Besuch bei Flensburger CDU

Daniel Günther fordert Solidarität mit Laschet – bis die Ampel steht

Daniel Günther fordert Solidarität mit Laschet – bis die Ampel steht

Daniel Günther fordert Solidarität mit Laschet

SHZ
Flensburg
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Günther betonte, Armin Laschet sei zum Zeitpunkt seiner Wahl der beste Kanzlerkandidat der Union gewesen. Foto: Axel Heimken/shz.de

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Armin Laschet habe, so der Ministerpräsident, individuelle Fehler gemacht. Das wenig überzeugende Auftreten der Union im Bundestagswahlkampf sei jedoch nicht nur auf den Kanzlerkandidaten zurückzuführen.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat sich dagegen ausgesprochen, über personelle und inhaltliche Konsequenzen aus der verlorenen Bundestagswahl zu diskutieren, bevor die Verhandlungen über eine neuen Regierungskoalition in Berlin beendet sind.

„Wenn wir jetzt sagen, Armin Laschet muss weg und wir gehen auf jeden Fall in die Opposition, dann stehen wir für den Fall, dass die Ampel nicht kommt, völlig blank da“, erklärte Günther am Mittwochabend auf einem Kreisparteitag der Flensburger CDU. Zudem sei es ein christlicher Wert, nicht über den eigenen Kandidaten herzufallen.

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Armin Laschet, so Günther, habe individuelle Fehler gemacht. „Aber auch bei den Grünen haben sich viele gefragt, ob Annalena die richtige Kandidatin ist. Und statt Olaf Scholz sind Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zu Vorsitzenden der SPD gewählt worden“, erinnert der CDU-Landeschef die 29 anwesenden der insgesamt über 200 Mitglieder des Kreisverbandes.

Im Gegensatz zur CDU: Grüne und SPD treten als Einheit auf

Aber Grüne und Sozialdemokraten seien geschlossen im Wahlkampf aufgetreten. Im Gegensatz zur CDU und das habe nicht nur am Kandidaten gelegen. Günther kritisiert hier auch das Auftreten der Bundesminister. „Wir haben 35 Prozent bei der Wirtschaftskompetenz verloren, das hätte ein Bundeswirtschaftsminister durchaus etwas ändern können“, erklärte Günther, ohne den Namen Peter Altmaier zu nennen.

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Insgesamt sei die „Performance des letzten Kabinetts von Angela Merkel überschaubar gewesen“, bilanzierte Günther und nahm Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ausdrücklich davon aus. Dieser habe in schwierigen Zeiten einen ausgezeichneten Job gemacht. Günther betonte, die Partei dürfe die dringend nötige Erneuerung weder wegwischen und noch auf den St. Nimmerleinstag verschieben. „Aber ein Erneuerungsprozess, insbesondere personell geht nicht parallel zu Gesprächen über eine Regierungsbildung“, erklärte der Chef der Nord-CDU und forderte die Anwesenden auf, bis dahin Solidarität walten zu lassen.

Laschet damals der beste Kanzlerkandidat der Union

Günther betonte, Armin Laschet sei zum Zeitpunkt seiner Wahl der beste Kanzlerkandidat der Union gewesen und erinnerte daran, dass selbst Angela Merkel 2002 und 2005 auch nicht als die „tollste Kandidatin“ galt. „Und jetzt wird jeder an ihr gemessen“, erklärte der Ministerpräsident und erinnerte: „Ich bin ja auch nur ein Notnagel gewesen, als alle mitleidig gedacht haben – ach der Albig sitzt ja fest im Sattel.“ Und so schlecht sei er als Ministerpräsident nicht gewesen, erklärte Günther, der dafür zum ersten Mal richtig Beifall von den Anwesenden erhielt.

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Die Union habe die Bundestagswahl in der Mitte verloren, weder AfD noch Linke hätten dazu gewonnen. Die CDU von Helmut Kohl würde heute keine Rolle mehr spielen, schlussfolgerte Günther weiter. Stattdessen sei es wichtig, Thema zu setzen:. „Wenn wir immer ehrgeizigere Klimaziele haben, wieso werden wir immer langsamer bei der Umsetzung von Projekten. Die Grünen reden über immer höhere Klimaziele, aber der Netzausbau dauert immer länger. Wir werfen Windstrom weg, weil es keine Leitungen gibt“, so Günther und fragte: „Was ist mit innerer Sicherheit und wo war im Wahlkampf der Bundesinnenminister.“

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Nicht nur Ökologie und Klimaschutz seien wichtig, sondern es gelte auch, den Wohlstand zu erhalten. Das sei ein Ziel, für dass man auch junge Menschen begeistern könne. Allgemein sei das Thema Klimaschutz kein alleiniges Thema der Grünen – im Gegenteil. Dies sei ein ureigenstes Thema der Christdemokraten – die Bewahrung der Schöpfung und die Nachhaltigkeit, gab Günther einen Ausblick auf den kommenden Landtagswahlkampf.

Günther macht Mut für Landtagswahlkampf in SH

„Wir in Schleswig-Holstein werden denen in Berlin zeigen, wie man erfolgreich Wahlkampf macht“, erklärte Günther und spätestens jetzt hatte er die Seele der Flensburger Basis berührt, gestreichelt und für sich gewonnen. Schleswig-Holstein habe unter Führung der CDU erfolgreich die Pandemie bekämpft. Man habe die wenigsten Corona-Toten zu verzeichnen gehabt, die wenigsten toten Infektionsfälle und die höchste Impfquote. „Wir werden am 8. Mai beweisen, dass die CDU Wahlkreise gewinnen kann – wie Uta Wentzel hier in Flensburg“, blickte der Ministerpräsident voraus.

Die CDU in Berlin müsse jünger und moderner werden, sagte ein CDU-Mitglied und fragte anschließend: „Müssen wir uns Sorgen machen, dass uns Daniel Günther abhanden kommt?“ Nein, zerstreute der Angesprochene als Bedenken: „ich trete als Ministerpräsident an und dann für die kommende Legislaturperiode.“ Und fügte der 48-Jährige hinzu: „Wenn ich als Ministerpräsident in den Ruhestand gehe, dann habe ich auch etwas erreicht.“

Uta Wentzel zur Direktkandidatin gewählt

Spätestens jetzt hat Günther die Anwesenden hinter sich gebracht. Kritik gibt es ausschließlich an Laschet und der Bundespartei. Und noch einen Gefallen erweisen ihm die Flensburger Christdemokraten. Sie wählen die 42-jährige Uta Wentzel zur Direktkandidatin für die Landtagswahl. „Engagiert. Ehrlich. Echt.“ steht auf ihrem Flyer. Jung, modern, erfolgreich – würde Günther ergänzen. So wie er sich die Nord-CDU wünscht.

Aber wie gesagt – anwesend waren 29 von 200 Flensburger CDU-Mitgliedern. Ein älteres Ehepaar sitzt eng beieinander, die meisten der Anwesenden sind nicht mehr ganz jung und in der Mehrzahl männlich. Der Chef des Ortsverband Flensburg-West, Roland Hartmann, bemühte in der Diskussion abschließend einen Spruch aus der Handball-Welt: Spitze kommt nur durch Breite. Von letzterer war an diesem Abend im Flensburger Robbe & Berking Museum nicht viel zu sehen.

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