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Landesbauerntag in Rendsburg: Von Wertschätzung und Wertschöpfung

Landesbauerntag in Rendsburg: Von Wertschätzung und Wertschöpfung

Landesbauerntag: Von Wertschätzung und Wertschöpfung

SHZ
Rendsburg
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Ihm ist der persönliche Einsatz der Bäuerinnen und Bauern durchaus bewusst: Ministerpräsident Daniel Günther. Foto: Sönke Ehlers/shz.de

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Ministerpräsident Daniel Günther will die Höfe in Schleswig-Holstein erhalten.

Bereits vor den Reden gehen die Protagonisten aufeinander zu. Bauernschaft und Politik. Beifall auf offener Szene gibt es für Ministerpräsident Daniel Günther noch vor Betreten der Deula-Halle, in der sich frühere Kollegen beim traditionellen Landesbauerntag zum Auftakt der Agrarmesse Norla so manchen rhetorischen Hieb und auch Pfiffe abgeholt hatten.

 

In diesem Jahr aber ist so etwas wie Zuversicht in die renovierungsbedürftige rustikale Halle eingezogen. In Rendsburgs grünem Stadtteil auf der Südseite des Nord-Ostsee-Kanals, wo Bauernverband und Landwirtschaftskammer für Hunderte von Arbeitsplätzen sorgen, stimmt an diesem Tag jene Chemie, die auf den Feldern verpönt ist.

Lobende Worte für Günther und Albrecht

Bauernverbands-Präsident Werner Schwarz ist gut aufgelegt. Die Landesregierung habe eine Wertschätzungskampagne für die Landwirtschaft gestartet, sagt Schwarz und findet weitere lobende Worte für Günther und den ebenfalls anwesenden Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Jan Philipp Albrecht. Beide Seiten waren sich in den letzten Wochen bei den Themen Umweltschutz und Tierwohl näher gekommen.

 

Ministerpräsident Günther stellte den persönlichen Einsatz der Bäuerinnen und Bauern heraus. Auf den Höfen werde ein Drittel mehr an Arbeitszeit geleistet als in anderen Berufen. „Wir stehen an der Seite der Landwirte. Schleswig-Holstein ist ein Bauernland. Das soll es auch bleiben“, sagt Günther. Sein grüner Kabinettskollege Albrecht nickt zustimmend. Und applaudiert. Was den Eindruck vermittelt, dass die Jamaika-Koalition zumindest auf diesem Gebiet gut funktioniert.

Landwirte fordern Planungssicherheit

Bei allen Gemeinsamkeiten mahnt Verbandschef Schwarz Veränderungen an. „Wir müssen uns als Landwirtschaft neu erfinden.“ Dafür brauchten die Landwirte Planungssicherheit. „Wir konnten viele Jahre mithalten, weil wir unsere Höfe professionalisiert, die Leistungen gesteigert, die Produktion konzentriert haben“, sagte Schwarz. Ackerbauern und Tierhalter seien aber am Ende angelangt. „Nur wenn auf den Höfen Geld verdient wird, können wir Veränderungsleistungen erbringen.“

Günther pflichtet Schwarz bei. „Wir geben zu wenig Geld für Lebensmittel aus“, kritisiert der Ministerpräsident. Worauf ein in den hinteren Reihen sitzender Bauer in halbleisem Ton anmerkt, es habe ja auch nicht jeder Konsument ausreichend Geld in der Tasche. Viele Haushalte müssten beim Einkauf auf den Cent achten, meint der aus dem Nachbarkreis Dithmarschen angereiste Hofbetreiber.

Schwarz wird in seinen Ausführungen aber auch kritisch. „Glaubt ernsthaft jemand, die enormen Herausforderungen könnte man mit strikten Regeln, genaueren Kontrollen und härteren Sanktionen erreichen?“ Die Welt werde nicht per Gesetz, sondern durch Kooperation und Freiwilligkeit gerettet. Nachhaltigkeit brauche keine Revolution von oben herab.

Gemeinsame Erklärung zur Zukunft der Landwirtschaft

Froh zeigen sich Schwarz und Günther über die am Dienstag unterzeichnete gemeinsame Erklärung zur Zukunft der Landwirtschaft. Tierschutz und ökologischer Landbau sollen im Norden künftig eine stärkere Rolle spielen. „Das ist mehr als ein symbolischer Akt“, sagte Günther, der angesichts seiner Offensive für den verstärkten Abschuss von Gänsen an der Nordseeküste (siehe Seite 1) den größten Beifall erhält. Danach geht es auf das gut besuchte Messegelände. Politik trifft Menschen. Wahlkampf.

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