Nach Fan-Gewalt

Schalke unter Schock: Spieler entscheiden über Einsatz

Schalke unter Schock: Spieler entscheiden über Einsatz

Schalke unter Schock: Spieler entscheiden über Einsatz

dpa
Gelsenkirchen
Zuletzt aktualisiert um:
Schalke-Sportvorstand Peter Knäbel zeigt sich nach dem Fan-Ausschreitungen verständnisvoll. Foto: Karsten Rabas/FC Schalke 04/dpa

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Beim FC Schalke 04 dauert die Aufarbeitung der Fan-Attacken nach dem besiegelten Abstieg weiter an. Die Spieler dürfen selbst entscheiden, ob sie in den verbleibenden vier Partien noch mal auflaufen.

Der Spielausfall vom Samstag gibt dem FC Schalke 04 wichtige Zeit zur Verarbeitung. Nach einem Fußball-Spiel wäre nicht nur wegen des seit Dienstag besiegelten Abstiegs niemandem zumute.

Die mentale Aufarbeitung der Fan-Attacken aus der Nacht zum Mittwoch ist noch in vollem Gange, der Verein steht immer noch unter Schock. «Dass diese unverrückbare Grenze überschritten wurde, hat den Verein zutiefst erschüttert», hieß es in einer Mitteilung. Der Verein kündigte zudem an, Strafanzeige zu stellen.

Dass die Partie gegen Hertha BSC wegen der Corona-Quarantäne der Berliner abgesagt wurde, gibt den Profis nun viel Raum für eine wichtige Entscheidung, die Sportvorstand Peter Knäbel ihnen überlassen hat. «Wenn einer die restlichen vier Partien nicht mehr für Schalke auflaufen will, kann ich mit dieser Position leben», zitiert die «Bild» Knäbel. Da die Bundesliga am folgenden Wochenende wegen der Pokal-Halbfinals pausiert, steht die nächste Partie der Königsblauen erst am 8. Mai in Hoffenheim an. Die teilweise offenbar schlimmen Szenen liegen dann immerhin zweieinhalb Wochen hinter ihnen.

Trainiert haben die Schalker seit den Vorfällen noch nicht. Erst am Montag wollen sie wieder in den normalen Betrieb zurückkehren. Man habe «bereits Maßnahmen eingeleitet, um die Sicherheit von Spielern und Betreuern zu gewährleisten», erklärte der Club. Einen offiziellen Antrag auf Polizeischutz hatte Schalke bis Freitag aber noch nicht eingereicht. «Der Verein hat bisher nicht darum gebeten», erklärte ein Sprecher der Polizei: «Aber wir erstellen so oder so eine Gefährdungsanalyse. Und je nachdem, zu welchem Ergebnis wir kommen, würden wir auch selbstständig tätig werden.»

In jedem Fall will der Verein den Spielern bei der Verarbeitung der Vorfälle aktiv zur Seite stehen. «Wir haben eine Nachricht versendet: Falls jemand Hilfe braucht, egal ob physisch oder psychisch, soll er sich melden», berichtete Knäbel bei Sky. Nachdem das Training am Mittwoch und Donnerstag kurzfristig abgesagt wurde, gehe man nun «in die Gespräche mit den Spielern und versuche, aufzuarbeiten, was aufzuarbeiten ist. Wenn externe Hilfe nötig ist, würden wir die in Anspruch nehmen.» Er gehe zwar «aktuell davon aus, dass es allen so weit gut geht. Wir sind aber sicher, dass es dafür noch einiges an Gesprächen braucht.»

Körperlich gehe es allen Beteiligten gut, so Knäbel. Team-Koordinator Gerald Asamoah schilderte aber merklich mitgenommen das Ausmaß der Zwischenfälle. Vor allem zwei Bilder hätten sich in seinem Kopf eingebrannt. «Ein Mitarbeiter lag auf dem Boden und wurde getreten», berichtetet der Ex-Nationalspieler. Und über Kollege Mike Büskens sagte er: «Die Angst in Bujos Augen werde ich nie wieder vergessen.» Die Polizei, die von «massiven Aggressionen» der 500 bis 600 Anhänger gegen die Schalker bei ihrer Rückkehr vom 0:1 aus Bielefeld berichtete, untersucht die Ereignisse mit einer Ermittlungskommission.

DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der die Attacken der Fans auf das Team «aufs Schärfste» verurteilte und erklärte, dass «so etwas in der Bundesliga nichts zu suchen» hat, wünscht sich derweil auch ein deutliches Statement aus der Fanbase. «In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Entwicklungen im Profi-Fußball zurecht teilweise scharf kritisiert. Zuletzt die Planung einer Super League durch einige Clubs», sagte Seifert zu «11 Freunde»: «Nun würde es der einen oder anderen Fan-Organisation ebenfalls gut zu Gesicht stehen, zur Eskalation auf Schalke in aller Klarheit und wahrnehmbar Stellung zu beziehen. Wenn wir über Fehlentwicklungen sprechen, dürfen wir verbale und erst recht körperliche Gewalt nicht ausklammern und müssen diese ohne Wenn und Aber verurteilen.»

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