Züchter in Nordfriesland

Mit der Geflügelpest leben lernen

Mit der Geflügelpest leben lernen

Mit der Geflügelpest leben lernen

SHZ
Garding/Eiderstedt
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Ganz so viel Platz brauchen die Hühner nicht, aber wenigstens frische Luft. Deshalb wünschen sich die Gardinger Geflügelzüchter Alternativen zum ständigen Aufstallen. Foto: GZV Garding

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Kay von Dohlen organisiert seit über 20 Jahren die Rassegeflügelschauen in Garding. Er wünscht sich Alternativen zur ständig wiederkehrenden Aufstallpflicht. Impfen gegen die Geflügelpest wäre eine Option, findet er.

Die Husumer Geflügelzüchter sollen ihre Zuchtschauen verlässlich durchführen können. Auch in Zeiten der Vogelgrippe. Das fordert unter anderem Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins Garding und Umgebung, Kay von Dohlen, der die Schauen seit über 20 Jahren in Garding organisiert. In diesem Jahr wäre es die 123. gewesen.

Die Vorbereitungen beginnen mindestens ein, zum Teil sogar zwei Jahre vorher. „Unter anderem muss ich Preisrichter finden, die in den Tagen davor zur Verfügung stehen und die Bewertung der Tiere übernehmen können. Landesweit gibt es nur etwa 40 Preisrichter, und alle machen diese Arbeit ehrenamtlich“, sagt Kay von Dohlen.

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Erschwerend komme hinzu, dass die Bewertungen nur im Herbst stattfinden können, weil die Tiere dann in der besten Verfassung sind. Er braucht die Preisrichter also ausgerechnet zu einer Zeit, in der sie überall sehr gefragt sind.

Ebenso frühzeitig muss er eine geeignete Halle für mindestens eine Woche anmieten. Diese Zeit ist nötig für die aufwendigen Auf- und Abbauten. Das bedeutet für Garding, dass die Dreilandenhalle eine ganze Woche lang weder für den Sport noch für andere Events zur Verfügung steht.

Die Absage der Schauen bleibt nicht ohne Folgen

Jede späte Absage ist für alle Beteiligten mehr als ärgerlich. Zu dem Zeitpunkt sind die Prämien für die am besten bewerteten Zuchttiere bereits eingekauft. Ebenso die Lose und Preise für die Tombola. Die von den Sponsoren zur Verfügung gestellten Geld- und Sachpreise müssen gegebenenfalls zurückgegeben werden.

Das Gleiche gilt für die bestellten Futtermittel, für Trinknäpfe oder Käfigfolie. Die mühevoll erarbeiteten Pläne für den Aufbau der Schau landen ebenso in der Tonne wie die vielen Papiere für die Bewertung der Tiere.


Auch emotional bleiben die wiederholten Absagen nicht ohne Folgen, denn das Organisationsteam steht in den Wochen davor unter Dauerstress. „Immer wieder quasi im Galopp aus dem Sattel geholt zu werden, das steckt auf Dauer niemand einfach so weg“, sagt Kay von Dohlen.

Noch hat der Verein kaum Mitglieder verloren, es sind immer noch 152. Darunter 25 Jugendliche, für die weiterhin viel getan und angeboten wird, um den Nachwuchs bei der Stange zu halten.


Da die Sponsoren großzügig geblieben sind und die Stadt sich beim Thema Hallenmiete großzügig zeigt, habe die Kasse noch nicht sichtbar unter den wiederkehrenden Absagen gelitten, sagt der Vorsitzende. „Intern jedoch werden auch in Garding die Stimmen gefrusteter Züchter lauter. Sie fordern zu Recht, dass es so nicht weitergehen kann.“

Das ständige Einsperren des Geflügels sei für alle das Schlimmste. Unter den Folgen würden die Züchter genauso leiden wie ihre Tiere. „Besonders dramatisch ist das beim Wassergeflügel. Wenn die Tiere wochenlang kein Wasser ins Gefieder kriegen, erkennt man sie nicht wieder. Die wenigstens Züchterkollegen haben die Möglichkeit, ihren Stall zu erweitern, um eine Badewanne oder ähnliches darin aufzustellen“, weiß von Dohlen.

Wildvögel reduzieren und Zuchtgeflügel impfen

Das Aufstallen ist für ihn auch deshalb keine Lösung, weil das vom Virus betroffene Wildgeflügel in der Regel überhaupt nicht in die Anlagen der Hobbyzüchter komme. „Da ist denen viel zu viel Trubel“, weiß er und fände es sinnvoller, die Wildvogelbestände zu reduzieren.

„Statt so wie früher in die Tundra zu fliegen und ihr Brutgeschäft dort zu erledigen, überwintern viele Gänse inzwischen hier und sorgen nicht nur mit kahlgefressenen Feldern bei den Landwirten für großen Kummer“, so der Vereinsvorsitzende.

Warum wird das wertvolle Geflügel nicht geimpft?

Abgesehen davon wäre aus seiner Sicht eine Impfung des Zuchtgeflügels die beste Maßnahme gegen die stetig wiederkehrende Infektionsgefahr. „Schon jetzt sind die Besitzer von Hühnern und Puten gesetzlich verpflichtet, ihre Tiere alle sechs Wochen gegen die Newcastle-Krankheit impfen zu lassen – auch das ist eine hochansteckende Viruserkrankung der Vögel. Warum geht das nicht auch bei der Vogelgrippe?“, möchte Kay von Dohlen wissen.

Noch allerdings ist eine prophylaktische Impfung gegen die Geflügelpest in Deutschland verboten. Ob sich da möglicherweise bald eine Änderung abzeichnet, konnte beim Kreis Nordfriesland niemand beantworten. Das Veterinäramt verwies an das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) in Kiel.

Landwirtschaftsministerium gibt keine Antworten

Von dort gab es auch nach sechs Tagen und trotz mehrfacher Erinnerung keine Antwort auf die Frage, ob es bereits einen adäquaten Impfstoff gibt. Genau so wenig auf die Frage, wie die Chancen stehen, dass die Geflügelzüchter ihre Tiere gegen die Vogelgrippe/Geflügelpest impfen lassen können, um ihr Federvieh im Sinne des Tierwohls nicht dauernd wegsperren zu müssen.

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