Kritik an Politik und Impfgegnern

Kai Giermann: Chef des Gesundheitsamtes in Schleswig fordert harte Corona-Maßnahmen

Chef des Gesundheitsamtes in Schleswig fordert harte Corona-Maßnahmen

Chef des Gesundheitsamtes in SL fordert harte Maßnahmen

SHZ
Schleswig
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Kai Giermann, der Leiter des Schleswiger Gesundheitsamtes, hatte keine guten Nachrichten für die Ausschuss-Mitglieder. Foto: Gero Trittmaack/shz.de

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Vor dem Gesundheitsausschuss des Kreises machte Dr. Kai Giermann, der Leiter des Gesundheitsamtes, wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie – und ging hart mit Politik und Impfgegnern ins Gericht.

Das Prozedere zu Beginn der Sitzung passt zum Vortrag von Kai Giermann, dem Leiter des Schleswiger Gesundheitsamts: Da im Kreishaus die 3G-Regel gilt, wurden die Impf- oder Testbescheinigungen von allen Mitgliedern des Gesundheits- und Brandschutzausschusses streng kontrolliert. Giermanns Thema: Neues zur Corona-Pandemie. Sein erster Satz: „Ich habe keine guten Botschaften.“

Der Chef des Gesundheitsamtes ordnete zunächst die Zahlen ein: Obwohl inzwischen geimpft werde, gebe es mehr Corona-Fälle als in der ersten Welle. „Selbst wir erreichen bei den Inzidenzen Höchstwerte, und die Zahlen steigen weiter an. Denken Sie nur an die Weihnachtszeit, wenn wieder alle zusammensitzen und sich gegenseitig anstecken.“ Das Ende der Fahnenstange sei noch lange nicht erreicht.

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Auch von den Geimpften geht eine große Gefahr aus

Einen Grund dafür sieht Giermann in dem „Mythos, dass Geimpfte nicht gefährlich“ sind: „Das Gegenteil ist der Fall“, so Giermann, „durch die Impfung bemerken Infizierte die Symptome, wenn überhaupt, erst nach fünf Tagen. So lange laufen sie frei herum und stecken andere an. Aber das ist ja der politische Wille." Auch Impfgegner und wiederum die Politik bekamen in dem kurzen Vortrag ihr Fett weg. „Wir haben es nicht geschafft, die zehn Prozent Knalltüten, die sich nicht impfen lassen wollen, unter einen Deckel zu bekommen. Eine Demokratie muss doch das Recht haben, sich zu wehren, wenn die Allgemeinheit geschädigt wird. Ich sage das, obwohl ich weiß, dass ich dann als Radikaler dargestellt werde.“

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Mit den jetzt eingeleiteten Maßnahmen ist die Pandemie nach Auffassung des Gesundheitsamts-Chefs nicht aufzuhalten. Seine Vorschläge gehen weit darüber hinaus: „Impfpflicht, 2G Plus, Isolierung nach Kontakt mit Infizierten auch für Genesene, Verbot von Veranstaltungen mit mehr als zehn Teilnehmern. Das ist das kleine Einmaleins der Seuchenhygiene. Aber wer hört schon auf mich.“ Es sei schon sehr frustrierend, wenn man wisse, wie es besser geht und nichts in dieser Richtung getan werde. Giermanns düstere Prognose: „Wir werden abbrennen.“ Auch das Gesundheitsamt sei schon wieder an der Belastungsgrenze. Bei einer Inzidenz von über 100 schaffen wir die Nachverfolgung der Fälle und die Verordnungen der Isolation nicht mehr an einem Tag. Dann müssen wir die weiße Flagge hissen.“

Bittere Prognose des Schleswiger Gesundheitsamts-Chefs

Auf eine hoffnungsvolle Frage aus dem Plenum, wann denn ein Ende der Pandemie in Sicht sei, antwortete Giermann gnadenlos mit einem Zitat von Gesundheitsminister Jens Spahn: „Am Ende sind wir geimpft, genesen oder tot.“

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