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Friedrichstadt diskutiert über schwimmende Häuser für Urlauber

Friedrichstadt diskutiert über schwimmende Häuser

Friedrichstadt diskutiert über schwimmende Häuser

Helmuth Möller/shz.de
Friedrichstadt
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So ähnlich könnten die schwimmenden Häuser der Home on Water GmbH in Friedrichstadt einmal aussehen. Foto: HOME ON WATER GmbH/shz.de

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Friedrichstadt ist mit seinen Grachten zwischen Eider und Treene als Wasserstadt bekannt. Wenn alles glatt läuft, wird in der Holländerstadt ab dem Frühjahr eine neue Attraktion errichtet: schwimmende Häuser sollen am Segelklub an der Treene entstehen.

Fünf schwimmende Ferienhäuser sind für die noch zu erneuernden Stege des Segelklubs an der Treene in Friedrichstadt vorgesehen. Die Grundfläche soll 75 Quadratmeter bei einer Ausdehnung von 15 Meter mal fünf Meter betragen. Die Ver- und Entsorgung erfolgt über Leitungen, die unter den Stegen verlaufen und in das reguläre Leitungssystem der Stadt münden. Die Zwischenräume zwischen den Häusern sollen weiter als Sportboothafen genutzt werden. So ist es im Bebauungsplans Nr. 22 der Stadt Friedrichstadt vorgesehen.

Gutachten: Naturraum Treene wird nicht von den Häusern beeinträchtigt

Mehrere Träger öffentlicher Belange, darunter die untere Naturschutzbehörde, der Landesbetrieb für Küstenschutz und der Eider-Treene-Verband hatten Bedenken geäußert. Hat die Errichtung der schwimmenden Häuser Auswirkungen auf das Wasser dort, auf den Schilf und die dort ansässigen Lebewesen?

,,Schützenswert ist allein die kleine Flussmuschel – und genau die kommt hier nicht vor“, sagte Dieter Dresbach, Planer des Vorhabens kürzlich vor dem Bauausschuss der Stadt, und fuhr fort: „Lassen Sie mich auch sagen: Der Fischotter wird durch die Planung für die ‚Schwimmenden Häuser‘ nicht berührt – und der Haubentaucher ist keine zu schützende Art.” Auch Burkhard Beierlein (CDU) ging ins Detail: ,,Ich habe noch nie etwas von einem Muschelgutachten gehört und darin gelesen.”

Drei Gutachten hätten ergeben, dass das FFH-Gebiet nicht beeinträchtigt wird, so Dresbach: ,,Mehr als diese drei Gutachten können wir wirklich nicht machen.“ Er verwies auf die vier Nutzungen, die in dem betreffenden Gebiet bereits da sind – dazu zählen Seglerclub, Anglerheim, Fährgastanleger und Badestelle. Durch die ‚Schwimmenden Häuser‘ erfolge keine zusätzliche Belastung.

Friedrichstadt: Avantgarde in der Stadtplanung

Und Belästigungen durch den Bau? Die Häuser würden in Modulbauweise zusammengefügt, erklärte Christian Bentrup, dessen Schleswiger Firma Home on Water die Häuser bauen soll, und betont: ,,Es werden hier fertige Sachen angeliefert. Es wird also nichts vor Ort gebaut werden. Es passiert hier also keine Lärmbelästigung.”

Im Gespräch mit shz.de äußert Planer Dresbach die Hoffnung, dass der Bau im Frühjahr 2023 beginnen könnte. Für den Abschluss der Arbeiten könne er jedoch keinen Termin nennen. „Das ist abhängig von der wirtschaftlichen Lage, davon, ob wie gut wir an Baumaterial kommen, und ob wir alle nötigen Fachkräfte einsetzen können.“ Der Mann aus Nordrhein-Westfalen zeigt sich allerdings prinzipiell zufrieden. Projekte wie diese seien in Deutschland noch neu. „Durch den Klimawandel steigen die Meeresspiegel. Daher brauchen wir ein Umdenken in der Stadtplanung, das auch die Wasserflächen mit einbezieht. Friedrichstadt tut das und das finde ich sehr gut.“

Schwimmende Häuser sollen touristische Attraktivität steigern

Bürgermeisterin Christiane Möller-von Lübcke (CDU) sieht die Bedeutung in einem anderen Bereich: „Das Vorhaben steigert die touristische Attraktivität von Friedrichstadt und ist ein gutes Beispiel für sanften Tourismus außerhalb der denkmalgeschützten Altstadt, der zu unserer Stadt passt.“ Diese Ansicht teilte auch Einwohner Kai Rieck in der Sitzung des Bauausschusses.

Und Burkhard Beierlein (CDU), Vorsitzender des Ausschusses versprach: „Wir werden darauf achten, dass sich die Ansicht Friedrichstadts nicht verschlechtert.“

Auf den Einwand einer Zuhörerin ,,Wo bleibt der Wille der Friedrichstädter Bürger?” sagte Vorsitzender Burkhard Beierlein (CDU): ,,Jeder bekommt die Möglichkeit des Einspruchs. Und wir haben hier heute Abend die Öffentlichkeitsbeteiligung.” Auch die Bürgermeisterin verweist gegenüber shz.de noch einmal auf die kommenden Beteiligungsformate: „Im Rahmen des laufenden B-Planverfahrens kann jeder seine Sorgen äußern und eine Stellungnahme des Plans erwarten.“

Die Feuerwehr ist jedenfalls bereits vorbereitet. „Wir können dort tätig werden“, sagte Wehrführer Thorsten Mahmens vor dem Ausschuss. Ein Boot braucht die Wehr dafür nicht.

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