Flensburg

Agentur will Leerstände für Zwischennutzung vermitteln

Agentur will Leerstände für Zwischennutzung vermitteln

Agentur will Leerstände für Zwischennutzung vermitteln

SHZ
Flensburg
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Ein Leerstand, ein verlassener Sessel und drei der Akteurinnen der ZwischenRaumAgentur: Christine Kalis, Susanne Meier und Dany Heck wollen Leben in leere Läden bringen. Foto: Foto: Mira Nagar / SHZ

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Viel leerer Raum – und viele Menschen, die Platz für Ideen brauchen. Neue Agentur möchte beides zusammenbringen.

Jeder Leerstand hat seine Vergangenheit. Oft kommt darin eine Geschichte des Scheiterns vor. Das Restaurant, das nicht mehr viele Gäste hatte. Der Laden, der wegzog, weil die Miete zu teuer wurde. Der Eigentümer, der sich um seine Immobilie nicht mehr kümmern wollte oder konnte. Doch was passiert, wenn ein Kapitel zu Ende ist, das neue aber noch nicht geschrieben wird?

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Da wo jetzt Leere ist, sehen sechs Kreative aus Flensburg Raum für Zwischenlösungen – und wollen Ideen und Platz zusammenbringen. Denn beides ist reichlich vorhanden. Mit der ZwischenRaumAgentur sollen die beiden Seiten eine Plattform „für temporäre, kostengünstige und verlässliche Nutzungen als Arbeitsorte, Übungsräume, Werkstätten, für Start-Ups, Projekte und Initiativen“ bekommen.

Internet-Plattform und Party

„Meine Idee ist, dass die Bürger die Stadt wieder einnehmen“, sagt Christine Kalis, eine der Initiatorinnen der „ZwischenRaumAgentur“ und beschreibt den Spirit, der dahinter steht: „Ich nehme mir diesen Raum. Ich bin die Hüterin dieser Stadt.“ Leerstände würden durch temporäre Nutzung nicht nur aufgewertet und für zukünftige Dauermieterinnen attraktiv – Vandalismus wird verhindert und Verwahrlosung vorgebeugt, so die Initiatorinnen.

Die „ZwischenRaumAgentur“ soll dabei die Vermittlerin sein. Ein erster Aufschlag: Am 5. November findet eine „Launch-Party“ des Projekts statt. Eingeladen sind alle, die Räumlichkeiten suchen oder anzubieten haben. Zusätzlich soll es eine Internet-Plattform geben, bei der sich Eigentümer und Kreative finden können. Da die Agentur vom Projektfonds „Flensburg startet durch“ unterstützt wird, kann dies im Anfangszeitraum auch ohne Vermittlungsgebühr entstehen.

„Gegenpol zum Junk“

Tänzerin Susanne Meier sieht beispielsweise die alten Karstadträume als Gelegenheit für Performance-Kunst, schwärmt von „einer Choreografie mit Feuerwehrleuten und Schläuchen“. In den drei Teilen beim ehemaligen Möbel-Laden in der Norderstraße könnte – wie bei einem Triptychon – eine Performance in drei Teilen realisiert werden. Initiatorin Dany Heck stellt sich ein Kulturkaufhaus vor, „um einen Gegenpol zum Junk zu setzen.“ Beide hoffen, dass beispielsweise auch Studierende der Transformationsstudien Leerräume nutzen, „so dass die Ideen ins Volk tropfen können“.

Kreative, so sind sich die Initiatorinnen einig, finden sich sicher. Ob sich auch die Immobilienbesitzer außerhalb Flensburgs an die „ZwischenRaumAgentur“ wenden, müsse sich noch zeigen. Dany Heck betont, dass sie keine Nachteile befürchten müssen. „Es ist und bleibt eine Zwischennutzung mit kurzer Kündigungsfrist“, sagt sie. Das werde auch im Schaufenster deutlich gemacht. „Und wenn man merkt, dass das Start-Up durch die Decke geht, dann kann das Ganze auch in einen regulären Mietvertrag übergehen.“ Dann könnte die Zwischenlösung der Beginn eines neuen Kapitels werden. Denn jeder Leerstand kann auch eine Zukunft haben, die irgendwann beginnt.


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