Buchdruckerei in Leck

Angst vor Arbeitsplatzabbau bei Clausen & Bosse: Verdi von Madsen überrascht

Angst vor Arbeitsplatzabbau bei Clausen & Bosse: Verdi von Madsen überrascht

Angst vor Arbeitsplatzabbau bei Clausen & Bosse

Hagen Wohlfahrt/shz.de
Leck
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Claus Ruhe Madsen (parteilos) ist seit Ende Juni 2022 Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister. Foto: Sönke Rother/shz.de

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Bei Clausen & Bosse in Leck befürchtet die Belegschaft den Verlust von Arbeitsplätzen. Arbeitnehmervertreter haben Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen um Hilfe gebeten.

Wie es um die wirtschaftliche Situation des Lecker Traditionsunternehmens im Detail steht, weiß die Öffentlichkeit nicht. Mitte Mai aber hatte Standort-Leiter Haiko Carstensen gegenüber shz.de erklärt, der Buchdruck stecke in einer schweren Krise. „Es ist ganz dramatisch, was da passiert“, so Carstensen. Das Geschäft liefe sehr bescheiden, sei rückläufig. Es gebe einen „ordentlichen Einbruch“, zuletzt seien 25 Prozent weniger Bücher gedruckt worden.

Dass die Zahl der Mitarbeiter verringert werden soll, hatte Haiko Carstensen vor gut zwei Wochen bereits bestätigt, Massenentlassungen aber explizit ausgeschlossen. Er sprach vielmehr von „Werkzeugen“ wie Vorruhestandsregelungen, mit denen das Personal verringert werden soll. Aktuell hat die Druckerei Clausen & Bosse, die zur französischen CPI-Gruppe gehört, 450 Beschäftigte. In der Belegschaft, die seit Jahresbeginn in Kurzarbeit ist, gibt es dennoch die Sorge, dass die Einschnitte tiefer und nicht ganz so sanft sein könnten. Arbeitnehmervertreter bestätigen diese Sorge.

Am Freitag vergangener Woche sollte es auf Initiative der Verdi-Vertrauensleute bei Clausen & Bosse, Timo Hinz und Jörg Scharnweber-Feddersen, sowie von Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Ute Dirks in Leck ein Treffen mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen geben. Von ihm verspricht man sich Hilfe. Der parteilose Politiker sagte das Treffen vor Ort zwar kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen ab; mit den Verdi-Leuten sprach er aber dennoch, per Videokonferenz vom Krankenbett aus.

Von dem Gespräch berichtet Ute Dirks, der Minister sei sehr gut vorbereitet gewesen. Man sei überrascht, wie gut Madsen über Clausen & Bosse informiert sei. „Der Minister hat uns auf dem Zettel“, heißt es deshalb auch in einer Verdi-Botschaft an die Beschäftigten der Buchdruckerei.

Möglichkeiten des Landes sind begrenzt

Wie genau soll die erhoffte Hilfe des Ministers aussehen? Die Verdi-Bezirksgeschäftsführerin denkt dabei etwa an die Prüfung von Liquiditätshilfen bei Investitionen. Doch auch der Gewerkschaft und den Arbeitnehmervertretern ist klar, dass die Möglichkeiten des Landes begrenzt sind. Dass Madsen als Moderator zwischen Betriebsrat und Verdi einerseits und der Geschäftsleitung andererseits vermitteln will, werten die Arbeitnehmervertreter als Erfolg. Denn für Ute Dirks ist klar: „Es wird dort Einsparungen geben.“

Aus Madsens Ministerium heißt es, der Minister habe sowohl für die Belange der Beschäftigten als auch für jene der Geschäftsleitung Verständnis. Es werde durchaus gesehen, dass die Belegschaft in der Vergangenheit Opfer gebracht habe. Die Buchdruckbranche stecke aber in einer schwierigen Lage, so ein Ministeriumssprecher. Er bestätigte gegenüber shz.de, dass Finanzhilfen geprüft würden, dämpfte jedoch auch die Erwartungen.

Verhandlungen über Beschäftigungssicherung

In einer weiteren Video-Schalte sprach der Wirtschaftsminister getrennt auch mit Vertretern der Geschäftsleitung von Clausen & Bosse. Standortleiter Haiko Carstensen bestätigt den Verdi-Eindruck: „Der Minister wusste sehr genau Bescheid über das Unternehmen.“ Es sei aber klar, dass das Land nur „sehr beschränkt“ Möglichkeiten der direkten Unterstützung habe. Carstensen wiederholte auf Nachfrage von shz.de, dass Massenentlassungen nach wie vor nicht geplant seien. Vielmehr geht es dem Vernehmen nach um das Thema Beschäftigungssicherung. Dazu strebt das Unternehmen Gespräche mit der Gewerkschaft Verdi an.

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