Nach Vorwürfen

DOSB-Ethiker sollen Hauskrach um Hörmann aufklären

DOSB-Ethiker sollen Hauskrach um Hörmann aufklären

DOSB-Ethiker sollen Hauskrach um Hörmann aufklären

dpa
Frankfurt/Main
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In einem anonymen Brief im Namen von Mitarbeitern wurde DOSB-Präsident Alfons Hörmann attackiert. Foto: Ina Fassbender/AFP POOL/dpa

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Die Brief-Attacke von Mitarbeitern gegen Verbandschef Hörmann erschüttert den DOSB. Die Ethik-Kommission soll der Sache auf den Grund gehen - und Konsequenzen ermöglichen.

Der Hauskrach um die schweren Vorwürfe gegen Präsident Alfons Hörmann wird beim Deutschen Olympischen Sportbund zum Fall für die Ethik-Kommission.

Auf Antrag von Präsidium und Vorstand soll das Gremium unter Vorsitz des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maiziere die Anschuldigungen von Mitarbeitern gegen den DOSB-Chef aufklären. «Darauf aufbauend» will der Dachverband die «notwendigen Konsequenzen» ziehen, teilte der DOSB am Wochenende mit. Ausgelöst hatte die Erschütterungen ein anonymes Schreiben im Namen von DOSB-Mitarbeitern, in dem Hörmanns Führungsstil und Verhalten heftig kritisiert werden.

Nordrhein-Westfalens Landessportbundchef Stefan Klett, der zuvor den Rücktritt von Hörmann geforderte hatte, begrüßte das Einschalten der Ethiker. «Das ist der richtige Weg und folgelogisch», sagte Klett der Deutschen Presse-Agentur. Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landessportverbandes, mahnte eine tiefgehende Ursachenforschung an. «Da ist die Erwartungshaltung schon, dass das dann auch inhaltlich vollständig aufgeklärt wird», sagte Ammon dem Deutschlandfunk.

Präsidium und Vorstand hatten Hörmann nach Bekanntwerden des anonymen Briefs das Vertrauen ausgesprochen. Eisschnelllauf-Präsident Matthias Große attackierte die Verfasser des Schreibens am Sonntag in einem wütenden Statement als «charakterlos» und lobte Hörmann «als verlässlichen Partner mit klarer Kante».

Von anderen Spitzenfunktionären im deutschen Sport gab es aber auch Kritik. Hessens LSB-Chef Rolf Müller sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Samstag): «Bei aller Zurückhaltung angesichts des anonymen Briefes muss man die Frage stellen, ob die Persönlichkeitsstruktur der Führung geeignet ist, Menschen respektvoll zu führen.»

Für weiteren Wirbel sorgte ein kurzzeitig im Netz veröffentlichtes Foto von den Beratungen, das DOSB-Spitzenfunktionäre ohne Maske in einem Konferenzraum zeigen soll. Bereits in dem Mitarbeiter-Schreiben war ein angeblich nachlässiger Umgang mit Corona-Regeln in der Verbandszentrale beklagt worden. «Ich glaube, wir tun alle gut daran, wenn wir unsere Vorbildfunktion in der Corona-Pandemie ganz besonders herausstellen», mahnte Bayerns Verbandschef Ammon.

Nach Angaben des NRW-Sportbundes haben «schon vor Wochen Mitarbeitende des DOSB uns gegenüber über Vorgänge berichtet, die sich vollständig und teilweise wortgleich» mit dem Inhalt des anonymen Schreibens an die DOSB-Spitze decken sollen, wie es in einem «Sportschau»-Bericht heißt.

Die Verfasser sprechen in ihrem Brief von einer «Kultur der Angst» im Verband und beklagen das angebliche Fehlen von Respekt und Fair Play in den Führungsgremien. DOSB-Vizepräsident Andreas Silbersack stellte sich indes hinter den Verbandschef. «Alfons Hörmann hat meine Rückendeckung. Aber man sollte den Brief sehr ernst nehmen. Es geht darum, die Dinge, die im Raum stehen, zu prüfen, zu klären. Man muss miteinander reden - mit den Mitarbeitern, damit sie sich in dem Prozess zu einhundert Prozent wiederfinden», sagte der 53 Jahre alte Hallenser der «Mitteldeutschen Zeitung» (Samstag).

Auch der Bayer Ammon warnte vor «voreiligen Schlüssen» im Fall Hörmann, mahnte aber mit Blick auf die Vorbildfunktion eine detaillierte Aufklärung an. Zu Hörmann sagte Ammon: «Er ist ein Vollblut-Sportpolitiker, wie man sich ihn in der Sache wünscht.»

Die DOSB-Führung sicherte zu, dass sich der Verband «in diversen Formaten im offenen, engen Dialog mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit den Vorwürfen auseinandersetzen und Ansatzpunkte für Veränderungen identifizieren und umsetzen» werde. Hinweise an die Ethik-Kommission oder über andere unabhängige und vertrauliche Beschwerdewege zur Aufklärung seien erwünscht. Die nächste Sitzung der Ethik-Kommission ist bislang für den 18. Juni angesetzt.

Dem offenen Brief zufolge haben sich ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DOSB vorher ausgetauscht, ehe das Schreiben verschickt wurde. Der Brief schließt mit den Worten: «Es braucht Veränderung! Vor allem aber braucht es eine neue Kultur innerhalb des DOSB. So kann es nicht weitergehen!»

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