Kleeblatt-Konzept

Entlastung für Kliniken: Bayrische Covid-Patienten sind im UKSH angekommen

Entlastung für Kliniken: Bayrische Covid-Patienten sind im UKSH angekommen

Entlastung für Kliniken: Bayrische Covid-Patienten sind im UKSH angekommen

SHZ
Schleswig-Holstein
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Rettungskräfte und Rettungsfahrzeuge stehen in einem Hangar am Helmut-Schmidt-Airport bereit. Eine Bundeswehr-Maschine hatte im Rahmen des Kleeblatt-Konzepts mehrere Covid-19-Patienten von München nach Hamburg geflogen. Foto: Jonas Walzberg/dpa Foto: 90037

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Am Sonntagabend trafen je zwei beatmungspflichtige Personen aus Schwaben und Oberbayern an den Standorten in Kiel und Lübeck ein. Weitere sollen folgen.

Angesichts der angespannten Lage auf den Intensivstationen hat die Luftwaffe am Sonntag, 28. November, zum zweiten Mal schwerkranke Covid-Patienten aus Bayern in den Norden geflogen. Im Universitätsklinikum (UKSH) Kiel und Lübeck trafen am Abend je zwei beatmungspflichtige Personen aus Schwaben und Oberbayern ein.

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Ein fünfter Patient wurde von Fuhlsbüttel nach Itzehoe gebracht. Weitere Intensivtransporte im Rahmen des sogenannten Kleeblatt-Konzeptes werden laut UKSH-Vorstand Jens Scholz in den kommenden Tagen erwartet.


Details zum Kleeblatt-Konzept

Das Kleeblatt-Konzept zur strategischen Verlegung von Intensivpatienten wurde im Frühjahr 2020 entwickelt, um bei einer hohen regionalen Auslastung der Intensivstationen die Verteilung von schwer erkrankten Covid-19-Patienten zu erleichtern.

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Nur Covid-Patienten sollen verlegt werden

Das Land Bayern (Kleeblatt Süd) sowie die Länder Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg (Kleeblatt Ost) hatten am vergangenen Dienstag offiziell das überregionale Kleeblatt-Konzept aktiviert. Generell sieht dieses laut einem Kriterienkatalog nur die Verlegung von Covid-Patienten vor.

Sie sollen in einem stabilen Zustand sein und nicht bereits länger an einer künstlichen Lunge liegen. Schwer Erkrankte, die etwa in Bauchlage beatmet würden, seien nicht transportfähig.

Hilfe für Patienten aus Frankreich Anfang 2020

Bereits am 31. März 2020 hatte das UKSH sechs französische Patienten aufgenommen, die alle bis zum 19. Mai 2020 geheilt entlassen werden konnten. Der französische Präsident Emmanuel Macron bedankte sich damals in einer Grußbotschaft.

Auch Patienten aus anderen Bundesländern waren im Dezember 2020 über das Kleeblatt-Prinzip an das UKSH verlegt worden. Zuletzt hatte die Uniklinik am 2. November 2021 vier beatmungspflichtige Patienten aus Rumänien aufgenommen.

Airbus 310 MedEvac flog von München nach Hamburg

Aktuell sollen rund 80 Patienten bundesweit verlegt werden – vornehmlich in Regionen, die weniger stark von der Pandemie betroffen sind. Neun Bundesländer haben sich bereit erklärt, Patienten aufzunehmen. Ein speziell für medizinische Evakuierungen ausgerüstetes Transportflugzeug vom Typ Airbus 310 MedEvac der Flugbereitschaft der Bundeswehr brachte die Bayrischen Patienten am Sonntag vom Flughafen Memmingen nach Hamburg-Fuhlsbüttel.

Weitere Patienten aus Thüringen

Aus Thüringen – das meldete die Tagesschau – sollen zehn Patienten nach Schleswig-Holstein kommen. Weitere Anfragen in Richtung Hamburg, Bremen und Niedersachsen seien gestellt worden, hieß es aus dem dortigen Gesundheitsministerium.

Intensivkapazitäten am UKSH in Kiel und Lübeck

Das UKSH verfügt in Kiel und Lübeck nach Verdopplung der Intensivkapazitäten seit April 2020 über je 203 Intensivbetten inklusive je 20 Reservebetten. Auf den bayerischen Intensivstationen lagen laut Intensivregister gestern 1053 Covid-Erkrankte. Auch wenn er dankbar sei, „dass wir in Schleswig-Holstein aufgrund des vorbildhaften Verhaltens der meisten Bürger in einer beherrschbaren Situation sind“, blickt Jens Scholz vom UKSH mit Sorge nach Ost- und Süddeutschland.

Experte rät zur Kontaktreduktion und Impfung

Ein Brechen des exponentiellen Anstiegs von Infektionen der vierten Welle sei jetzt nur durch eine 70-prozentige Kontaktreduktion zu erreichen. Er appellierte zudem an alle Ungeimpften, ihre Entscheidung dringend zu überdenken und erinnert alle Geimpften daran, sich boostern zu lassen. Von der Politik fordert er „stringente Maßnahmen“.

Krankenhäuser am Belastungslimit

Die Aktivierung des Kleeblatt-Mechanismus zeige, dass im Süden und Osten nicht nur Unikliniken an ihre Belastungsgrenzen kommen, sondern auch die nicht universitären Krankenhäuser, erläuterte Scholz. Nötig sei jetzt, dass die neue Bundesregierung schnell die sogenannten Freihaltepauschalen reaktiviere.

Diese waren im vergangenen Jahr eingeführt worden, um Krankenhäusern, die wirtschaftlich von Routineeingriffen (wie etwa Hüft-Operationen) abhängen, das Überlegen zu sichern. Teilweise wurden 560 Euro pro Tag bezahlt, wenn planbare OPs verschoben und Betten freigehalten wurden.

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