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BUND ist besorgt: Warum zu viel Abendlicht schlecht für Insekten ist

BUND ist besorgt: Warum zu viel Abendlicht schlecht für Insekten ist

Warum zu viel Abendlicht schlecht für Insekten ist

Marcel Nass
Flensburg
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Am Abend ist die Stadt Schleswig durch künstliches Licht an vielen Stellen noch hell erleuchtet. Das gefällt nicht jedem. Foto: Mathias Bannick

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Besonders helles Licht am Abend und in der Nacht ist für den Lebensstil von Insekten schädlich. Darauf will Rainer Borcherding vom BUND Schleswig-Flensburg aufmerksam machen. Die Stadt Schleswig hat sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt –...

Wenn es dunkel wird, beginnt für viele Tiere erst das richtige Leben. Vor allem Insekten machen die Nacht gern zum Tag, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Schwer wird es für sie dann, wenn es trotz des fehlenden Sonnenlichts überall hell ist. So beklagt es zumindest der BUND Schleswig-Flensburg mit Blick auf die künstliche Beleuchtung, die an vielen Stellen im Stadtgebiet von Schleswig am Abend zu finden ist.

Orientierung von Insekten wird durch Licht am Abend gestört

Unter Natur- und Umweltschützern ist die übermäßige Beleuchtung am Abend auch als „Lichtverschmutzung“ bekannt. Warum das für viele Tiere, insbesondere Insekten, nicht gut ist, weiß Rainer Borcherding von der BUND-Kreisgruppe. „Das künstliche Licht stört die Orientierung vieler Nachttiere. Außerdem werden Insekten in hellem Licht natürlich auch nachts leichter gesehen und gefressen“, so Borcherding. Er würde sich daher wünschen, dass nur dort das Licht angemacht wird, wo es auch wirklich nötig ist.

Wenn an einigen Stellen dann doch Straßenlaternen leuchten, sollte auch auf die Intensität und die Farbe der Beleuchtung geachtet werden, wie Borcherding erklärt. „Je höher die Kelvinzahl ist, desto stärker ist auch die Anziehungskraft für Insekten, was dann wiederum häufig zum Tod der Tiere führen kann. Gelbes Licht ist demnach also deutlich besser als weißes Licht“, sagt Borcherding.

Er habe in Schleswig einige Problemstellen beobachtet, an denen es Anpassungen geben sollte. Dazu gehören unter anderem die Straßenlaternen in der Schleistraße oder am Oberlandesgericht. „Einige Laternen sind eher klein und geben gelbes Licht ab, andere sind wiederum hoch und sehr hell. Da gibt es große Unterschiede. Es wäre schön, wenn man hier einheitlich für gelberes Licht sorgen könnte“, sagt Borcherding.

Dazu zähle er auch den Leuchtstreifen an einem Hochhaus auf dem Fabrikhof-Gelände auf der Freiheit, der seiner Meinung nach zumindest nicht so helle Farben ausstrahlen sollte. Auf den Königswiesen wurden die früher flach angelegten Leuchten laut Borcherding außerdem ab 2022 durch hohe Laternen ersetzt. Auch das sei ein Problem für Insekten. Dass helle Beleuchtung an vielen Stellen in der Stadt vor allem dem Sicherheitsgefühl dient, sei ihm dabei durchaus bewusst.

Diese Idee ist offenbar bereits bei der Stadtverwaltung angekommen. Im Rahmen der schnellen Radwegetrasse sollen bei der Straßenbeleuchtung laut Stadtsprecherin Manuela Brodersen erstmalig Leuchtaufsätze mit Bewegungsmeldern eingesetzt werden.

Generell hat sich die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben bereits intensiv mit dem Thema beschäftigt. Auf Grünanlagen und an Wegen, wie der Michaelisallee und auf den Königswiesen, werden laut Brodersen demnach seit einigen Jahren Leuchten mit LED-Leuchtmitteln und einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin (warmweiß) verwendet. Vorher waren es noch 4000 Kelvin.

„LED-Lichtquellen strahlen kein UV-Licht ab, insbesondere warmweiße LED‘s mit nur geringem kurzwelligen Strahlungsanteil gelten als insektenfreundlich“, erklärt Brodersen. Nach Mitteilung der Stadtwerke wird dieses Leuchtmittel seit einiger Zeit auch bei der Straßenbeleuchtung verwendet.

Kelvinzahl wurde bei der Straßenbeleuchtung angepasst

Bei eben dieser Straßenbeleuchtung orientiere sich die Stadt an einer Farbtemperatur von 3000 Kelvin. „Die grundsätzliche Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED führte allerdings dazu, dass die Straßenbeleuchtung von Bürgerinnen und Bürgern häufig als nicht ausreichend empfunden wurde“, sagt Brodersen. Die Straßenbeleuchtung wird von der Stadt unter anderem bei anstehenden Bauarbeiten daher regelmäßig überprüft und gegebenenfalls optimiert. 

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