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Der kleine Bauernmarkt in Kopperby: Wie in einem Tante-Emma-Laden

Der kleine Bauernmarkt in Kopperby: Wie in einem Tante-Emma-Laden

„Wie in einem Tante-Emma-Laden“

SHZ
Kappeln
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Petra Buchhold ist die gute Seele des kleinen Bauernmarktes und hat neben frischen Brötchen und Naschtüten wie anno dazumal oft auch ein „Ohr“ für ihre vielen Kunden und Kundinnen. Foto: Susanne Panozzo / SHZ

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Vor 22 Jahren haben Petra und Rolf Buchholz den kleinen Bauernmarkt übernommen. Über die Jahre hat sich das kleine Geschäft zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt gemausert.

„Ich bin alles in einer Person“, sagt Petra Buchhold, Inhaberin des kleinen Bauernmarktes. Sie lächelt: Schon am frühen Morgen sei sie „zumindest mal Sozialpädagogin, 'Erzieherin für Rentner' und manchmal auch Seelsorgerin.“ Denn mittlerweile hat sich ihr Bauernmarkt in Kopperby zu einem echten Treffpunkt für viele Menschen entwickelt. Da kommen Handwerker vorbei, um morgens ab 6.30 Uhr ganz stilecht ihren frischen Kaffee, das ein oder andere belegte Brötchen und die obligatorische Zeitung einzukaufen. Natürlich mit einem ersten Klönschnack mit Chefin Petra.

Nach den Handwerkern kommen die Stammkunden

Später trudeln erste und zweite Stammgrüppchen ein, die es sich auf urigen Holzbänken bequem machen und erste Neuigkeiten aus dem Dorf und der Welt einholen. Man kennt sich hier. Da wird über Politik geredet, über Todesfälle in der Nachbarschaft und es werden Tipps zum Finden eines Partners gegeben. Das pure Leben im Miniformat.

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Seit 22 Jahren gibt es den kleinen Bauernmarkt in Kopperby. Einst als Domizil für den alten Feuerwehrbus, ein bildschöner T1, der Ortsfeuerwehr genutzt, später von der Stadt Kappeln für Unterstellzwecke von Schildern und weiteren Utensilien verwendet, hat das kleinen Gebäude schon so einiges erlebt. Durch einen Zufall wurden dann Petra und Rolf Buchhold aufmerksam, als es darum ging, dass das Gebäude von Seiten der Stadt veräußert werden sollte.


Zunächst gemeinsam mit Familie Petersen aus Olpenitzfeld startete man das „Unternehmen Bauernmarkt“. Ab 1996 lag die Verkaufshoheit dann nur noch bei Familie Buchhold. Mittlerweile ist Petra Buchhold alleinige Chefin des Bauernmarktes. Die ausgebildete Hauswirtschafterin weiß um die Bedürfnisse ihrer vielen Kunden, die meist auch Stammkunden sind. Denn, das erlebt man so nicht mehr allzu oft, es gibt hier noch den echten Klönschnack mit echtem Interesse dazu. Da wird ausgetauscht, nachgefragt, es werden Tipps gegeben. Wie in einem kleinen Tante-Emma-Laden.


„Bei mir gibt es frische Brötchen vom Bäcker Brix, würzigen Bioschafskäse aus der Nachbarschaft, Säfte, Wein, hauseigene Eier, Honig von Dieter Müller, Wurst, und natürlich den Kaffee zur Morgenzeitung.“ Wichtig ist der Inhaberin, dass alles aus der Region kommt. „Spezialwünsche werden auch erfüllt, wenn es passt“, sagt sie und schmunzelt. Denn manchmal wird etwas vorbestellt, wie größere Mengen an Honig. Und auch frischen Fisch gibt wöchentlich. Jeden Dienstag um 7.15 Uhr trudelt Heiko Blasendorff von der Fischräucherei Petersen in Maasholm ein, um fröhlich Fischspezialitäten zu verkaufen.


Die Stammkunden kommen aus der näheren Umgebung, mal per Auto, mal per Rad. „Wir sind meistens so 14 Leutchen“, erklärt der frühere Kapitän zur See, Niels Matthiesen. „Meine Eltern kamen aus Arnis“, begründet er seine Verbundenheit zur Region. „Streit gibt es hier eigentlich nicht“, erklärt er. „Wir haben alle eine gewisse Diplomatie!“. Manchmal klappte es jedoch mit der Harmonie nicht ganz so gut: „Ein paar Stinkstiefel hatten wir hier auch schon.“


Meist gegen 11 Uhr sitzen dann die „Rentiers“, wie sie sich nennen, vor dem Markt mit einer Tasse Kaffee, mitgebrachten Plätzchen, Marzipantörtchen und auch mal einem Zigarillo. Man geht dann die aktuelle Politik durch und, so Wilfried, genannt „Willi“ Bäthje: „auch die neuesten Witze werden ausgetauscht, manchmal sind diese auch unterhalb der Gürtellinie anzufinden.“

Wer nicht kommt, meldet sich ab

Seine Liebste Anneliese Mohr hat er vor zwölf Jahren über das Internet kennengelernt. Auch das ist Thema der morgendlichen täglichen Treffen. „Alles kommt auf den Tisch“, sagt er. Inzwischen ist die Gruppe so miteinander verbunden, dass man sich sogar abmeldet, wenn man mal nicht teilnehmen kann. Petra Buchhold dazu: „Mittlerweile wird sogar angerufen, wenn jemand nicht kommt!“


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