziehe, wird es an der anderen Seite kürzer.“

Die einzige Lösung sei, häufigere Verbindungen anzubieten. „Ein Halbstundentakt verkürzte die Umsteigezeiten im Vergleich zum Stundentakt ganz automatisch.“ Aber auch dafür reiche die Infrastruktur nicht aus, und das Geld auch nicht. „So wie es ist, ist es unter den heutigen Rahmenbedingungen ein Optimum. Freilich eins, das für einige Fahrgäste unbefriedigend ist.“

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