Gericht

Tierärztin: Schwerverletzten Schweinen wurde nicht geholfen

Tierärztin: Schwerverletzten Schweinen wurde nicht geholfen

Tierärztin: Schwerverletzten Schweinen wurde nicht geholfen

Sonderburg/Sønderborg
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Foto: Archiv Riggelsen

Am zweiten Verhandlungstag im Gericht wurden mehrere Tierärzte im Fall des angeklagten Schweinebauern von Südalsen angehört. 50 kurze Videos wurden im Gerichtssaal abgespielt.

Bei der zweiten Verhandlung gegen den 52-jährigen Schweinebauern aus Südalsen/Sydals hat eine Tierärztin von der Lebensmittelsbehörde (Fødevarestyrelsen) ein teilweise grausiges Bild gezeichnet: schwerverletzte Schweine, denen nicht schnell genug geholfen wurde. Zu viele Tiere in den einzelnen Boxen und tote und zum Teil schwer vernachlässigte Schweine, die in Ställen oder im Freien auf Rampen lagen.

Die Zeugin hatte am 28. Mai 2015 und am 1. September 2015 an einer Kontrolle der vier Betriebe des südalsischen Landwirts teilgenommen. Eigentlich wollten die beiden Mitarbeiterinnen zuerst die Quadratmeter der Ställe ausmessen. „Wir wollten herausfinden, wie viele Schweine eigentlich dort sein dürfen“, so die Tierzärztin. Das mussten die Mitarbeiterinnen aber aus Zeitgründen aufgeben.

Zu wenig Platz

In den Ställen fielen den Mitarbeiterinnen aber zum Teil sehr arge Missstände auf. In dem einen Stall hatten 72 Prozent der Schweine zu wenig Platz. Auf einem Video waren fressende Tiere Schulter an Schulter am Trog stehend zu sehen. Hinter ihnen liefen Schweine umher, die sich keinen Platz beim Futter erkämpfen konnten. „Nur die Stärksten bekommen dann Futter“, so die Tierärztin, die darauf hinwies, dass die Tiere bei dem Angeklagten nur zu bestimmten Zeitpunkten gefüttert wurden. Das führt bei Tieren zu Stress. Hinzu kommt, dass verwundete Tiere nicht entdeckt werden, wenn sich zu viele in der Box aufhalten müssen.

Das ist ein Zeichen der fehlenden Aufsicht und Pflege. Es ist nicht besonders hygienisch, wenn man die toten Tiere nicht entfernt. 

Tierärztin der Lebensmittelbehörde

Der Schweinebesitzer hatte den zuständigen Behörden zu melden, wo welche Tiere untergebracht waren. „Es ist ja nicht unnormal, wenn Schweinebesitzer die Tiere sammeln. Aber wir müssen genau wissen, wo die Tiere sind, wenn zum Beispiel eine Klauenseuche ausbricht“, so die Tierärztin.

Tote Schweine

In den Ställen des Angeklagten fanden die Tierärztinnen auch tote Schweine. In der einen Box lag ein 60 Kilo schweres und aufgequollenes Schwein, das nicht wie üblich mit einer Bolzenpistole erlöst worden war. Bei dem Tier stellten die Tierärztinnen einen Schädelbruch fest. Nur Ferkel bis zu fünf Kilo Gewicht dürfen mit einem Schlag getötet werden.

Mehrfach wurden kranke und auch völlig abgemagerte Tiere entdeckt, die nicht erlöst oder in eine Notbox gebracht worden waren. Ein Schwein lag schreiend auf der Seite auf dem Zementboden. Viele der kranken Tiere waren schon seit Tagen arg dran, so die Tierärztin. Mehrere der Gummimatten in den Boxen waren hart und daher keine Hilfe für kranke Tiere. Der 52-jährige Landwirt hatte den vielen Tieren auch nicht überall genügend Spielzeug und Spiele gegeben.

Schulterblatt im Trog gefunden

In allen vier Ställen fanden die Tierärzte Kadaver-Reste in den Boxen. „Wenn ein totes Schwein in den Ställen liegen bleibt, dann fressen die anderen Schweine von dem Körper“, so die Tierärztin, die unter anderem das bloße Schulterblatt eines Schweines im Trog gefunden hatte.

„Wenn ihr einen Kadaver findet, was sagt das dir als Tierärztin?“, fragte der Ankläger Lars Viereck. „Das ist ein Zeichen der fehlenden Aufsicht und Pflege. Es ist nicht besonders hygienisch, wenn man die toten Tiere nicht entfernt“, so die Zeugin. Die Tierärztinnen hatten diverse abgenagte Schweinsknochen bei den Ställen gefunden.

Der Zeugin zufolge gab es auch nicht an allen vier Ställen einen richtigen Abholplatz für den Entsorger Daka.

„Wie werden die Tiere denn in den Wagen geladen?“, fragte die Rechtsanwältin des Angeklagten. „Mit einem Greifer. Aber dabei würden die Knochen ja nicht aus einem toten Schwein fallen“, so die Veterinärin.

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