Schleswig-Holstein

Fehlende Bauförderung, hohe Zinsen: Wohnungsbau stockt gewaltig

Wohnungsbau in Schleswig-Holstein stockt gewaltig

Wohnungsbau in Schleswig-Holstein stockt gewaltig

Margret Kiosz/shz.de
Kiel
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Hohe Zinsen, teure Materialien: schwere Zeiten für die Bauwirtschaft. Foto: Imago/shz.de

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Land und Bund verfehlen selbst gesteckte Ziele. Mieterbundchefin Ann Sophie Mainitz spricht von einer „fatalen Situation“. Aber die Landesregierung könnte noch gegensteuern.

Jede dritte geplante Wohnung in Schleswig-Holstein wird 2023 und 2024 nicht gebaut. „Wir gehen davon aus, dass 36,5 Prozent der Neubauten komplett gestrichen oder auf spätere Zeit verschoben werden“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW).

Laut Umfrage wollten die im VNW organisierten Unternehmen in diesem und im kommenden Jahr eigentlich 1184 Wohnungen bauen. „Bislang wurden davon 432 gestrichen oder verschoben“, so Breitner. Als Gründe nennt er fehlende Verlässlichkeit der öffentlichen Förderung sowie hohe Bauzinsen und Materialkosten.

Etwas besser sehe es bei den öffentlich geförderten Wohnungen aus, hier würden nur 105 Wohnungen nicht gebaut (18 Prozent). Er lobt die Landesregierung, die „rasch auf das Berliner KfW-Förderchaos reagiert und die eigene Wohnungsbauförderung deutlich erhöht hat“. Die Politik könne gegen den Einbruch beim Wohnungsbau also sehr wohl etwas tun.

Mehr als ein fünftel der geplanten Sozialwohnungen storniert

Die bundesweit durchgeführte Befragung ergab: Mehr als ein Fünftel der für 2023 und 2024 geplanten Sozialwohnungen werden storniert – statt 20.000 wird es nur 16.000 geben, und das bei hoher Zuwanderung. „Die Regierung muss sofort um- und gegensteuern, um ein Drama für Wohnungssuchende abzuwenden“, heißt es beim Spitzenverband der Wohnungswirtschaft. Dramatisch sei die Lage auch bei Modernisierungsvorhaben: Es werden nur 219.000 Wohnungen instand gesetzt (minus 25 Prozent). Verzichtet werde oft auf energetische Sanierungen.

Für Schleswig-Holsteins Mieterbundchefin Ann Sophie Mainitz „ist die Situation fatal“. Nötig sei ein 50 Milliarden Euro schwerer Kraftakt in der Wohnraumförderung. Innenministerin Sabine Sütterlin Waack (CDU) kündigte an, Sozialwohnungen statt mit 1000 Euro künftig mit bis zu 1500 Euro pro Quadratmeter zu fördern. „Viele Bauunternehmen haben bereits signalisiert, dass sie die verbesserte Förderung in Anspruch nehmen wollen“, so die Ministerin.

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