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Insolvente Klinik: Flensburger Diako entlässt 110 Mitarbeitende

Insolvente Klinik: Flensburger Diako entlässt 110 Mitarbeitende

Insolvente Klinik: Flensburger Diako entlässt 110 Mitarbeite

Mira Nagar/shz.de
Flensburg
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Das Sanierungskonzept der Diako Krankenhaus gGmbH sieht unter anderem mit Stellensteichungen vor. Foto: Staudt/shz.de

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Die Diako Krankenhaus gGmbH muss zehn bis 15 Millionen Euro einsparen, um wirtschaftlich auf die Füße zu kommen. Dabei werden auch Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen.

Die schlechten Nachrichten kommen ausgerechnet kurz vor Weihnachten. Doch die Überbringer betonen, dass es für sie keine andere Alternative gebe. Die Diako Krankenhaus gGmbH hatte am 22. November Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt und muss dies nun umsetzen. Zehn bis 15 Millionen Euro sollen pro Jahr „freigesetzt“ werden, wie Geschäftsführer Ingo Tüchsen erklärt. Den Dauergerüchten über einen Verkauf erteilt Tüchsen eine Absage: Die Diako Krankenhaus gGmbH soll wie geplant als gesundes Unternehmen mit den Maltesern fusionieren.

Doch es müssen Ausgaben gesenkt werden. „Dabei wird es auch zu Personalanpassungen kommen“, sagt Christian Eckert, der mit der Unternehmensberatung WMC Healthcare die Diako Krankenhaus gGmbH beim Sanierungs-Prozess begleitet. Auf der einen Seite soll die Versorgung durch eine bessere „Steuerung“ der Patienten durch das Haus effizienter werden. Auf der anderen Seite sollen 75 Vollkräfte „so sozialverträglich wie möglich“ eingespart werden.

Im Medizinisch-Technischen Dienst, im Funktionsdienst, bei den Ärzten, in der Verwaltung und beim Wirtschafts- und Versorgungsdienst plane man, Stellen abzubauen. „Das wird etwa 110 Personen betreffen“, erklärt Eckert. Wie genau das ausgestaltet wird und welche Stellen in welchen Bereichen gestrichen werden, wird im Januar konkretisiert. Kündigungen werden dabei nicht ausgeschlossen.

2023 wäre die Zahlungsunfähigkeit gekommen

Diese Botschaft, ohne konkrete Details, so kurz vor Weihnachten: „Für einen kirchlichen Träger ist das natürlich ein unglücklicher Zeitablauf“, sagt auch der Generalbevollmächtigte Friedemann Schade von der Kanzlei BRL. Doch er sieht keine Alternative. „Im Laufe von 2023 wäre man in die Zahlungsunfähigkeit geraten.“

Das Problem bei einem Krankenhaus: Auf der Einnahmenseite kann man nur bedingt an der Schraube drehen, Operationen nicht einfach teurer machen. Auf der anderen Seite müssen Betten und Personal für Patienten vorgehalten werden, die am Ende nicht kommen. Finanziell gesehen ist das ein Problem.

Stellschrauben liegen laut Finanzexperten beispielsweise in der Erlösoptimierung. „Die Kosten für Arzneimittel, Implantate, OP-Bedarf und Verbrauchsmaterialien können durch Transparenz und aktive Steuerung deutlich positiv beeinflusst werden“, erklärt Eckert. Erhebliches Einsparpotential gebe es darüber hinaus in der Hauswirtschaft, beim Krankentransport und der Speisenversorgung.

Mehr Personal bei Pflege und Gynäkologie

Ingo Tüchsen möchte das Ganze lieber positiv umschreiben: „95 Prozent der Arbeitsplätze bleiben erhalten.“ An einigen Stellen werde sogar aufgestockt. „Keinerlei Personaleinsparungen wird es im Pflegedienst geben“, bestätigt auch Eckert. Auch im Bereich Gynäkologie und Geburtshilfe sei ebenfalls von mehr festem Personal die Rede. Das kann wiederum zu Einsparungen führen. „Wir werden weniger darauf angewiesen sein, Fremdpersonal zu beschäftigen“, plant Tüchsen. „Denn das ist 2,5 mal so teuer wie eigene Beschäftigte.“

Einsparungen sollen auch bei den Tochterunternehmen Diako Service, die für die Reinigung zuständig ist, und beim Essenslieferanten Menüservice Nord gemacht werden, obwohl diese schwarze Zahlen schreiben. Doch sie sind als 100-prozentige Diako-Töchter vom ins Trudeln geratenen Krankenhaus abhängig. Einsparungen von 20 Prozent, wie sie offenbar beim Reinigungspersonal befürchtet werden, können aber weder Tüchsen noch Diako-Rektor Dirk Outzen bestätigen.

Mitarbeiter verunsichert

„Es gibt eine laufende Unsicherheit bei den Mitarbeitern“, sagt Ingo Tüchsen. „Die Patienten merken das vielleicht nicht, aber in den Pausen kann man die Anspannung spüren.“ Nun schickt die Diako viele Mitarbeiter auch noch mit Ängsten um den Arbeitsplatz ins Weihnachtsfest. Welche Stellen eingespart werden, das wird erst im Januar mit den Mitarbeitervertetungen ausgearbeitet. Diese entsprechen im kirchlichen Arbeitsrecht in etwa den Betriebsräten. „Die Mitarbeitenden verdienten absolute Transparenz“, so Tüchsen. „Man könne sich aber auch keine Verzögerungen im Schutzschirmverfahren leisten, um das Krankenhaus so schnell wie möglich in ruhiges Fahrwasser zu bringen. 

Immerhin: Die Weihnachtsgelder wurden ausgezahlt und auch die Überstundenkonten bleiben bestehen. Gehälter wie auch aktuelle Zahlungen an externe Dienstleister wie Lieferanten und Handwerker sind durch das Verfahren gesichert.

Doch was davon wird man denn merken, sollte man in den kommenden Monaten ins Krankenhaus müssen? „Patienten werden genauso gut und in der gewohnten hohen Qualität versorgt“, sagt der Generalbevollmächtigte Friedemann Schade. Die Fachabteilungen sollen alle erhalten bleiben. „Es gibt keine Einschränkungen.“ Die Patientinnen und Patienten sollen so wenig wie möglich von den Unsicherheiten mitbekommen.

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