Fast ein Jahr kein Schafsriss

Hat der Wolf in Südtondern das Weite gesucht?

Hat der Wolf in Südtondern das Weite gesucht?

Hat der Wolf in Südtondern das Weite gesucht?

SHZ
Südtondern
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Dieser Wolf ist für Nutztierherden keine Gefahr. Er lebt in einem Gehege. Foto: Jens Büttner / SHZ

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2020 waren Schafsrisse durch Wölfe an der Tagesordnung im nördlichen Nordfriesland. Doch seit November des vergangenen Jahres gibt es hierzulande keinen nachgewiesenen Fall mehr.

Im vergangenen Jahr hatten die Schafhalter in Südtondern allen Grund, sich zu sorgen. Eine ganze Reihe von Schafsrissen wurden hierzulande registriert, und es sah so aus, als wollte die Serie kein Ende nehmen.

Die Nutztier- sowie auch einige Wildtierrisse waren zum größten Teil auf den Wolf zurückzuführen. Genauer gesagt auf Wölfe, denn innerhalb eines Jahres hatten vier verschiedene Tiere dieser Spezies das nördliche Nordfriesland durchstreift und Beute gemacht. Das hatten die genetischen Untersuchungen am Senckenberg-Institut im hessischen Gelnhausen ergeben.

Weiterlesen: Vier verschiedene Wölfe im nördlichen Nordfriesland nachgewiesen

Aufmerksamkeit erregte beispielsweise ein solcher Beutezug im Februar 2020 in Emmelsbüll-Horsbüll, als ein Schaf direkt neben einem Wohnanwesen gerissen worden war.

In Karlum wurden im Juni 2020 mehrere Lämmer von einem Wolf getötet. Wenig später waren es dann Risse auf einer Achtruper Weide, denen drei Schafe und drei Lämmer zum Opfer fielen.


Zehn Schafe auf einmal

Im November des vergangenen Jahres fielen in Westre gleich zehn Schafe einer Wolfsattacke zum Opfer; vier der Tiere waren bereits tot, als sie entdeckt wurden, die anderen so schwer verletzt, dass sie getötet werden mussten.

Es sind dies die letzten nachgewiesenen Schafsrisse durch einen Wolf in Südtondern. Ein Riss im Dezember 2020 in Rodenäs war auf einen Hund zurückzuführen. Bei einem getöteten Schaf im Mai 2021 in Südtondern war eine Analyse nicht möglich.

Seit fast einem Jahr also ist zwischen Enge-Sande und Ellhöft, zwischen Dagebüll und Sprakebüll kein Wolf mehr auffällig geworden. Woran liegt das – ist Südtondern kein Durchzugsgebiet mehr für diese Art?

Die Einschätzung vom LLUR

„Tatsächlich haben wir in der letzten Zeit mehrere Individuen einige wenige Male nachgewiesen“, sagt Sprecher Martin Schmidt vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein (LLUR), der dabei allerdings das ganze Land im Blick hat.

Es sei aber kein Tier über längere Zeit in der gleichen Region geblieben und hätte durch Nutztierrisse eine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, erklärt er mit Verweis auf das Wanderverhalten der Tiere.

Längere Perioden, in denen in einer Region kein Wolf nachgewiesen wird, könnten immer wieder vorkommen, so Schmidt. „Wir sind weiter in der Phase einzelner durchziehender Wölfe, die nach Partner und geeignetem Revier suchen“, so der LLUR-Sprecher.

Weiterlesen: Weitere Tiere im deutsch-dänischen Grenzgebiet gerissen

Das heißt aber auch, dass ein Wolf jederzeit wieder in Südtondern auftauchen kann, zumal auch das benachbarte südliche Jütland immer wieder Ziel von Wolfswanderungen war.

Sorge der Schafhalter bleibt

So sehen es auch die Schafhalter, die sich weiterhin um ihre Tiere sorgen. „Schafsrisse werden wieder vorkommen“, da ist sich Werner Richardsen sicher. „Und es muss immer erst etwas passieren, bis ein Wolf zum Problemwolf wird“, sagt der Karlumer Bürgermeister.

Er hat seine Schafhaltung inzwischen aufgegeben – die Risiken durch den Wolf waren bei der Entscheidung aber nur einer von mehreren Gründen.

Dauerhaftes Revier?

Manche Schafhalter befürchten, dass ein Wolf hierzulande sogar heimisch werden könnte. Laut LLUR ist es aber unter Experten umstritten, ob es in Schleswig-Holstein geeignete Reviere gibt. „Die gibt es“, ist sich Werner Richardsen sicher, „am Gotteskoogsee oder im Jardelunder Moor.“ Letzteres liegt nur wenige Kilometer von der Amts- und Kreisgrenze entfernt.

Patrick Siemann rechnet ebenfalls mit dem erneuten Auftreten von Wölfen in Südtondern. Der Hobby-Schafzüchter aus Emmelsbüll-Horsbüll, der im vergangenen Jahr den Verlust eines Tieres durch einen Wolf zu beklagen hatte, glaubt, dass das Thema durch Corona ein wenig in Vergessenheit geraten ist.

Weiterlesen: Schafsriss in Emmelsbüll-Horsbüll 70 Meter vor der Haustür

„Die Populationen wachsen“, weißt Siemann. Weitere Vorkommnisse mit dem umstrittenen Wildtier sind demnach nur eine Frage der Zeit.

Schutzzäune

Von den offiziellen Schutzzäunen halten die meisten Schafhalter nichts. Nach ihrer Auffassung sind sie schlicht zu niedrig. Patrick Siemanns Tiere sind aber jetzt in Sicherheit. Er hat einen 2,30 Meter hohen Schutzzaun gebaut. Doch er besitzt gerade einmal fünf Tiere. Die Weide einer großen Herde lässt sich so nicht einzäunen.

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