Anstieg der Fallzahlen

„Lage schlechter als Stimmung“: Lauterbach erwartet mehr Corona-Tote

„Lage schlechter als Stimmung“: Lauterbach erwartet mehr Corona-Tote

Lauterbach erwartet mehr Corona-Tote

SHZ
Berlin
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Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor einer steigenden Zahl von Corona-Toten. Foto: AFP/ODD ANDERSEN/shz.de

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Der Omikron-Subtyp BA.2 und die Rücknahme kontaktreduzierender Maßnahmen sorgen für einen Anstieg der Fallzahlen in Deutschland. Gesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt sich besorgt.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat davor gewarnt, die aktuelle Situation in der Corona-Pandemie zu unterschätzen. "Die Lage ist objektiv viel schlechter als die Stimmung", sagte Lauterbach am Freitag in Berlin mit Verweis auf deutlich steigende Fallzahlen. Täglich würden derzeit 200 bis 250 Menschen an Corona sterben. Für ihn sei die Lage "kritisch", weil davon auszugehen sei, dass die Zahl der Toten in den kommenden Wochen weiter ansteigen werde.

Corona-Maßnahmen für Hotspots

Es sei deshalb falsch, nun alle Schutz- und Vorsichtsmaßnahmen über Bord zu werfen, sagte der Minister. Lauterbach nannte es eine "Fehleinschätzung" zu glauben, dass es bei der Omikron-Variante nur mildere Verläufe gebe. Ungeimpfte könnten an ihr sterben, und auch Geimpfte könnten an der Omikron-Variante schwer erkranken und "langfristige Symptome entwickeln". Darauf müsse reagiert werden.

Die Neufassung des Infektionsschutzgesetzes sehe deshalb vor, dass in Hotspots weiter Maßnahmen wie Masken- und Testpflichten ergriffen werden könnten, sagte Lauterbach. Hotspots könnten durchaus große Gebiete sein und nicht nur einzelne Städte oder Regionen. Solche Schutzregelungen könnten dann "auch ein ganzes Bundesland betreffen".

Die Neuregelungen des Infektionsschutzgesetzes ist nötig, weil nach bisheriger Rechtslage alle Schutzmaßnahmen nach dem 19. März auslaufen würden.

Omikron-Subtyp BA.2 sorgt für Anstieg der Fallzahlen

In 10 von 16 Bundesländern ist die 7-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen in der vergangenen Woche angestiegen. Das geht aus dem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagabend hervor. Bundesweit sei die Inzidenz zwischen der vorletzten und der letzten Woche um zwei Prozent gestiegen.

Verantwortlich für den momentanen Anstieg der Covid-19-Fälle sei vermutlich die leichtere Übertragbarkeit des Omikron-Subtyps BA.2 und die Rücknahme kontaktreduzierender Maßnahmen.

„Der weitere Verlauf der Pandemie hängt maßgeblich davon ab, wie sich das Verhalten in der Bevölkerung ändert und in welchem Umfang mögliche infektionsrelevante Kontakte zunehmen“, heißt es in dem Wochenbericht. Eine weitere Zunahme der Fallzahlen könne nicht ausgeschlossen werden.

Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen

Das RKI hatte am Donnerstag eine Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen gemeldet: Die Behörde hatte 262.752 Fälle binnen 24 Stunden und damit erstmals mehr als 250.000 verzeichnete Neuinfektionen an einem Tag registriert. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz war auf 1388,5 geklettert. Die höchsten Inzidenzen werden dem Wochenbericht zufolge weiterhin in der Gruppe der 5- bis 24-Jährigen verzeichnet. Sie lag dort zuletzt bei Werten um die 2000 Fälle pro 100.000 Einwohner in 7 Tagen. Bei Personen ab 65 Jahren stagnierte die 7-Tage-Inzidenz in der Vorwoche.

Probleme durch Impflücke

Angesichts der steigenden Infektionszahlen hatte Lauterbach am Donnerstag erneut zu mehr Impfungen aufgerufen. Die Lücke sei so groß, „dass wir ohne eine deutliche Verbesserung der Impfbereitschaft und der Impfquoten im Herbst wieder erhebliche Probleme haben werden“, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Bekomme man die anwachsende Omikron-Welle nicht in den Griff, würden über viele Wochen hinweg jeden Tag 200 bis 300 Todesfälle zu beklagen sein. „Damit können wir uns nicht abfinden.“

Der Anteil des leichter übertragbaren Omikron-Subtyps BA.2 an einer Stichprobe ist laut Wochenbericht bis Ende Februar auf 48 Prozent gestiegen. In der Woche zuvor hatte der Wert noch bei 38 Prozent gelegen. In einer Bevölkerung mit hoher Immunität – durch Impfung oder Infektion – verursache BA.2 keine schwereren Erkrankungen als der ursprüngliche Omikron-Subtyp BA.1.

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