Kommunen steuern Einwohnerpolitik

Bauplätze gibt es vorzugsweise für verdiente Einheimische

Bauplätze gibt es vorzugsweise für verdiente Einheimische

Bauplätze gibt es vorzugsweise für verdiente Einheimische

SHZ
Schleswig
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Das Fahrdorfer Baugebiet Bytstelle wird um 30 Grundstücke erweitert. Zum Zuge kamen zuerst Einheimische, die auch ehrenamtlich tätig sind. Foto: Sven Windmann/shz.de

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Bei der Vergabe von Bauplätzen überlassen Kommunen nicht mehr viel dem Zufall – bevorzugt werden oft Einheimische, in Fahrdorf spielt sogar ehrenamtliche Arbeit eine Rolle.

Der Traum von eigenen Haus ist aktueller denn je. Die Zinsen sind immer noch auf einem Tiefststand – da ist es kein Wunder, dass Baugrundstücke gesucht sind. Aber die sind nicht immer ganz einfach zu bekommen – Kommunen, die Baugebiete ausweisen, sind nämlich wählerisch geworden und bevorzugen als Käufer entweder verdiente Einheimische, junge Familien und in Urlaubsgebieten häufig auch Käufer, die sich verpflichten, selbst in der neuen Immobilien zu wohnen. Aber es gibt auch rechtliche Vorgaben.

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Ärger bei der Vergabe in Schleswig

In Schleswig ist in den vergangenen Jahren am Berender Redder ein Neubaugebiet von den Ausmaßen eines ganzen Stadtteils entstanden. 336 Grundstücke wurden letztlich zu Quadratmeterpreisen von unter 65 Euro vergeben. Die Vergabe der Grundstücke erfolgte nach der Erschließung der einzelnen Teile des Gebiets über das Internet – wer sich zuerst meldete, erhielt den Zuschlag. Das sorgte auch für Ärger, wie der heutige Bauausschuss-Vorsitzende Fabian Bellinghausen jetzt einräumte. Haupt-Kritikpunkt waren die Server, die dem Ansturm der Interessenten zeitweise nicht gewachsen waren.

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Gewaltiger Andrang

Für das neue Baugebiet „An den Wichelkoppeln“, das im Herbst mit 61 Grundstücken in die Vermarktung gehen soll haben sich Politik und Verwaltung jetzt auf ein anderes Verfahren geeinigt: Zehn Grundstücke sind für sozialgeförderten Wohnungsbau reserviert, neun werden an private Projektträger für den Bau von Reihenhäusern vergeben. Die restlichen 42 Grundstücke sollen verlost werden. Der Andrang der Interessenten ist gewaltig, schon im Mai hatte die Bauverwaltung eine Liste mit 300 Anfragen vorliegen.

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Familien bevorzugt, der Rest wird verlost

Anders als beim Berender Redder hat die Stadt durch die Ausnahmestellung von sozialem Wohnungsbau und Reihenhäusern direkten Einfluss genommen, wer in das neue Gebiet einzieht. Und das tut sie auch bei der Verlosung der restlichen 42 Grundstücke „An den Wichelkoppeln“: Für zehn der Grundstücke dürfen sich ausschließlich Familien mit mindestens einem minderjährigen Kind bewerben. Die restlichen 32 Grundstücke werden frei verlost – und damit alles mit rechten Dingen zugeht, findet diese Verlosung öffentlich statt.

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Hollingstedt gibt Einheimischen eine Chance

Auch das kleine Hollingstedt achtet streng darauf, wer sich auf den zehn zur Verfügung stehenden Bauplätzen auf der Süderwiese niederlässt. „Junge Leute aus dem Dorf haben kaum eine Chance auf ein eigenes Haus in Hollingstedt“, sagt Bürgermeisterin Petra Bülow. Deshalb habe sich die Gemeindevertretung darauf geeinigt, dass junge Einheimische, die ihr erstes Haus bauen wollen, das erste Zugriffsrecht haben. An zweiter Stelle kommen Hollingstedter , die sich verkleinern wollen uns mit dem Neubau an anderer Stelle Wohnraum im Dorf frei machen. „Auf diese Weise sorgen wir dafür, dass möglichst niemand aus Hollingstedt wegziehen muss“, sagt die Bürgermeisterin. Die Gemeinde hätte glatt noch einmal zehn Grundstücke verkaufen können, aber das lässt die Landesplanung nicht zu.

In Fahrdorf gibt es Bauplätze für Ehrenamtler

Zu den begehrtesten Wohnorten im Kreisgebiet gehört Fahrdorf. Zuletzt waren 30 Grundstücke im Neubaugebiet „Bytstelle“ zu vergeben. Der Preis war mit 140 Euro pro Quadratmeter für Fahrdorfer Verhältnisse moderat, wie der Bauausschuss-Vorsitzende Jörg Mau erklärte, und der Andrang groß. 155 Interessenten hatten sich gemeldet. Den ersten Zugriff hatten Fahrdorfer, die sich auch ehrenamtlich (am besten in der Gemeinde) engagieren, dann waren Bewerber an der Reihe, die ihre Wurzeln in Dorf haben und schließlich alle anderen, die das Haus selbst nutzen wollten.


„Wir wollten in erster Linie Fahrdorfern die Gelegenheit geben, sich hier anzusiedeln“, sagte Mau dazu, „zudem wollten wir an dieser Stelle Investoren raushalten und Ferienwohnungen verhindern. Vermietet werden darf nur eine Hälfte von Doppelhäusern, wenn der Eigentümer in der anderen Hälfte wohnt.“ Mau sieht allerdings auch die Notwendigkeit von günstigeren und kleineren Wohnungen im Ort. „Dafür stehen noch zwei größere Grundstücke zur Verfügung. Wie auch immer das Verfahren sein – Ärger gebe es eigentlich immer, sagt Mau. „Aber wenn sich Vermieter ihre Mieter aussuchen können, warum sollten wir als Gemeinde nicht auch aussuchen können, wer bei uns wohnt?“

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