Covid-19

Letzte Zäsur der Pandemie in SH: Die Impfzentren schließen

Letzte Zäsur der Pandemie in SH: Die Impfzentren schließen

Letzte Zäsur der Pandemie in SH: Die Impfzentren schließen

Carlo Jolly/shz.de
Flensburg
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Am Freitag schließen die letzten sieben Impfstellen des Landes. Foto: Sina Schuldt/shz.de

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Am Freitagabend geht in den letzten sieben Impfstellen in Schleswig-Holstein das Licht aus. Die Haus- und Fachärzte im Land impfen weiter – und kämpfen um ihre künftige Vergütung.

Wenig spricht dafür, dass es ein Abschied mit Wehmut wird. Dennoch ist es die vielleicht finale Zäsur der Corona-Pandemie in Schleswig-Holstein. Am Freitagabend geht in den letzten sieben Impfstellen das Licht aus – in den kreisfreien Städten Kiel, Lübeck, Neumünster und Flensburg sowie in Husum, Schwarzenbek und in Prisdorf im Kreis Pinneberg.

Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie betrieb Schleswig-Holstein 28 Impfzentren. Am 29. Dezember 2020 hatte das Land die ersten 15.000 Impftermine freigeschaltet. Innerhalb weniger Stunden waren alle ausgebucht. 

Und wem nach drei Jahren Covid-19 nur noch all die Diskussionen um Impfpflicht oder Impfrisiken präsent sind, den darf man dieses eine Mal noch daran erinnern, wie dankbar die überwiegend älteren oder beeinträchtigten Menschen in den ersten Januartagen des Jahres 2021 die neuen Impfzentren des Landes verließen – zwischen Niebüll an der dänischen Grenze und Schwarzenbek im Herzogtum Lauenburg. In vielen Orten wie etwa Kropp, Kaltenkirchen oder Eutin sind die Impfstellen allerdings schon seit Jahresende geschlossen.

Emotionale Diskussionen um die Spritze

Wer noch Bedarf haben sollte, kann sich schnell noch einmal bis Freitag in der Husumer Messe, der Flensburger Galerie oder im 1. Stock des Lübecker Haerder-Centers jene Spritze abholen, um die es in den vergangenen zweieinviertel Jahren vielfach emotionale Diskussionen gegeben hat.

Weniger Ansteckungen - mehr Impfungen

Die Schleswig-Holsteiner haben mit am meisten Gebrauch von der Covid-Impfung gemacht. Das mag einerseits daran liegen, dass das nördlichste Bundesland mit sehr viel weniger Ansteckungen durch die Pandemie gekommen ist – und deshalb vielleicht zur Immunisierung mehr Dosen benötigte als zum Beispiel Sachsen oder Thüringer, die sich offenbar sehr viel schwerer mit dem Impfen taten.

Der Norden ganz vorne bei Auffrischungsimpfungen

Die Zahlen dazu lesen sich folgendermaßen: 80,7 Prozent der Schleswig-Holsteiner sind erstimmunisiert, die zweite Impfung bekamen mit 79,6 Prozent fast ebensoviele Einwohner. Damit lag Schleswig-Holstein auf Platz 5 und Platz 4 unter den 16 Bundesländern.

In keinem anderen Bundesland war die Bereitschaft zur Auffrischungsimpfung so hoch wie zwischen Nord- und Ostsee. 70,4 Prozent erhielten eine dritte Impfung – immerhin noch 21,1 Prozent eine zweite Auffrischung, also die vierte Impfung.

Heiner Garg hatte die schwierigste Zeit zu managen

„Die Impfkampagne hat durch wirksamen Schutz insbesondere vor schweren und schwersten Krankheitsverläufen entscheidend dazu beigetragen, Menschenleben zu schützen, das Infektionsgeschehen zu bremsen und unser Gesundheitssystem zu entlasten“, bilanziert Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU), deren Vorgänger Heiner Garg (FDP) die schwierigsten ersten beiden Pandemiejahre zu managen hatte.

Wenn am Freitag die Impfzentren endgültig ihre Türen schließen, darf man aber auch nicht vergessen, dass die Mehrheit der Dosen in Arztpraxen gespritzt wurde. Rund 55 Prozent der Impfungen sind hier verabreicht worden. „Das ist ein großartiger Erfolg“, findet Vorstandschefin Monika Schliffke von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVSH). Und ihr Sprecher Nikolaus Schmidt weist daraufhin, dass auch noch in der ersten Aprilwoche bei den Haus- und Fachärzten geimpft werde.

Dies wird den niedergelassenen Medizinern bis dahin weiter mit 28 Euro vergütet – womit die Kassenärzte für den Steuerzahler gut zwei Euro günstiger waren als die Impfung in der vom Land vorgehaltenen eigenen Impfzentrumsstruktur.

Nach Ostern sollen die Hausärzte zwar weiter die Impfung anbieten – aber nicht zum 28-Euro-Pandemie-Tarif: „Im Moment gibt es Verhandlungen, wie die Impfung künftig vergütet wird“, sagt KVSH-Sprecher Schmidt.

Andere Impfungen kosten 7,12 bis 8,28 Euro

Wenig spricht dafür, dass es dabei um eine höhere Bezahlung der Mediziner gehen könnte. Impfungen gegen Hepatitis, Influenza oder auch Masern werden den Ärzten aktuell mit Tarifen zwischen 7,12 und 8,28 Euro vergütet.

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