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Debatte um schärfere Waffengesetze: „Der Generalverdacht ist Quatsch“

Debatte um schärfere Waffengesetze: „Der Generalverdacht ist Quatsch“

Debatte um Waffengesetze: „Der Generalverdacht ist Quatsch“

Annika Kühl/shz.de
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Betreiben seit mehreren Jahren einen Waffenhandel in Treia: (von links) Malte Ahnert, Sören Ahnert und Birger Ruff. Foto: Annika Kühl/shz.de

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Seit gut sechs Jahren haben Malte und Sören Ahnert nun ihren Waffenhandel in Treia. Ihr Hauptgeschäft sind Jagdwaffen und -zubehör. Ein verantwortungsvoller Umgang damit ist ihnen wichtig – doch braucht es dafür schärfere Gesetze?

Es liegt regelrecht ab vom Schuss: das ehemalige Gebäude der Forstwirtschaft in Treia. In ihm ist heute der Waffenhandel Ahnert zuhause, den Sören und Malte Ahnert gemeinsam mit Birger Ruff betreiben. Als Jäger und Sportschützen kennen sie sich mit der Materie aus und haben sich in der Region einen Namen gemacht.

Ihr Hauptgeschäft ist der Handel mit Jagdwaffen und -zubehör. Die jüngst aufgeflammte Debatte um die Verschärfung der Waffengesetze nach der Amoktat in Hamburg lässt auch sie nicht kalt. „Da ist bei einem sofort im Kopf: Hoffentlich ist es kein Kunde von einem selbst gewesen“, sagt Malte Ahnert.

Schärfere Gesetze überhaupt sinnvoll?

Er legt mit seinem Team viel Wert auf den verantwortungsvollen Umgang und Verkauf von Waffen. In seinem Geschäft lagern sämtliche Exemplare, umfangreich von dicken Betonwänden und einem aufwändigen Alarmsystem geschützt.

Umfangreich sind nicht nur die Vorgaben für den Handel mit Waffen. Auch die Hürden für den Waffenbesitz sind in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern hoch. Schärfere Gesetze hält Malte Ahnert nicht für sinnvoll.

„Der Generalverdacht ist Quatsch“, sagt er. Der filtere nicht diejenigen heraus, die etwas Schlechtes im Sinn hätten. „Die Gesetze, die wir haben, sind streng und gut. Sie müssen aber auch angewandt werden.“

Zahl der Kleinen Waffenscheine deutlich angestiegen

Hinzukommt eine gewisse soziale Kontrolle. Wer als Sportschütze oder Jäger eine Waffe gebrauchen will, ist allein schon zur Vorbereitung auf die Prüfung oder im Kurs in Gemeinschaft unterwegs – eine Umgebung, in der bereits auffallen könnte, wenn sich jemand seltsam verhalten sollte. „Generell ist es gut, dass man das nie alleine machen kann“, sagt Ahnert.

Noch eine andere Entwicklung beschäftigt derzeit die Politik: Die Zahl der Kleinen Waffenscheine ist deutlich angestiegen, auch im Kreis Schleswig-Flensburg. Die Summe der Menschen, die eine Schreckschusswaffe bei sich führen dürfen, hat sich binnen von fast zehn Jahren mehr als versechsfacht.

Die Nachfrage nach Schreckschusswaffen steigt

Eine Entwicklung, die auch die Waffenhändler in Treia beobachten, wenngleich nur in geringem Ausmaß. „Das wird schon ein bisschen mehr im Verhältnis zu den letzten drei, vier Jahren“, sagt Sören Ahnert. Bedenklich findet er das nicht. Er betont aber: „Zur Selbstverteidigung sind Schreckschusswaffen nicht geeignet.“ Aus naher Distanz könne man Menschen schwer verletzen, zudem müsse auch der Umgang mit einer solchen Waffe geübt werden.

Optisch sind die Pistolen kaum von scharfen Waffen zu unterscheiden. Das PTB-Siegel (ähnlich dem TÜV) deutet daraufhin, dass sie einer Prüfung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt unterzogen wurden und so sichergestellt ist, dass sie beispielsweise nicht einfach nach dem Kauf zu einer scharfen Waffe umgebaut werden können.

Die Schreckschusswaffen seien auch bei Sammlern beliebt, grundsätzlich erstrecke sich die Kundschaft aber vom Anzugträger bis zum Landwirt.

Etwa 30 bis 40 Prozent des Verkaufs läuft inzwischen über den Online-Handel, erklärt Malte Ahnert. Sein Geschäft ist eines von wenigen verbleibenden in der Region. Weil der Handel gut läuft und der Platzbedarf da wäre, könnte das Team eigentlich expandieren. Bislang fehlte aber eine geeignete Fläche, zudem fühlen sich die Brüder an ihrem jetzigen Standort zuhause: „Hier sind wir mit Jagd, Waffen und dem vernünftigen Umgang damit groß geworden“, sagt Malte Ahnert.

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