Rekord

Jeder vierte wählt schon im voraus

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Jeder vierte wählt schon im voraus

SHZ
Kiel
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Noch nie haben so viele Schleswig-Holsteiner ohne Gang an die Wahlurne gewählt wie jetzt. Foto: Uli Deck

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Weil Menschenansammlungen coronabedingt unpopulär sind, verzeichnen die Kommunen im Vergleich zur letzten Bundestagswahl eine stark steigende Nachfrage nach der Briefwahl.

Ein Rekord ist der Bundestagswahl am 26. September schon sicher: Noch nie war der Anteil der Briefwähler so hoch. Nach Einschätzung von Landeswahlleiter Thilo von Riegen wird die Quote die 25-Prozent-Marke überschreiten. Beim letzten Mal 2017 hatte der Wert 22,7 Prozent betragen. „Ich gehe davon aus, dass das diesmal überschritten wird“, sagt von Riegen.

In Kiel liegt der Briefwähleranteil schon jetzt bei 27 Prozent

Eine offizielle landesweite Zahl dazu gibt es zwar nicht. Schlaglichter aus den vier größten Städten deuten jedoch darauf hin, dass mindestens jeder vierte seine Stimme bereits vor dem Wahltag abgeben wird. In Kiel liegt die Briefwähler-Quote aktuell bei 27 Prozent, in Flensburg bei 22,5, in Neumünster bei 21,6 und in Lübeck bei 19,7 Prozent. „Wir rechnen letztendlich mit einem Anteil von 25 Prozent“, sagt Neumünsters Stadtsprecher Stephan Beitz.

Teams zur Auszählung verdoppelt

Weil auch die Briefwahlstimmen erst am 26. September ausgewertet werden dürfen, haben Städte und Gemeinden die Teams zur Auszählung mindestens verdoppelt. In Neumünster zum Beispiel kletterte ihre Zahl von sechs auf 15. „Sonst zählen die sich tot“, sagt Beitz.

Anträge auf Briefwahl spätestens bis zum 17.9. um 18 Uhr

Noch bis zum 17. September um 18 Uhr kann man Briefwahlunterlagen bei seinem Rathaus oder seiner Amtsverwaltung beantragen. Dazu genügen eine Mail oder ein Anruf; viele Kommunen haben dazu Online-Formulare eingerichtet. Spätestens am 23. September müssen die ausgefüllten Stimmzettel per Post zurückgeschickt werden. Landeswahlleiter und Kommunen erklären den Trend, vom heimischen Sofa aus zu votieren, mit der Pandemie. Dadurch wolle ein Teil der Wahlberechtigten Menschenansammlungen lieber meiden.

Im Wahllokal gilt Maskenpflicht

In den Wahllokalen müssen Maske getragen und 1,5 Meter Mindestabstand eingehalten werden. Die 3G-Regel gilt nicht. Nach positiven Erfahrungen bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz geht von Riegen davon aus, „dass sich die Wähler diszipliniert verhalten.“ Jedoch dürften die Schlangen vor den Wahllokalen länger ausfallen, glaubt der Landeswahlleiter.

Mehr Wahlberechtigte, mehr Kandidaten

Noch nie außer 1949 gab es bei einer Bundestagswahl in Schleswig-Holstein so viele Wahlberechtigte wie diesmal: Es sind 2,276 Millionen und damit 14 000 mehr als 2017. Geradezu nach oben katapultiert worden ist die Zahl der Kandidaten: Es sind 271 gegenüber 159 vor vier Jahren. Auch das führt von Riegen auf Corona zurück: Dadurch konnten Parteien Bewerber einfacher aufstellen, etwa nur per Video-Konferenz oder mit weniger Unterstützerunterschriften.

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