Corona-Virus

Covid-19-Station am Limit: Flensburg will Corona-Beschränkungen verschärfen

Covid-19-Station am Limit: Flensburg will Corona-Beschränkungen verschärfen

Flensburg will Corona-Beschränkungen verschärfen

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Ein beatmeter Patient auf der Intensivstation. Foto: Franziskus-Krankenhaus

Oberbürgermeisterin Simone Lange spricht von besorgniserregender Entwicklung der Mutationen in Flensburg.

Der Inzidenzwert sinkt, aber die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, steigt. Davon ist Oberbürgermeisterin Simone Lange ebenso überzeugt wie Klaus Deitmaring, der Chef des St.-Franziskus-Hospitals. Der Grund: Die britische Virus-Mutation breitet sich in der Stadt weiter aus, und es gibt Hinweise, dass sie nicht nur ansteckender ist als andere Varianten, sondern auch zu mehr schweren Krankheitsverläufen führt. 

Flensburg ist in einer besonders ernsten Lage. Die Inzidenz ist gesunken, aber das ist keine Entwarnung.

Oberbürgermeisterin Simone Lange

Während fast ganz Deutschland über Lockerungen redet, dürfte die Entwicklung in Flensburg daher erst einmal in die entgegengesetzte Richtung gehen. 

In der Video-Konferenz: (v.links) St.-Franziskus-Chef Klaus Deitmaring, Oberbürgermeisterin Simone Lange und Diako-Pflegedirektorin Friederike Hohmann. Foto: oje

Supermarkt-Regel noch in dieser Woche

Lange möchte noch in dieser Woche Maßnahme ergreifen, die eigentlich nur dann vorgesehen sind, wenn der Inzidenzwert über 200 steigt. Das betrifft vor allem das Einkaufen. Supermärkte sollen pro Haushalt nur noch von einer Person betreten werden. Lange möchte diese Regelung in Kraft setzen, sobald die Kieler Landesregierung ihr dafür grünes Licht gegeben hat.

Mit Maske Schlitten fahren

Was die Oberbürgermeisterin bereits jetzt verfügen kann: Die Masken-Kontrollen im Stadtgebiet werden noch einmal intensiviert. Man werde gegen Menschenansammlungen jeder Art vorgehen.

Lange erinnert daran, dass die Maskenpflicht überall dort gilt, wo der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann. „Also auch auf Rodelbergen.“

Wie eng es beim Schlittenfahren manchmal zugeht, zeigt dieses Bild aus dem Volkspark vom Wochenende:

Foto: Mira Nagar

Im Rathaus gibt es auch Überlegungen, auf Spielplätzen eine Maskenpflicht einzuführen oder sie gar ganz zu sperren. Sollte sich das Infektionsgeschehen nicht entspannen. Lange: „Wir werden Woche für Woche immer wieder entscheiden.“

Beide Krankenhäuser an der Belastungsgrenze

Gemeinsam traten Lange und St.-Franziskus-Chef Deitmaring am Mittwoch in einer Online-Pressekonferenz an die Öffentlichkeit. Mit dabei: Friederike Hohmann, Pflegedirektorin in der Diako. Ihr Krankenhaus behandelt zwar keine Corona-Patienten, bekommt die Entwicklung der letzten Wochen dennoch zu spüren: Die Covid-Station im St.-Franziskus-Hospital arbeitet inzwischen an der Belastungsgrenze. Es gibt keine Kapazitäten mehr für andere Intensivpatienten.

Schwer erkrankte Patienten aus dem St.-Franziskus-Hospital, die nicht mit Corona infiziert sind, werden also in die Diako verlegt. Hier ist die Intensivstation bereits um fünf Reservebetten aufgestockt worden. Noch mehr schwere Krankheitsverläufe seien für das Flensburger Gesundheitssystem kaum mehr verkraftbar, machte Hohmann deutlich.

Die Lage habe sich dramatisch verändert, sagte Deitmaring. Im gesamten Jahr 2020 starben in seinem Krankenhaus 14 Corona-Patienten. Im erst sechs Wochen alten Jahr 2021 waren es schon 16.

Mehr jüngere Menschen schwer erkrankt

Die Toten in diesem Jahr waren ältere Menschen mit Vorerkrankungen. Es gebe seit wenigen Wochen aber deutlich mehr schwer erkrankte Patienten im Alter von 30 bis 50 Jahren, deren Zustand zum Teil lebensbedrohlich sei. Einige mussten ins Universitätsklinikum nach Kiel verlegt werden.

Ob diese Patienten mit der britischen Virusmutation infiziert sind, ist unklar. Sie hatten sich angesteckt, bevor das Flensburger Gesundheitsamt die Proben in Berlin systematisch auf die Mutation untersuchen ließ. „Wir können es mit unseren Mitteln nicht ermitteln, es macht für die Therapie aber auch keinen Unterschied“, sagte Deitmaring.

Vor diesem Hintergrund hat Lange am Dienstagabend Ministerpräsident Daniel Günther angeschrieben, der am Dienstag mit seinen Amtskollegen aus den anderen Bundesländern über Lockerungen spricht.

Ich bin sehr für Perspektivpläne, aber ich bin Moment um den größtmöglichen Schutz für Flensburg besorgt. Und hier braucht es jetzt weiterhin Verschärfungen.

Oberbürgermeisterin Simone Lange

Nach Langes Vorstellungen sollten auch Schulen und Kindergärten weiterhin geschlossen bleiben. Das entspricht auch dem Wunsch der Krankenhaus-Vertreter. 

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