Zentralklinikum Flenburg

Feministinnen protestieren mit „Meuterei“ gegen Nein zu Abtreibungen

Feministinnen protestieren mit „Meuterei“ gegen Nein zu Abtreibungen

Feministinnen protestieren gegen Nein zu Abtreibungen

SHZ
Flensburg
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Das Folkeboot „Beeden Scheef“ zieht für mehrere Tage von der Marina Werftkontor an die Hafenspitze. Birte Lohmann (l.) und Alina Gerhard wollen dort für sichere Abtreibungen demonstrieren. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Mit einem Folkeboot wollen Feministinnen an der Flensburger Hafenspitze festmachen – eine „Meuterei“ für sichere Schwangerschaftsabbrüche – notfalls auf einem „Abtreibungsschiff“.

Für ihre „Meuterei“ hat Birte Lohmann das weiße Großsegel ihres Folkebootes neu gestaltet: Die Zeichnung eines lila Uterus, der den Mittelfinger zeigt, prangt darauf. Die Nautikerin will damit gemeinsam mit der Feministischen Aktion für sichere Abtreibungen protestieren – international, aber auch ganz speziell in Flensburg.

Denn für sie gibt es noch immer keine zufriedenstellende Lösung im Konflikt um Schwangerschaftsabbrüche im geplanten Zentralklinikum. Nach dem Zusammenschluss von Diako und St.-Franziskus-Hospital wird es ab 2023 nach bisherigen Plänen kein klinisches Angebot für Abtreibungen mehr in Flensburg geben. Den Kompromissvorschlag, dass ein Amtsarzt die Eingriffe in einem nicht zum Krankenhaus gehörigen Gebäude vornimmt, lehnen die Feministinnen ab. „Wir wollen, dass es wirklich ein modernes Klinikum wird“, sagt Mitstreiterin Alina Gerhard.

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„Es fehlt an Transparenz“

Lohmann und Gerhard kritisieren, dass das Thema in Flensburg nicht transparent und öffentlich diskutiert werde. Ein Runder Tisch sei bislang zu keinem Ergebnis gekommen und ein offener Brief an die Oberbürgermeisterin unbeantwortet geblieben.

Welche Frauenärzte und -ärztinnen die Eingriffe ambulant vornehmen, wird nicht kommuniziert – laut Paragraf 219a gibt es ein „Werbeverbot“ für Schwangerschaftsabbrüche. Selbst Gynäkologen, die öffentlich über diese Leistung informieren, können Probleme bekommen. „Es fehlt einfach an Transparenz“, sagt Gerhard. „Wir wollen daher eine Debatte anregen.“


Dass es mit dem katholischen St.-Franziskus-Hospital, das Abtreibungen ethisch komplett ablehnt, eine Lösung geben wird – das glauben Lohmann und Gerhard kaum. „Man kann Ideologie nicht ausdiskutieren“, sagt Lohmann. „Das ist von vornherein zum Scheitern verurteilt.“ Alina Gerhard ergänzt: „Es geht hier um eine Entscheidung, die alle betrifft. Dann sollte sie auch von allen diskutiert werden.“

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Abbrüche an Bord

Ihr Vorschlag daher: Ein „Abtreibungsschiff“, wie es die niederländische Organisation „Women on Waves“ für medikamentöse Abbrüche in internationalen Gewässern nutze. „Wir könnten unter dänischer Flagge nach dänischem Recht ohne Beratungszwang und Wartefrist an Bord Abtreibungen durchführen“, sagt Nautikerin Birte Lohmann. So werde nicht nur die Versorgungslage in Flensburg gebessert sondern zudem ein Prozess ohne Stigmatisierung durch den Paragraf 218 ermöglicht.

„Wenn die kirchlichen Träger sich ihrer Verantwortung entziehen und die Landesregierung sowie die Stadt Flensburg sich handlungsunfähig zeigen, so muss wohl eine kreative Lösung her“, so die Feministische Aktion.

Aktionen bis zum „Safe Abortion Day“

Für Diskussionen und Aktionen zum Thema Abtreibungen soll ab Samstag, 18. September, Lohmanns Segelboot „Beeden Scheef“ elf Tage lang an der Hafenspitze liegen. Der Zeitpunkt ist nicht zufällig gewählt: An dem Tag ist in Berlin ein sogenannter „Marsch für das Leben“ geplant, ein Protestmarsch von Abtreibungsgegnern, bei dem Rechtspopulisten und religiöse Hardliner den Schulterschluss üben.

Bis zum „Safe Abortion Day“ am 28. September ist die „Meuterei“ geplant. Täglich um 14 Uhr wollendie Aktivistinnen in einer Art „Mann über Bord-Manöver“ Transparente ins Wasser werfen, auf denen Wörter wie „Toxische Männlichkeit“, „Gleichgültigkeit“ und „Katholische Ethik“ stehen. „Wir wollen diese sozusagen über Bord werfen“, erklärt Lohmann.

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