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Glasfasernetz: Reinhard Janz aus Süderlügum will schneller surfen und wird ausgebremst

Glasfasernetz: Reinhard Janz aus Süderlügum will schneller surfen

Glasfasernetz: Reinhard Janz will schneller surfen

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Süderlügum
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Zweifelte die Netzgeschwindigkeit seines Glasfaseranschlusses an: Reinhard Janz aus Süderlügum. Foto: Hagen Wohlfahrt/shz.de

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Nur knapp 150 Megabit pro Sekunde Surfgeschwindigkeit statt der versprochenen 300? Das kann doch nicht wahr sein, dachte sich der frühere Webdesigner. Und wandte sich an seinen Provider.

Reinhard Janz surft gern und viel im Internet. Der ehemalige Grafiker und Webdesigner betreut ehrenamtlich die Website der Gemeinde Süderlügum. Doch der 69-Jährige hadert mit der Surfgeschwindigkeit in seinem Haus. Dabei verfügt er über einen hochmodernen Glasfaseranschluss. Sein Provider Nordischnet verspricht „konstant hohe Bandbreiten bis zu 300 Mbit/s im Download“. Der Süderlügumer hat auch einen entsprechenden Vertrag für diese Maximalleistung.

Doch Janz hat das Gefühl, dass es viel weniger Megabit pro Sekunde (Mbit/s) sind. Ende August wandte er sich deshalb an Nordischnet. „Der Provider forderte mich auf, Geschwindigkeitstests zu machen“, erzählt Janz. Dazu wählte er die Methode von breitbandmessung.de, die von der Bundesnetzagentur per App zur Verfügung gestellt wird. Die ausführliche Prozedur dauert mindestens fünf Tage.

„Das ist offenbar anerkannt, denn das ausführliche Messprotokoll kann dem Provider eingereicht werden. Der ist dann verpflichtet zu handeln“, sagt Janz. Dem Kunden stehe offen, eine Preisminderung zu fordern oder den Vertrag zu beenden.

Zweimal gemessen

Der Rentner hat das Messprozedere sogar zweimal durchgezogen. „Heraus kam eine mittlere Download-Geschwindwigkeit von etwa 150 statt der vertraglich vereinbarten Geschwindigkeit von 300 Megabit“, berichtet Janz. Bei der letzten Messung am 27. September waren es sogar nur knapp 125 Mbit/s. Das Messprotokoll hat er shz.de gezeigt.

Doch Nordischnet habe diese Messmethode der Bundesnetzagentur nicht anerkannt und auf eine andere App verwiesen. Nach einigem Hin und Her sei schließlich ein Techniker gekommen, der einen Test an Janz‘ Anschluss durchführte. „Dreimal hintereinander im Abstand von wenigen Sekunden ermittelte er mit seiner Software die Breitbandgeschwindigkeit“, berichtet er. Und erreichte –Überraschung – die Vertragsgeschwindigkeit. „Er hat von Süderlügum zu einem Server nach Bredstedt gemessen“, sagt Janz. Und damit war der Fall abgeschlossen.

Bei breitbandmessung.de wird darauf hingewiesen: „Die Laufzeit wird zu Servern in Frankfurt a. M. gemessen.“ Und weiter: „Gegebenenfalls liegt keine direkte Verbindung Ihres Anbieters zu den Servern vor und es erfolgt ein Transit, welcher unter Umständen zu einer höheren Laufzeit führen kann.“ Die Bitte von shz.de um eine Stellungnahme ließ Nordischnet bis dato unbeantwortet.

Der Internet-affine Rentner ist also weiter unzufrieden: „Die Distanz Süderlügum-Bredstedt ist nicht gerade das, was ich mir unter Internet vorstelle.“ Jetzt würde er gerne den Provider wechseln.

Telekom bietet DSL als Alternative

Doch Konzerne wie Telekom und Vodafone wollen die Glasfaserleitung der hiesigen Breitbandnetz-Gesellschaft offenbar nicht nutzen. Stattdessen bietet man Janz eine Kupferleitung mit DSL an. „Die in meinem Fall erst noch ins Haus gelegt werden müsste“, schüttelt er den Kopf.

Nur zwei Provider bei Breitbandnetz-Gesellschaft

„Jeder Provider, der mit uns als Netzbetreiber einen Vertrag schließt, kann das Glasfasernetz nutzen“, erklärt Vertriebsleiterin Kerrin Carstensen von der Breitbandnetz-Gesellschaft mit Sitz in Breklum, die das Netz gebaut hat. Tatsächlich tun das aber bislang nur die Provider Nordischnet und Stadtwerke Flensburg. Dabei sollten es längst mehr sein. „Ziel der Breitbandnetz-Gesellschaft ist eine Vielfalt von Anbietern auf dem Glasfasernetz, die in den nächsten Jahren stetig wachsen soll“, heißt es bei dem Breklumer Unternehmen.

Glasfaser-Aktivitäten von Telekom und Vodafone

„Eine Kooperation muss für beide Seiten passen und wirtschaftlich Sinn machen“, so eine Sprecherin der Deutschen Telekom auf Anfrage von shz.de. Und das tut es aus Sicht des einstigen Staatsunternehmens offenbar nicht. Denn: „Die Telekom bietet in besagtem Gebiet deswegen ihren Kunden Produkte auf ihrer eigenen Netzinfrastruktur an. Im Falle ihres Lesers ist das eben nur ein DSL-Anschluss.“ Stefan Paul vom Telekom-Partnershop in Niebüll weist indes darauf hin, dass der Konzern punktuell durchaus auch im nördlichen Nordfriesland Glasfasernetze aufbaut, etwa in Neubaugebieten wie in Leck.

Vodafone erklärt, es sei nicht geplant, bestehende Glasfaser-Infrastrukturen anderer Betreiber mit zu nutzen. „Das hängt damit zusammen, dass wir im Landkreis mit unserem eigenen Kabel-Glasfasernetz bereits eine gigabitfähige Netzinfrastruktur betreiben“, so ein Vodafone-Sprecher. Darüber könne man fast 60 Prozent der Haushalte Nordfrieslands versorgen. Das Haus von Reinhard Janz aber nicht.

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