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Langer Weg zur Smartwatch für Senioren

Langer Weg zur Smartwatch für Senioren

Langer Weg zur Smartwatch für Senioren

Michelle Ritterbusch/shz.de
Schleswig
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Endlich eine funktionierende Smartwatch hat Gerlinde Bergmann bekommen. Foto: Michelle Ritterbusch/shz.de

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Sie wollte ihm seine Selbstständigkeit lassen: Deswegen kaufte Gerlinde Bergmann aus Schleswig eine Smartwatch mit Ortungsfunktion für ihren demenzkranken Mann. Dass damit monatelange Probleme begannen, damit rechnete sie da noch nicht.

Gerlinde Bergmann lächelt. Endlich hält die Seniorin aus Schleswig eine funktionierende Smartwatch in den Händen. Der Weg dahin war lang.

Vor einigen Monaten hatte sie im Telekom-Shop in Schleswig eine Samsung-Smartwatch gekauft. Diese war für ihren an Demenz erkrankten Ehemann gedacht: Sie wollte ihn finden und erreichen können, sollte er bei seinem täglichen Spaziergang mit dem Hund die Orientierung verlieren. „Ich habe versucht, eine Möglichkeit zu finden, der Polizei nicht zur Last zu fallen“, sagte sie. Das Problem: Die dazu benötigte Ortungsfunktion ließ sich nicht aktivieren. Weder im Telekom-Shop, noch im Tilo (Treff im Lollfuß) oder beim DRK konnte man Gerlinde Bergmann helfen.

Die Seniorin war frustriert. „Man hat mir gesagt, dass es geht“, erinnerte sie sich im Gespräch mit shz.de an ihren Besuch im Telekom-Shop. „Sonst hätte ich die Uhr gar nicht gekauft.“ Denn zu den 99 Euro für das Gerät sollten jeden Monat rund 10 Euro für einen Mobilfunkvertrag dazukommen. Dieser wird benötigt, um alle Funktionen der Smartwatch zu nutzen.

Smartwatch für Senioren: Erst ein Handydoktor aus Schleswig kann helfen

Vier Wochen dauerte es, bis die moderne Uhr überhaupt mit dem Smartphone der Seniorin verbunden war. Die Ortungsfunktion war damals allerdings immer noch nicht aktiviert.

Nachdem Freunde, Bekannte und öffentliche Einrichtungen ihr nicht helfen konnten, fand sie schließlich einen Computerspezialisten, der die meisten Funktionen aktivieren konnte. Weitere 29 Euro kostete das. Für die Aktivierung der Ortungsfunktion musste sie einen weiteren Termin machen. Noch einmal 29 Euro wurden fällig. Danach lief endlich alles. Nur der Akku der Samsung-Uhr war schnell leer.

„Sehr bedauerlich“: Telekom entschuldigt sich

Auf Nachfrage von shz.de entschuldigte sich Georg von Wagner, Pressesprecher der Deutschen Telekom. Er teilte mit: „Bei unserer Kundin werden wir uns für die negativen Erfahrungen, die sie bei uns im Shop gemacht hat, entschuldigen. Denn es ist unser Anspruch, KundInnen – ob jung oder alt – so zu beraten, dass sie Fans der Telekom werden. Genau hierfür bedarf es optimaler Beratung – und genau dafür wollen wir der perfekte Gastgeber in unseren Shops sein.“

Im Fall von Gerlinde Bergmann war es nicht so. „Dass uns dies im Schleswiger Shop nicht gelungen ist, ist sehr bedauerlich.“ Der Telekom-Sprecher bot Gerlinde Bergmann an, einen neuen Termin im Shop oder telefonisch zu vereinbaren, um das Problem zu lösen.

Dieser Termin hat nun stattgefunden. Anschließend erzählt die Seniorin:

Die Lösung: eine neue Uhr. Statt dem schwieriger zu bedienenden Modell von Samsung hat sie nun eine TCL Movetime mit SOS-Funktion – eine Smartwatch speziell für Senioren mit größerem Bildschirm.

Endlich eine seniorengerechte Smartwatch

Endlich hält Gerlinde Bergmann eine Uhr mit vielen, für sie sinnvollen Eigenschaften in den Händen. Die gewünschte Ortungsfunktion funktioniert. Und sollte ihr Mann stürzen, sendet die Smartwatch eine Push-Nachricht auf das Handy der Seniorin. Außerdem gibt es einen Knopf, mit dem ihr Mann in brenzligen Situationen einen Notruf absetzen kann. „Und es können drei Nummern eingespeichert werden, die er anrufen kann“, erzählt die Schleswigerin, die im Telekom-Shop außerdem einen Gutschein für ihre Auslagen und ein kleines Geschenk als Entschädigung bekommen hat.

Das ist aber nicht der Grund, warum sich laut Gerlinde Bergmann der Ärger gelohnt hat: „Ich kann jetzt beruhigt sein, weil ich immer weiß, wo mein Mann ist.“ Das ist alles, worauf es ihr ankommt.

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