Blitzatlas 2020

Flensburg ist die Stadt mit den meisten Blitzen in SH – Wie kommt es dazu?

Flensburg ist die Stadt mit den meisten Blitzen in SH – Wie kommt es dazu?

Landesblitzhauptstadt Flensburg – Wie kommt es dazu?

SHZ
Flensburg
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Ein Blitz über Flensburg. Foto: Benjamin Nolte

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Kein anderer Kreis oder kreisfreie Stadt im Land verzeichnete 2020 mehr Blitze gemessen an der Fläche. Insgesamt gab es 17.340 Einschläge in Schleswig-Holstein. Schäden gab es laut Feuerwehr keine.

Flensburg ist die Blitzhauptstadt des Nordens. Mit 3,77 Einschlägen pro Quadratmeter führt die Fördestadt die Rangliste in Schleswig-Holstein an, wie aus Messungen des Blitz-Informationsdienstes von Siemens hervorgeht. Kein anderer Kreis im Land verzeichnete 2020 mehr Blitze gemessen an der Fläche. Insgesamt gab es 17.340 Einschläge in Schleswig-Holstein.

2019 stand Lübeck an der Spitze des Rankings. Nationaler Spitzenreiter ist das niedersächsische Wolfsburg am Südrand des Norddeutschen Tieflands. Gibt es in Küstenstädten also häufiger Gewitter als im Landesinneren? Die Häufung der Entladungen ist laut dem Kieler Meteorologen Ronny Büttner ein Zufall. Immer wieder gebe es neue Spitzenreiter in der von Siemens erhobenen Statistik. „Ich gehe nicht davon aus, dass Flensburg seinen Titel in diesem Jahr verteidigen wird“, sagt Büttner. Eine Vorhersage wagt er jedoch keine.

Gewitter häufen sich im Gebirge

Die norddeutsche Ebene ist kein Faktor, der Gewitter begünstigt. „Geographische Einflüsse, die Blitzeinschläge fördern, gibt es hier keine, dazu sind die Erhebungen in Schleswig-Holstein zu niedrig“, so Büttner. Erst in den Mittelgebirgen zeige sich ein Einfluss des Terrains. Über Bergen häuften sich Gewitter. Eher das Gegenteil sei in Flensburg der Fall. „Über dem Meer gibt es häufiger Unwetter als an Land“, so der Kieler Forscher.

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Ursache für die hohe Menge elektrostatischer Entladungen über der Förde sei vielmehr die Verteilung von Tiefdruckgebieten. Mit ihnen kommt, so die Erklärung des Meteorologen, energiereiche Luft und damit Gewitter.

Auch wenn es 2020 oft geblitzt hat über Flensburg, sind laut der Feuerwehr keine Schäden entstanden. „Mir wäre kein Einsatz bekannt, der mit einem Blitzeinschlag zusammenhing“, sagt Brandoberamtsrat Kay Jürgensen. Genaue Daten zur Brandursache werden bei der Berufsfeuerwehr nicht erhoben.

Es bleibt unbeständig

Die aktuelle Wetterlage beurteilt Büttner derweil als hochdynamisch. Dass für die laufende Woche immer wieder Regen angekündigt war und es dann doch über Flensburg trocken blieb, liegt an der Struktur der Wetterfronten. „Aktuell gibt es viele kleinräumige Tiefs über Norddeutschland“, sagt Büttner. Die von den britischen Inseln herüberziehenden Gebiete mit niedrigem Luftdruck seien eben keine großen Regenfelder, die sich über Tage hinweg beobachten ließen. Demnach ändere sich die Bewertung teilweise täglich, binnen weniger Stunden.

„Wir werden wohl noch einige Tage mit dieser Dynamik leben müssen“, sagt Büttner. Noch bis Sonnabend rechnet der Experte zudem mit Wind, der von der Nordsee aus über das Land zieht. Dementsprechend niedrig werden die Temperaturen. „Ich rechne mit Werten zwischen 18 und 21 Grad.“ Der Wechsel von Sonnenschein und Schauern werde sich vorerst halten. Erst am ersten Augustwochenende werde Warmluft aus dem Süden uns wieder sommerliche Temperaturen bescheren.

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