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Kaserne: Ein altes Haus voller guter Geschichten

Kaserne: Ein altes Haus voller guter Geschichten

Kaserne: Ein altes Haus voller guter Geschichten

Sonderburg/Sønderborg
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Leif Larsen im Parolensaal, in dem seit Kurzem wieder die alten Gemälde von Viggo Brandt hängen. Der Künstler aus Kopenhagen hat acht Gemälde über die Gegend von Sonderburg produziert. Foto: Karin Riggelsen

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In der einstigen deutschen Marinestation ist in mehr als 100 Jahren viel passiert. „Kasernens Historiske Samling“ lässt alle in die interessante Geschichte des Hauses abtauchen.

1905 beschloss die kaiserliche deutsche Marine, die Ostseeflotte von Kiel in zwei neue Marinestationen in Sonderburg und Flensburg (Flensborg) zu verlegen. Der Bau des stolzen großen Backsteingebäudes direkt am Alsensund begann.

Was seither alles hinter den dicken Mauern der Kaserne passierte, darüber informiert seit Kurzem der Verein „Kasernens Historiske Samling“. Vorsitzender ist Leif Larsen, der sich schon immer für die interessante Geschichte der dänisch-deutschen Grenzregion und nicht zuletzt der Kommune Sonderburg interessiert hat. Der 71-Jährige hat viele Jahre lang an der Sonderburger Kaserne die angehenden Unteroffiziere unterrichtet.

Hinauf zum Dachboden

Wenn Larsen eine nächtliche Wache übernahm und alles ruhig blieb, setzte er sich nicht vor den Fernseher: „Ich ging hinauf auf den Dachboden und hab mir dort oben alles angeschaut. Da gab es viele Dinge, die unglaublich interessant waren.“

Leif Larsen auf einem Brett, das auf die Dachziegel eines Gebäudes montiert wurde Foto: Karin Riggelsen

Unter dem alten Dach fand er unter anderem einige mehrere Meter langen Holzstäbe, die nun in einer Ecke des einen neuen Ausstellungsraums hinter den alten Dachziegeln an der einen Wand stehen. Das waren einmal die Stangen einer alten Turmspitze, die 1920 abmontiert wurde. Im Laufe der vergangenen Jahre hat Leif Larsen ganz viele Dinge zusammengesammelt.

Jedes Detail ist wichtig

Ob die Uniform des Soldaten Mogens Dyre, das mit Kasernen-Abzeichen eingravierte Trinkglas des Kasernen-Meisters H. C. Kipp, die 33 Kunstwerke der verschiedenen Uniformen in der Gerlach-Stube oder die alten Sitzmöbel des einstigen Schulchefs Rabæk, die übrigens das Sonderburger Unternehmen Vamo produziert hat – Larsen freut sich über jedes einzelne Detail von anno dazumal.

Ob Abstandsgerät, Minen oder Embleme und Uniformen - alles ist in der historischen Sammlung der Kaserne dabei. Foto: Karin Riggelsen

Zur Kasernengeschichte gehören auch ein Abstandmesser, Spring-Minen und ein mehr als bis ins kleinste Detail aufgeräumter Schrank des Soldaten T. Petersen von der Leibgarde der Königin.

Ausstellungswunsch wurde wahr

Für Leif Larsen gehört die Kaserne trotz Ruhestands seit etlichen Monaten wieder zum täglichen Alltag. Einige Dinge – selbst Schwergewichte wie der alte eiserne Safe des Kantinenbetreibers Ole Enig und die alten Gemälde der Gerlach-Stube – hat er bei der Schließung der Kaserne Sonderburg vorsichtshalber beiseitegeschafft. Der Safe stand bei ihm jahrelang zu Hause im Keller.

Uniform von Mogens Dyre Foto: Karin Riggelsen

„Ich habe ja immer gehofft, dass ich es mal ausstellen kann“, wie er lächelnd zugibt. In der einen Stube liegen Gunnar Hounsgaards Funde von den abgestürzten englischen Flugzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg.

Schwere Türen 

Der Marine-Artillerie-Stützpunkt, der Entwurf zu einer Kaserne für 400 Mann, die besonderen roten Dachziegel, der Flaggenturm, die schweren Originaltüren – jede wiegt 44,6 Kilogramm – und die Türgriffe aus Messing oder alte Zeichnungen und Bilder. Leif Larsen weiß bestens Bescheid und kommt weit herum. Er freut sich über jedes einzelne Detail von anno dazumal.

Wie viele Stufen müssen die Soldaten zurücklegen, bevor sie oben im Flaggenturm ankommen? Foto: Karin Riggelsen

Larsen weiß unglaublich viel: dass die Soldaten erst nach 167 Schritten beim Flaggenturm oben auf dem Dach der Kaserne ankommen und dass dieser 39,96 Meter über dem Wasser liegt.

In 13 Abteilungen aufgeteilt

In der Ausstellung der historischen Sammlung der Kaserne gibt es 13 verschiedene Abteilungen: wie die Kaserne mit deutscher Präzision und schöner Architektur errichtet wurde, Alpenjäger, Kriegsinvalidenschule, die Unteroffiziersschule, die deutsche Marinekaserne, Särge der deutschen Konzentrationslager und anschließend die Kaserne wieder in dänischen Händen. Nach drei Jahren als Asylzentrum für Syrier wurde die Regimentskaserne durchgreifend von der Kommune renoviert.

Leif Larsen vor dem Entwurf für den Marine-Artillerie-Stützpunkt Foto: Karin Riggelsen

Die Kaserne ist heute die Basis von 20 lokalen Vereinen. Hinzu kommen die dänischen Veteranen und der Kontaktausschuss für Militär-Traditionen in der Sonderburger Gegend.

Einweihung am Sonnabend

Wer sich unter anderem die historische Ausstellung im ersten Stock des Gebäudes E anschauen möchte, der sollte am Sonnabend, 10. Februar, ab 10 bis 14 Uhr in die Kaserne kommen. Das renovierte Gebäude wird von Bürgermeister Erik Lauritzen eingeweiht, und anschließend können die Gäste bei den Vereinen vorbeischauen.

Der historische Verein der Kaserne wird alle 30 Minuten einen kleinen Rundgang durch die Ausstellung anbieten.

Leif Larsen vor dem Eingang E der Kaserne Foto: Karin Riggelsen
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