Stichwahl

Fabian Geyer oder Simone Lange: Wen wählen die SSW-Anhänger in Flensburg?

Fabian Geyer oder Simone Lange: Wen wählen die SSW-Anhänger?

Geyer oder Lange: Wen wählen die SSW-Anhänger in Flensburg?

Antje Walther und Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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SSW-Kandidatin Karin Haug ist nach der ersten Runde der Oberbürgermeister-Wahl in Flensburg ausgeschieden. Entscheiden sich ihre Wähler in der Stichwahl nun für Fabian Geyer oder für Simone Lange? Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Vor der Oberbürgermeister-Stichwahl werben Amtsinhaberin Simone Lange und Herausforderer Fabian Geyer um die Wähler der ausgeschiedenen SSW-Kandidatin Karin Haug. Die Partei der dänischen Minderheit hat sich bislang nicht klar positioniert.

Die Rechnung wäre ganz einfach: Könnte der SSW die Stimmen, die seine Kandidatin Karin Haug am Sonntag in der ersten Runde der Oberbürgermeister-Wahl in Flensburg bekommen hat, einfach an einen der beiden Stichwahl-Teilnehmer übertragen: Das Rennen wäre entschieden. Zusammen mit den 16,3 Prozent Haug-Stimmen kämen sowohl Fabian Geyer (43,5 Prozent) als auch Simone Lange (36,2 Prozent) auf eine absolute Mehrheit.

Kein Wunder, dass Lange wie Geyer gleich am Wahlabend begannen, um die Angehörigen der dänischen Minderheit zu werben.

Der SSW hat zunächst keine Wahlempfehlung ausgesprochen. Traditionell steht der SSW Simone Langes SPD näher als CDU und FDP, die Geyer aufgestellt haben. Schon bei den Reichstags-Stichwahlen vor über 100 Jahren war es nahezu selbstverständlich, dass sich Dänen und Sozialdemokraten gegenseitig unterstützten.

Keine Wahlempfehlung vom SSW für Fabian Geyer oder Simone Lange

Aber die Zeiten haben sich geändert. Die wenigen offiziellen Vertreter der dänischen Minderheit, die sich in den Stunden nach der Wahl öffentlich positioniert haben, taten das eher für Fabian Geyer. Am deutlichsten wurde Flensborg-Avis-Chefredakteur Jørgen Møllekær.

Die SSW-Kreisvorsitzende Katrin Möller wurde weniger deutlich. Sie sprach lediglich von ihrer Enttäuschung darüber, dass Simone Lange während ihrer sechsjährigen Amtszeit zu wenig für die Belange der Minderheit getan habe. Was offizielle Wahlempfehlungen bewirken, ist ohnedies unklar. Nicht allen Wählern gefällt so etwas. Viele fühlen sich eher bevormundet.

Fraktionsgeschäftsführer und Ratsherr Martin Lorenzen bedauert, dass Kandidatin Karin Haug nicht noch mehr Stimmen bekam. Schließlich sei sie eine gute Alternative zu Simone Lange und Fabian Geyer. Der Grund, dass der SSW überhaupt mit einer eigenen Kandidatin zur OB-Wahl angetreten ist, liege darin, dass man mit beiden Kandidaten – Lange und Geyer – eben „nicht so zufrieden sind“.

SSW-Kreisvorstand plant Podiumsdiskussion

Der Kreisvorstand sei noch im Gange, weiß der Ratsherr, und plane eine Podiumsdiskussion mit beiden Bewerbern der Stichwahl. Näheres werde am Mittwoch bekannt gegeben.

Wem er seine Stimme geben wird, behält Ratsherr Lorenzen für sich, betont aber, dass eine „vernünftige Partei“ wie der SSW natürlich mit beiden gut zusammen arbeiten könnte. Sein Plädoyer an die Kommunalpolitik ist, auch angesichts der finanziellen Ausgangslage, sich auf Prioritäten zu konzentrieren und an die Flensburger, sich zu informieren und „auf jeden Fall zur Wahl zu gehen“.

Vor zwölf Jahren hatte es zuletzt eine Stichwahl um das Oberbürgermeister-Amt in Flensburg gegeben. SSW-Bewerber Simon Faber trat dort gegen Elfi Heesch an, die von CDU und Grünen unterstützt wurde. Der SPD-Kandidat Thede Boysen war knapp ausgeschieden. Seine Partei konnte sich damals nicht zu einer Empfehlung für Faber durchringen. Trotzdem gewann Faber die Stichwahl. Auch wenn es keine Wählerwanderungs-Analysen gab, darf man davon ausgehen, dass er seinen Erfolg nicht zuletzt den Stimmen der SPD-Wähler zu verdanken hatte.

Will man eine Prognose für den Ausgang der Stichwahl am 2. Oktober wagen, lohnt es sich indes, noch sechs Jahre weiter in die Vergangenheit zu blicken. Die Oberbürgermeisterwahl 2004 weist viele Parallelen zu der von 2022 auf.

Die CDU hatte mit Klaus Tscheuschner einen parteilosen Bewerber aufgestellt. Für die SPD trat Amtsinhaber Helmut Trost an. Bedeutender Unterschied zu Simone Lange: Trost war erst seit wenigen Monaten kommissarisch im Amt, nachdem CDU-Oberbürgermeister Hermann Stell überraschend verstorben war.

Das Ergebnis der ersten Runde von 2004 ähnelt deutlich dem von 2022: Tscheuschner kam auf 44,2 Prozent, marginal mehr als Fabian Geyer am vergangenen Sonntag. Trost holte 33,6 Prozent, etwas weniger als Simone Lange diesmal. Genau wie 2022 hatte Tscheuschner seine Wähler vor allem in den Vorstadt-Wahlbezirken, wo die Wahlbeteiligung hoch war.

Tscheuschner gewann die Stichwahl deutlich mit fast 60 Prozent der Stimmen. Der SSW hatte 2004 keinen eigenen Kandidaten aufgestellt und auch keine Wahlempfehlung ausgesprochen.

Viele SSW-Stammwähler sollen damals der Wahl einfach ferngeblieben sein. Nachprüfen lässt sich das freilich nicht.

Angesichts des Vorsprungs, den Fabian Geyer am Sonntag auf Simone Lange hatte, könnte er gut damit leben, wenn sich herausstellen sollte, dass die Wähler von Karin Haug keine einheitliche Masse sind, sondern in ihren Präferenzen genau so unterschiedlich sind wie die übrigen Wähler. Simone Lange allerdings müsste wohl einen Weg finden, einen Großteil der SSW-Anhänger auf ihre Seite zu ziehen, wenn sie in der Stichwahl noch eine Chance haben möchte.

Fabian Geyer und Simone Lange werden sich vor der Stichwahl noch einmal zum Live-Duell auf shz.de/ob-livestream treffen, und zwar am Montag, 26. September, ab 19 Uhr.

 

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