Inseln gründen Forum

Amrum, Föhr, Sylt und Helgoland fordern unter anderem bezahlbare Wohnungen

Amrum, Föhr, Sylt und Helgoland fordern unter anderem bezahlbare Wohnungen

Nordseeinseln fordern bezahlbare Wohnungen

SHZ
Amrum/Föhr
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Viele der im Positionspapier genannten Themen seien zwar bekannt, seien aus Sicht der Wirtschaftsverbände der Inseln Amrum, Föhr, Sylt und Helgoland jedoch auch die wichtigsten Problemstellungen für die kommenden Jahre. Foto: Kinka Tadsen

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Was Föhr, Amrum, Sylt und Helgoland eint? Die Abhängigkeit vom Tourismus. Daher haben die Wirtschaftsverbände der Inseln jetzt ein gemeinsames Positionspapier herausgegeben, um damit von der Politik gehört zu werden.

Zusammen wollen die Inseln jetzt ihre Kräfte bündeln: Die gemeinsame Herausforderung der Corona-Krise habe die Wirtschaftsverbände der Inseln Sylt, Föhr, Amrum und Helgoland näher zusammenrücken lassen. Das schreiben Vertreter des Vereins Sylter Unternehmer (SU), der Dehoga Sylt sowie der Dehoga Föhr/Amrum, des Vereins Föhr Amrumer Unternehmer (FAU), der Handels- und Gewerbeverein Insel Föhr (HGV) und des Wirtschaftsforum Helgoland. Mit ihrem Positionspapier, das sie an alle Fraktionen des schleswig-holsteinischen Landtags geschickt haben, wollen sie den politischen Vertretern ihre „gemeinsamen tourismuspolitischen Positionen“ näherbringen und für eine Berücksichtigung der Themen in den jeweiligen Parteiprogrammen werben.

 

 

Was alle Inseln eint, sei der Tourismus und damit einhergehend die Leitökonomie, die das Wirtschaftsleben und die Lebensqualität maßgeblich bestimmen, schreiben die Verantwortlichen. Denn nahezu alle auf den Inseln vorhandenen Branchen stehen in einem „mittel- oder unmittelbaren Wechselverhältnis zum Tourismus“ und sind, wie während der Corona-Krise noch deutlicher wurde, abhängig davon. „Die Inseln sind durch ihre touristische Bedeutung, vor allem auch durch das große Engagement der Leistungsträger vor Ort, ein bedeutender Wirtschafts- und Jobmotor in Schleswig-Holstein und darüber hinaus“, heißt es dazu in dem Schreiben, das bereits am Freitag veröffentlicht wurde.

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In dem Papier, das der Redaktion vorliegt, unterteilten die Verfasser verschiedene tourismuspolitische Positionen in die Schwerpunkte Infrastruktur – also Wohnraum, Verkehrsanbindung und Technologie – Ökologie, Küstenschutz, Wirtschaftshilfe und Fachkräftesicherung.

Bezahlbare Wohnungen für Insulaner

So fordern die Wirtschaftsverbände bezahlbare Wohnmöglichkeiten für Festangestellte und günstige, kleinteilige Wohneinheiten für Saisonkräfte, Azubis und Studenten, um die Bevölkerungszahlen auf den Inseln zu stabilisieren. „Die entsprechenden Wohnungsangebote sollten vorrangig auf den Inseln selbst oder zumindest inselnah realisiert werden“, heißt es dazu weiter.

Auch was die Infrastruktur und den technologische Ausbau angehe, gebe es auf den Inseln Bedarf: „Gerade für den eher strukturschwachen Norden Schleswig-Holsteins und die Nordseeinseln gilt es, Schritt zu halten und am technologischen Fortschritt zu partizipieren“, heißt es. Der Ausbau von Netzkapazitäten sei hier im Norden die Grundlage für die fortschreitende Digitalisierung.

 

Es sei faszinierend, dass, so unterschiedlich die Inseln auch sein mögen, überall die gleichen Probleme herrschen, so Nicole Hesse, FAU-Vorsitzende auf Amrum und Inhaberin des Hotels Seeblick. Für sie sei einer der wichtigsten Punkte die Personalsituation auf den Inseln. „Wir brauchen Wohnraum, in dem wir unsere Mitarbeiter unterbringen können“, sagt sie. Das gelte nicht nur für die Gastronomie, sondern für fast alle Branchen. Häufig gebe es Bewerbungen von Saisonkräften aus Dänemark, Rumänien oder Polen – „wenn man keinen Wohnraum hat, kann man sie allerdings auch nicht einstellen“.

Bessere Erreichbarkeit der Inseln

Damit einhergehend müsse man sich auch um eine bessere Erreichbarkeit der Inseln bemühen, heißt es außerdem in dem Papier. Konkret gefordert werden daher unter anderem der Erhalt und die Unterstützung der jeweiligen Fährverbindungen – gerade für die Inseln mit hoher Abhängigkeit vom Fährverkehr wie Amrum und Föhr müssten Maßnahmen ergriffen werden, diesen auch Tiden-unabhängig bewerkstelligen zu können. „Ich kann von meinen Mitarbeitern nicht verlangen, dass sie täglich vier Stunden auf der Fähre sitzen“, so Hesse dazu.

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Schon vor etwa 15 Jahren hatten Verantwortliche auf Föhr und Amrum demnach angeregt, sich dem Dehoga Sylt anzuschließen. „Wir haben damals einfach kein Gehör gefunden“, erinnert sich die FAU-Vorsitzende. Dabei ergebe es in ihren Augen durchaus Sinn, sind die Gemeinsamkeiten zwischen den Inseln doch viel eher gegeben als zur Gastronomie und Hotellerie auf dem Festland. „Und auch unsere Prüflinge sind alle zusammen, unsere Lehrlinge auf Föhr und Amrum gehen ja auf Sylt zur Schule.“

Umso mehr freut es Nicole Hesse, jetzt auch in Kiel Gehör zu finden: „Ich denke, es macht schon etwas aus, wenn die Inseln geschlossen beieinander stehen, deshalb sind wir jetzt dabei, ein Forum zu gründen.“ Sie genieße den Austausch mit den Kollegen von Föhr, Sylt und Helgoland – einmal die Woche sind die Vertreter der Verbände per Zoom miteinander in Kontakt. „Das ist so schön. Gerade an Tagen, an denen man kaputt vom ganzen Diskutieren ist, tut es gut zu wissen, dass da andere sind, denen es genauso geht.“

 

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