Energiekrise

Kalte Kirche in Kappeln: Nur noch 12 Grad im Gottesdienst

Kalte Kirche in Kappeln: Nur noch 12 Grad im Gottesdienst

Kalte Kirche in Kappeln: Nur noch 12 Grad im Gottesdienst

Rebecca Nordmann/shz.de
Kappeln
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In der Nikolaikirche wird es bald kälter als gewohnt. Foto: Rebecca Nordmann/shz.de

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Es könnte sein, dass Sie beim Singen im Gottesdienst in der Kappelner Nikolaikirche vielleicht bald Ihren Atem sehen. Frieren soll aber trotzdem keiner. Im Christophorushaus und im Christophorus-Kindergarten bleibt es ohnehin wärmer.

Die St.-Christophorusgemeinde Ostangeln muss gleich mehrere Gebäude im Blick haben. Es sind nicht nur die Kirchen in Kappeln, Hasselberg und Maasholm, es gibt auch noch ein Gemeindehaus und den Kindergarten St. Christophorus.

Vorschläge sammeln, wo Energie gespart werden kann

Dass alle diese Bauten ohnehin schon Geld kosten, liegt auf der Hand. Und dass sie unter den aktuellen Umständen mehr kosten als bisher – auch. „Deshalb haben wir als Kirchengemeinderat die einzelnen Kirchspiele um Vorschläge gebeten, wo gespart werden kann“, sagt Hanno Jöhnk, Pastor der St.-Christophorus-Kirchengemeinde.

Kappeln, Ellenberg, Gundelsby-Maasholm – das sind die drei Kirchspiele, von denen Jöhnk spricht. Sie sind gleichbedeutend mit vier Kirchen und für die größte von ihnen, Kappelns Nikolaikirche, gibt es bereits eine Entscheidung, wie der Spargedanke umgesetzt werden soll.

Schutz vor Feuchtigkeit und Schimmel

„Die Kirche wird nicht mehr über zwölf Grad geheizt“, kündigt Jöhnk an. Die Heizung ganz abzudrehen, sei nicht möglich, da sonst das Risiko bestehe, dass Feuchtigkeit und damit Schimmel einziehe. Keinerlei Gefahr geht derweil nach den Worten des Pastors von der niedrigen Temperatur für die Orgel aus. „Für sie ist es eigentlich wichtiger, dass die Temperatur möglichst gleich bleibt“, erklärt er.

Maximaltemperatur von zwölf Grad

Also werde das Thermostat nun heruntergeregelt, um Energie zu sparen. Auch während der Gottesdienste gilt dann die Maximaltemperatur von zwölf Grad. Aber Hanno Jöhnk hat vorgesorgt: „Im Fall der Fälle haben wir Decken.“

Er ahnt, dass die reduzierte Temperatur gepaart mit dem vielleicht erneut erforderlichen ausgedehnten Lüften, gerade während der Weihnachtsgottesdienste, die in der Regel dicht an dicht aufeinander folgen, den Gottesdienstbesuch nicht unbedingt verlockend klingen lässt. Aber Jöhnk sagt auch: „Noch haben wir zumindest keine coronabedingten Beschränkungen, was Weihnachten betrifft. Jedenfalls nicht wie in der Vergangenheit.“

Hinzu komme: Gerade St. Nikolai biete den Platz, um Besucher bei Bedarf großzügig verteilen zu können.

19 Grad im Christophorushaus

Etwas wärmer als in der Kirche soll es indes im Gemeindehaus, also dem Christophorushaus, bleiben. Hier hat sich der Kirchengemeinderat auf 19 Grad festgelegt. Davon betroffen sind kirchliche Veranstaltungen, etwa der „Gesellige Nachmittag“, aber auch die Treffen externer Gruppe, etwa der Guttempler oder der Freien Alten- und Nachbarschaftshilfe Kappeln.

Kaltes Wasser zum Händewaschen

Wer sich im Christophorushaus aufhält, muss sich zudem darauf einstellen, zum Händewaschen künftig nur kaltes Wasser zur Verfügung zu haben. Jöhnk: „Hier haben wir das Warmwasser schon abgestellt.“

Höchsttemperatur im Christophorus-Kindergarten

19 Grad gelten derweil ebenfalls im Evangelischen St.-Christophorus-Kindergarten, der im Christophorushaus untergebracht ist, als Höchsttemperatur. Mitarbeiterin Laura Thiel bestätigt die Entscheidung und hält sie für absolut umsetzbar.

„Das wird funktionieren“, sagt sie. „Dann ziehen die Kinder eben eine Schicht mehr an.“ Natürlich werde auch kontrolliert, ob sie die Temperatur gut aushalten, um bei Bedarf mit entsprechender Kleidung nachzusteuern. Die Eltern sind kaut Laura Thiel informiert über diesen Schritt – „und alle sind damit einverstanden“.

Erwachsene frieren eher als Kinder

Das Gute: „Die Kinder sind sowieso die meiste Zeit in Bewegung“, sagt die Kita- Erzieherin. Kälte hätte da ohnehin nur eine geringe Chance. „Die, die mehr frieren werden, sind wir Erwachsene“, sagt Thiel und lacht.

Was die übrigen kirchlichen Gebäude in den Kirchspielen betrifft, wartet der Kirchengemeinderat noch auf Einschätzungen derjenigen, die direkt vor Ort sind. Hanno Jöhnk sagt: „Die Menschen, die sich regelmäßig in den jeweiligen Gebäuden aufhalten, wissen am besten, an welchen Stellen Einsparpotenzial gegeben ist.“

Petrikirche mit Dreifachisolierung

Auf deren Urteil zu warten, sei sinnvoller, als eine pauschale Lösung zu bestimmen, die vielleicht in der großen Nikolaikirche angemessen sei, in der kleinen Maasholmer Petrikirche aber aus bestimmten Gründen nicht. Diese sei, das weiß Hanno Jöhnk selbst gut, „die perfekte Winterkirche“, weil sie zum einen sehr klein sei und zum anderen über dreifach isolierte Fenster verfüge.

Einsparpotenzial in allen Arbeitsbereichen

Allerdings hat der Kirchengemeinderat da nicht nur das Energie-Triumvirat Gas, Strom und Öl im Blick. „Es geht um alle Arbeitsbereiche“, sagt Hanno Jöhnk. So könne man auch darüber nachdenken, ob nicht vielleicht am Papier gespart werden könne. Auf jeden Fall aber gelte: Die Situation soll in den Kirchspielen individuell beurteilt werden.

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