Dänisch-deutsches CS:GO-Team holt den Titel

Zwei wie Lerby und Svan

Zwei wie Lerby und Svan

Zwei wie Lerby und Svan

Florian Papenfuhs
Köln
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Florian Papenfuhs

Zwei Dänen, ein Schweizer, ein Tscheche und ein Deutscher sind für das eSport-Team ”Sprout“ in der Kategorie: CS:GO deutscher Meister geworden. In einem Spiel, dass sich anfühlte wie ein Hollywood-Streifen. War mit Popcorn und 3D-Brille vor Ort: Der Nordschleswiger.

 

Søren Lerby hat es geschafft. Und Lasse Svan. Und seit neuestem auch Niels Christian Sillassen und Dennis Nielsen. Alle vier Dänen sind Deutscher Meister geworden.

Spieler vom FC Bayern München oder der SG Flensburg-Handewitt sind natürlich ungleich bekannter als die beiden Neuzugänge in dieser prominenten Liste. Und das liegt nicht nur daran, dass Sillassen und Nielsen innerhalb ihrer Szene eher als „NaToSaphiX“ und „sycrone“ bekannt sind. Der eine oder andere ahnt es schon, die beiden sind E-Sportler.

Kurzfristige Ausfälle

Gemeinsam mit ihrem deutsch-dänischen Team „Sprout“ gewannen sie auf der Gamescom in Köln, der größten Videospielmesse Europas, das Finale der ESL Meisterschaft in Counter Strike gegen den amtierenden Meister Euronics Gaming. Als Aufsteiger. Und wem das noch nicht Hollywood genug ist: Kurzfristig musste der Schweizer Mathieu „Maniac“ Quiquerez einspringen, der seine Karriere längst beendet hatte.

Nach dem Match sollte NaToSaphiX sagen „heute lief alles für uns“. Und tatsächlich hätte die Multikulti-Truppe um die beiden Dänen, einen Deutschen, den besagten, eigentlich schon pensionierten Schweizer und ein 17-jähriges Talent aus Tschechien,  gar nicht besser aus den Startlöchern kommen können. Nach zehn Runden der ersten Map stand es 8:2 für Sprout.

Maps lässt sich durchaus wörtlich mit „(Land)Karten“ übersetzen. Vor dem Spiel wählt jedes Team eine dieser Karten. Hinzu kommt noch eine dritte, sollte es ein Entscheidungsmatch geben. Denn die großen E-Sport-Turniere werden, ähnlich wie Basketball oder Hockey, üblicherweise in Best-Of-Serien ausgetragen.

Traumstart für Sprout

In den allermeisten Fällen spielen die Teams „Best Of Three“, wodurch die Spieler zwei Runden gewinnen müssen, um das Spiel für sich zu entscheiden. Dass die erste Map auch noch die war, die Euronics gewählt hatte, passte ins Bild des Traumstarts für Sprout.

Es sah nach einem klaren Sieg für die „Sprösslinge“ aus. Doch in Counter-Strike kann das Momentum schnell kippen, und so fing der Vorjahresmeister Euronics aus dem Nichts an zu brillieren. Fünfzehn Runden später lag Sprout 10:14 hinten.

Das grandiose Comeback wurde schließlich in Runde 25 von NatoSaphiX niedergestreckt, der im Alleingang drei Gegner ausschaltete. Nach dieser Glanztat gab Sprout nur noch eine Runde ab und entschied die erste Map mit 19:15 für sich.

Schwieriges Heimspiel

 

Begriffserklärung

CS:GO (Counter Strike : Global Offensive) ist ein Taktik-Shooter, der 2012 von Valve und Hidden Path Entertainment veröffentlicht wurden. Er gehört zu den gefragtesten eSport-Titeln weltweit. Im Wettbewerbsbereich spielen zwei Teams à fünf Spieler gegeneinander. In der Disziplin "CS:GO" hat Dänemark weltweit eine Vorreiterrolle inne, so besteht das zurzeit beste Team der Welt, Astralis, ausnahmslos aus dänischen Athleten. 

 

Auf der zweiten Karte hätte die Berliner Organisation ihren Titel also schon perfekt machen können. Doch ironischerweise hatten sie gerade auf der Karte, die sie selbst ausgesucht hatten, die meisten Schwierigkeiten. Das Team spielte nicht schlecht, sycrone der im Spiel die Taktik vorgibt, zeigte sich engagiert immer neue Lösungsansätze zu finden. Das Match lief deutlich ausgeglichener als das erste Spiel, niemand konnte sich einen komfortablen Vorsprung herausarbeiten. Am Ende gewann Euronics mit 16:11 und erzwang somit die entscheidende dritte Map.

Die geriet zur kompletten Kopie des ersten Laufs. Nach zehn Runden lag Sprout erneut mit 8:2 vorn. Nach Runde 16 stand es gar 13:3. Der Sieg schien nur noch Formsache - doch wieder brachen die Jungs von Coach Tobias Herberhold ein. Und wieder machte NatoSaphiX den Sack zu. In Runde 29, beim Stand von 13:15, eliminierte er drei Gegenspieler und sicherte seinem Team somit den entscheidenden 16. Punkt. Für einen Großteil der Zuschauer, ganz gleich ob im Internet oder live vor Ort, wurde das Wunschergebnis die Realität. Die Gesichter der Sparout-Fans vor Ort zeichnete sowohl Freude als auch Erschöpfung. Allzu verständlich nach dem nervenaufreibenden Match, welches die rund 200 Zuschauer vor der ESL-Bühne über vier Stunden lang in ihren Bann gezogen hatte.

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Niels Christian "NaToSaphiX" Sillassen und Dennis "sycrone" Nielsen Foto: Florian Papenfuhs

Der „Fisherman“ geht 

„Normalerweise funktioniert ein Matchplan nie zu einhundert Prozent. Irgendwas ändert das Team immer, seit dem Punkt an dem man es gescoutet hat. Euronics jedoch nicht. Sie hatten keine Überraschungen parat“, stellte der Taktiker sycrone nach dem Spiel fest. Möglicherweise hängt das mit den Kaderänderungen bei Euronics zusammen, die bereits vor dem Finale feststanden. Die treffen nun auch Sprout.

NatoSaphiX bleibt dem deutschen Meister erhalten und schielt auf weiter Erfolge. Wie Lasse Svan, wenn man so will. Søren Lerby verließ die Bayern 1986 nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft. So macht es auch sycrone, der von seinen Freunden „Fisherman“ gerufen wird, weil er in einem kleinen Fischerdorf aufgewachsen ist. Sorgen, dass er keinen neuen Arbeitgeber findet, muss sich wohl niemand machen. Wer hat nicht gern einen deutschen Meister im Team?

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