Süderbrarup

Angelika Winzer gibt ihr Hunde- und Katzenparadies nach 35 Jahren ab

Angelika Winzer gibt ihr Hunde- und Katzenparadies nach 35 Jahren ab

Angelika Winzer gibt ihr Hunde- und Katzenparadies ab

Antje Walther, shz.de
Süderbrarup
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Angelika Winzer (rechts) hat Gesine Wratzke schon vor Jahren vorausgesagt, dass sie einmal ihre Nachfolgerin sein würde. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Zum 1. Juli wird Gesine Wratzke die Tierpension leiten. Die Nachfolgerin der langjährigen Inhaberin kennt die Einrichtung ebenfalls seit vielen Jahren.

Lucy ist die erste, die den Besucher begrüßt. Sie gibt die Empfangsdame – dabei ist die weiße Hündin selbst „nur“ ein Gast im Hunde- und Katzenparadies in Süderbrarup. Noch ist Vorsaison und die Auslastung der Pension wie gerade mit 32 Hunden und zehn Katzen für Mensch und Tier am angenehmsten, findet Angelika Winzer. Ab der zweiten Juli-Hälfte sieht das schon ganz anders aus, da sind für einige Tage alle Plätze belegt. 60 bis 70 Hunde und maximal 50 Katzen finden Platz im „Paradies“.

Sie hat mal in kleinerem Rahmen in Twedt angefangen, berichtet Angelika Winzer. Das war 1987. Vier Jahre später kaufte sie das Ensemble am östlichen Rande in Süderbrarup-Roy.

Arbeit mit Bürohunden

Sie habe damals nach einer neuen Aufgabe gesucht. Den Ausschlag zur Einrichtung einer Tierpension gaben ihre eigenen schlechten Erfahrungen, erinnert sich Angelika Winzer: Wegen eines Auslandsaufenthalts habe sie ihre Hunde vorübergehend in fremde Hände geben müssen. Als sie ihren Dalmatiner aus der Pension nach drei Monaten wieder abholte, zeigte der bissiges Verhalten. Heute noch kehren Wut und Traurigkeit zurück, wenn die 65-Jährige daran denkt.

In Süderbrarup-Roy sollten es die vierbeinigen Gäste gut haben. Und die eigenen Tiere auch: Im Büro, dem Tor zum weitläufigen Gelände, wuseln ein paar kleinere Hunde herum und lassen sich bereitwillig kraulen. Der Senior bleibt vorerst lieber im Körbchen. Die Bürohunde gehören zu Angelika Winzer und Gesine Wratzke.

Die scheidende Chefin nennt ihre designierte Nachfolgerin eine Hundeflüsterin. Das ist Gold wert, denn die 34-jährige Schleswigerin hat bislang im Nebenraum den Hundesalon geführt. Die beiden Frauen kennen sich schon seit 2005, seit Wratzke ihre Ausbildung zur Tierpflegerin hier absolviert hat. Für Hundefrisuren wird sie künftig kaum noch Zeit haben, auch wenn sieben Menschen in der Tierpension mit anpacken. „Kundenpflege nimmt viel Zeit in Anspruch“, wissen beide und bedienen vier Telefone gleichzeitig, um Buchungen zu organisieren und per Mail zu korrespondieren. Die Kartei zählt 2264 verschiedene Kunden.

Hundeklappen und Fußbodenheizung

Für die Hunde gibt es unterschiedlich große und mehr als ein Dutzend Freiläufe, winterfeste und beheizbare Blockhäuser, sogar Fußbodenheizung. Dank der Hundeklappen in den Häusern können die Gäste jederzeit raus.

„Große und kleine Hunde setzen wir von uns aus nie zusammen“, erklärt Angelika Winzer, und wenn es bei Hunden schon tagsüber kriselt, werden für Streithähne rechtzeitig geeignetere Mitbewohner gefunden.

Platz für Freigänger und Stubentiger

In der Katzenpension finden sowohl Einzelgänger als auch Teamplayer unter den Katzen eine Bleibe und sowohl solche, die überwiegend in vier Wänden leben als auch solche, die sich draußen wohl fühlen. In den Zimmern gibt es Kletter- und Kratzbäume, Fenster, Klappen (nach Bedarf), sogar Sitze und Sofas mit kuschligen Plaids darauf.

Manche Menschen, die die Dienste der Tierpension wegen Urlaub, Krankheit oder allergischen Besuchs in Anspruch nehmen, bringen auch beides mit: Hund und Katze. Viele wollen, dass die beiden Gefährten wenigstens zusammen übernachten, erzählt Winzer; solche Wünsche werden natürlich erfüllt.

Hundeausflug zum See

All diese Räume wollen gewartet und sauber gehalten werden, die Gäste gefüttert, manche mit Medizin versorgt und natürlich umhegt werden. „Katzen sind eigener, die brauchen eine besondere Ansprache“, beobachtet Gesine Wratzke.

Hunde indes bekommen auf Wunsch ihrer Halter auch Spaziergänge oder einen Ausflug zum See. „Selbst in den kleinen Ausläufen laufen die Hunde bestimmt mehr als bei sich zu Hause“, weiß Angelika Winzer aus Erfahrung und macht - im Winter gegen 19 Uhr, im Sommer um 22 Uhr - noch eine Gute-Nacht-Runde zu ihren Pensionstieren und bringt ihnen ein Betthupferl.

Den Mitarbeiterinnen gehen zudem häufig Schülerpraktikanten zur Hand; und auch über die Resonanz auf die Ausschreibung von Lehrstellen können sich Winzer und Wratzke nicht beklagen. Sie bekommen „massenhaft“ Bewerbungen. Häufig jedoch blieben die Tierpfleger nach der Prüfung nicht im Beruf, bedauern sie.

Als sie noch in der Ausbildung war, habe sie abgewunken, als ihre Chefin sie als Nachfolgerin ins Spiel brachte, erinnert sich Gesine Wratzke. Doch dann habe sie vor sechs Jahren auf einer Tierschutz-Fahrt ihren jetzigen Freund kennen gelernt und mit ihm beschlossen, „das zusammen zu machen“.

Aus dem Tierschutz kommen die zweijährige Mischlingshündin Evi und ihr Kumpel Rodney, die in einem der Freiläufe durchdrehen vor Freude über den Besuch auf zwei Beinen. Die beiden Hunde schmiegen sich an, schieben die Köpfe unter die streichelnden Hände und überzeugen mit jeder Bewegung davon, wie zuckersüß sie sind. Die beiden Pensionsgäste suchen tatsächlich eine neue Familie.

Projekt Pusztahunde - eine Herzensangelegenheit

Das Projekt Pusztahunde ist Angelika Winzer eine Herzensangelegenheit. Am 1. Juli wird sie wieder in ihre Heimat Eckernförde ziehen, in ein neues Haus mit Garten. Und sie freut sich darauf, für ihre eigenen Tiere - fünf Hunde, zwei Katzen und zwei Kaninchen - mehr Zeit zu haben. Aber das Ehrenamt im Auslandstierschutz wird sie fortsetzen, betont sie.

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