Kappeln

Iryna Oelze berichtet von ihrer Reise in die Ukraine

Iryna Oelze berichtet von ihrer Reise in die Ukraine

Iryna Oelze berichtet von ihrer Reise in die Ukraine

Doris Smit/shz.de
Kappeln
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Rüdiger und Iryna Oelze mit  Kateryna Strazhyr und Fahrer Andrij (v. r.) Foto: Privat

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Die Reise war anstrengend, aber erfolgreich. Zum zweiten Mal sind Iryna und Rüdiger Oelze in die Ukraine gefahren, um gespendete Hilfsgüter abzugeben. Sie sind zurück und berichten von der Tour.

Als allererstes möchte Iryna Oelze sich bedanken. Nachdem sie im Oktober das Gefühl hatte, dass die Empathie und die Spendenbereitschaft für ihre Landsleute in der Ukraine abgenommen hat und sie den Transporter mit Hilfsgütern für ein Heim in der Nähe der Stadt Czernowitz gar nicht voll bekommen würde, gingen viele sehr Spenden ein.

Besonders Kappelner Vereine und Verbände hatten sich gemeldet und die gebürtige Ukrainerin bei ihrer Mission unterstützt. Der Lions Club hatte einen großen Karton mit Medikamenten organisiert, aus dem Sanitätshaus Olaf Rieger kam der dringend benötigte Rollstuhl mit beweglicher Rückenstütze für eine junge Frau, die im Krieg ihre Familie verloren hat.

Auch die Freie Alten- und Nachbarschaftshilfe Kappeln (Franka) hatte sich beteiligt, ebenso die Kirche der Baptisten in Kappeln, der Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes und der Kreissportverband Schleswig-Flensburg meldeten sich auf den Aufruf hin und spendeten großzügig. „Dazu kommen viele private Spender, die wir aus Diskretionsgründen nicht nennen. Das würde auch die ganze Zeitung sprengen“, sagt Iryna Oelze.

Sie ist froh, dass sie so viele Menschen erreichen konnte, denn es ist ihr wichtig, dass der Krieg in der Urkaine, kaum 2000 Kilometer entfernt, nicht vergessen wird. Gerade zurzeit sei es schlimm, denn jeder Bombeneinschlag, auch wenn er viele Kilometer entfernt sei, lege die Versorgung lahm. „Die Menschen sitzen im Dunkeln, und es ist sehr kalt“, beschreibt sie.

Langer Stau bei der Einreise in die Ukraine

Lange hatten sie bei der Anreise an Hauptgrenzstation Medyka gestanden. „Die Schlange war zehn Kilometer lang. Wir sind in jede Stunde nur drei, vier Meter vorangekommen“, beschreibt sie. Am Ende kam ihr Kateryna Strazhyr, Betreiberin des Heims, entgegen und hat die Güter übernommen. Iryna Oelze ist mit ihrem Mann dann einen großen Umweg gefahren, um über Polen und die kleine Landgrenze Ustilug in die Ukraine einzureisen.

Das Licht kam nur von den Scheinwerfern der Autos. Bei einem Besuch in der Stadt Lwiw, erinnert sich Iryna Oelze daran, wie sie aus der Dunkelheit Stimmen hörte. „Slawa Ukraini! (Ruhm für die Ukraine) sagte jemand. Mir standen die Tränen in den Augen. Diesen Moment werde ich nie vergessen. 80 Prozent der Bevölkerung in der Ukraine friert und sitzt im Dunkel. Aber die Menschen sind trotzdem hoffnungsvoll und mutig.“ 

Ihre Familie und einige Freunde sind inzwischen aus der Stadt aufs Land gezogen, weil man dort mit Holz heizen kann. Sie appelliert an die Kriegsflüchtlinge, die Unterkünfte suchen, und an die Menschen in der Stadt, das auch zu tun: „Das bedeutet, man hat Wärme und man verhungert nicht.“

Ihre Familie habe sich riesig über den Besuch gefreut. „Wir haben zusammen gekocht, über den Krieg und das Leiden der Menschen gesprochen, danach gesungen und sogar einen Schneemann gebaut, denn es hatte es ordentlich geschneit“. Der größte Wunsch ist es, dass Krieg und Folter schnell enden.

Zurzeit nimmt Iryna Oelze keine Sachspenden entgegen. Wichtiger wäre es, Generatoren zu kaufen, sagt sie. Wer helfen möchte, erhält die Nummer des Spendenkontons unter der Telefonnummer 04642/920777.

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