Handball

Aussprache in der Kabine und Selbstkritik – SG Flensburg-Handewitt hadert mit Löwen-Niederlage

SG Flensburg-Handewitt hadert mit Löwen-Niederlage

SG Flensburg-Handewitt hadert mit Löwen-Niederlage

Jannik Schappert/shz.de
Flensburg
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Frustrierte Flensburger: (v. li.) Franz Semper, Anton Lindskog, Mads Mensah und Johannes Golla. Foto: Ingrid Anderson-Jensen

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Das 27:28 in Mannheim bringt die ambitionierte Mannschaft von Maik Machulla früh in der Saison in Bedrängnis. Nach dem Spiel gab es intern und extern klare Worte.

Es gab Redebedarf. Eine halbe Stunde lang verharrten die Handballer der SG Flensburg-Handewitt und ihr Trainer Maik Machulla am Sonnabend nach der 27:28 (13:14)-Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen in der Kabine. „Jeder, der etwas zu sagen hatte, hat etwas gesagt. Wir waren sehr selbstkritisch“, berichtete Kapitän Johannes Golla. Er betonte: „Entscheidend ist nicht, was gesagt wurde, sondern was wir davon umsetzen.“

Der Stachel der Niederlage beim Team der Stunde aus Mannheim (10:0 Punkte) saß tief. Weil sie vermeidbar war und weil sie die SG schon nach fünf Bundesliga-Spielen unter Druck setzt.

7:3 Zähler, dazu den Deutschen Meister SC Magdeburg vor der Brust (Sonnabend, 18.30 Uhr) – die großen Flensburger Ambitionen stehen früh in der Saison unter Beschuss.

„Es sind unsere eigenen Fehler. Davon haben wir zu viele gemacht“, stellte Lasse Möller fest. Der Däne war mit dem finalen Wurf am in den Schlussminuten starken Löwen-Keeper Joel Birlehm gescheitert. „Es war der Plan, dass ich den Ball bekomme. Ich habe eine gute Möglichkeit gesehen“, sagte Möller, dem kein Vorwurf zu machen war. Birlehm parierte sehenswert und versetzte die 7051 Zuschauer in einen Freudentaumel.

Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander

Der völlig bediente Machulla haderte nicht mit Möllers Abschluss, sondern damit, „dass wir nach 60 Minuten überhaupt in der Situation sind, den letzten Angriff zu brauchen. Wir sind dafür zu gut und müssen mit drei oder vier Toren führen.“ Auch Golla meinte: „Wenn wir hier gut spielen, gewinnen wir.“

Soll heißen: Die PS sind da, aber die SG brachte sie nicht auf die Straße. „Wir haben die Qualität, ganz oben mitzuspielen. Aber wenn man nur ein paar Prozente nachlässt, ist man nur noch Mittelfeld“, so der Kreisläufer.

Mannschaft hält sich nicht an den Plan

Die Flensburger standen sich in Mannheim selbst im Weg. Immer, wenn sie die Chance hatten, die Moral der Löwen zu testen, spielten sie einen Fehlpass, warfen überhastet aufs Tor oder leisteten sich ein Stürmerfoul. Uwe Gensheimer und Co. bestraften das in Sekundenschnelle.

Sein Team kämpfte sich mehrfach nach Drei-Tore-Rückständen zurück (9:12/21. – 17:20/41. – 21:24/48.), packte aber nicht zu. Direkt nach der Pause verpasste die SG beim 17:16 (36.) eine Zwei-Tore-Führung und auch in der Schlussphase hätte sie vorlegen können – „aber dann werfen wir schnell den Ball weg“, sagte Golla.

Das große Manko aus Machullas Sicht: „Wir haben uns nicht an Absprachen gehalten.“ Abgemacht gewesen seien wenige Fehler und geduldige Angriffe mit viel Ballbewegung, wovon die Außen Emil Jakobsen und Johan Hansen profitieren sollten. Die Dänen bekamen aus dem Spiel heraus jedoch kaum einen Ball, weil der SG-Angriff zu statisch war.

Mads Mensah fehlt gewohnte Explosivität

Im Rückraum erreicht Mads Mensah noch nicht das Niveau der Vorjahre. Dem im Sommer am Knie operierten Dänen fehlen die gewohnte Explosivität und Durchschlagskraft.

In Mannheim strahlte nur Magnus Röd kontinuierlich Gefahr aus. Der Norweger warf sich in jedes Getümmel und traf sechs Mal, in der zweiten Halbzeit brauchte Machulla ihn aber vorrangig im Abwehrzentrum, weil Anton Lindskog den verletzten Simon Hald dort nicht ersetzen konnte.

Golla und Lindskog harmonieren noch nicht

Lindskog machte in den Zweikämpfen zwar einen besseren Eindruck als gegen Berlin, doch die Löwen attackierten gezielt die Deckungsmitte, wo Lindskog und Golla nicht auf dem Level harmonieren wie es Hald und Golla tun. „Wir sind noch in der Findungsphase“, meinte Golla, der zudem früh (35.) mit zwei Zeitstrafen belastet war.

Zum Schluss wollte Machulla zwei positive Dinge hervorheben: Die solide Leistung des genesenen Benjamin Buric im Tor sowie Lasse Möllers mutigen Auftritt. „Er wird jetzt mehr spielen und auch mal anfangen“, kündigte der SG-Coach an.

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