Mutmacher für den Sport

Neues Konzept soll Fan-Rückkehr ermöglichen

Neues Konzept soll Fan-Rückkehr ermöglichen

Neues Konzept soll Fan-Rückkehr ermöglichen

dpa
Berlin
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Ein modulares Konzept soll die schrittweise und kontrollierte Rückkehr von Zuschauern auch im Sport ermöglichen. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

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Seit Monaten fehlen dem Sport die Zuschauer - und damit wichtige Einnahmen und Emotionen. Eine Studie zeigt nun Wege auf, unter welchen Voraussetzungen künftig wieder Veranstaltungen mit Fans möglich sein sollen. Die Entscheidung liegt aber bei der Politik.

Ein branchenübergreifendes Konzept zur kontrollierten Rückkehr von Zuschauern weckt auch im Sport neue Hoffnungen auf baldige Lockerungen und ein Stück Normalität in der Corona-Krise.

«Einen Mutmacher können momentan alle gut gebrauchen. Keiner hat mehr Lust auf den Lockdown», sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, der Deutschen Presse-Agentur nach der Vorstellung der Studie. «Wir wissen um die Brisanz einer Öffnung, halten sie aber für verantwortbar.» Aus Sicht von Stefan Holz, Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, ist das Konzept «ein wichtiger Schritt».

Der von 20 Experten und Wissenschaftlern in den vergangenen zwei Monaten erarbeitete Leitfaden unterteilt sich in drei Bereiche: Ein Basiskonzept mit einer Auslastung der Zuschauerkapazität bis zu 40 Prozent, ein Spezialkonzept mit einer Auslastung bis zu 80 Prozent und ein Testkonzept für eine hundertprozentige Vollauslastung. Dabei wird zwischen Indoor- und Outdoorveranstaltungen unterschieden.

«Irgendwann muss die Frage beantwortet werden, wie gehen wir die Schritte zurück. Wir wollen der Politik einen Weg zeigen, wie geht es zurück. Das steht für uns im Vordergrund», sagte Hygiene-Experte und Mitautor Florian Kainzinger. «Das Wann ist eine Frage, die die Politik gerne mit uns diskutieren kann. Wir denken, dass der Einstieg bald möglich ist. Aber wichtiger ist das Wie.» Kainzinger appellierte zugleich, über eine Lockerung nicht nur auf Grundlage der aktuellen Inzidenzzahlen zu entscheiden: «Die zentrale Frage dabei ist die Belastung des Gesundheitssystems.»

Die Initiative wird unter anderen von den großen Verbänden und Profiligen aus dem Fußball, Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey unterstützt. «Das Virus wird uns noch auf Monate, Jahre, vielleicht sogar für immer begleiten. Umso wichtiger ist es, dass wir zukunftsgerichtete Konzepte zur Lösung entwerfen», sagte Gernot Tripcke, Chef der Deutschen Eishockey-Liga. Für die DEL sei es «von essenzieller Bedeutung, dass wir bei der Zuschauerthematik zeitnah mit einer verantwortungsvollen Perspektive arbeiten können».

Ähnlich ist es im Handball, wo die Einnahmen aus dem Ticketverkauf bis zu 30 Prozent des Saisonetats der Bundesligavereine ausmachen. «Für uns ist es wichtig, dass wir kommende Saison wieder mit Zuschauern planen können», sagte Bohmann. «Wir sollten das aber schon in dieser Saison angehen.» Er sähe eine Öffnung «lieber heute als morgen. Es geht nicht, uns noch über Monate hinweg einzuschließen.» Auch die Basketball-Bundesliga will eine Rückkehr der Fans vor dem Sommer nicht ausschließen. «Wir haben die Hoffnung auf Zuschauer auch noch in dieser Saison nicht aufgeben», sagte Holz. «Wir hoffen, dass dies ein Einstieg in eine differenziertere Diskussion ist.»

Der Profisport kann dabei für sich in Anspruch nehmen, viele Voraussetzungen bereits zu erfüllen. Die Eckpunkte des modularen Plans umfassen unter anderem die Erstellung eines Hygiene- und Infektionsschutzkonzeptes, personenbezogene Tickets zum Kontaktmanagement, eine durchgehende Maskenpflicht und ein Ausschankverbot von alkoholischen Getränken. «Die meisten dieser Maßnahmen sind bei uns bereits vorhanden bzw. weit entwickelt», betonte Tripcke.

Nach Ansicht von Georg-Christian Zinn, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, könne man bei einer konsequenten Umsetzung der vorgesehenen Maßnahmen auch den neueren Virus-Varianten Stand halten. «Mit guten Konzepten können diese Varianten zurückgedrängt werden. Das bereitet uns keine großen Bauchschmerzen», sagte Zinn. HBL-Geschäftsführer Bohmann glaubt daher: «Das kann ein Aufbruchsignal für die Gesellschaft insgesamt sein.»

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