Pfingsten

Urlauber trotzen dem Wetter in SH

Urlauber trotzen dem Wetter in SH

Urlauber trotzen dem Wetter in SH

Gerrit Gätjens / shz
Ostholstein
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Der Strand, wie hier bei Kellenhusen, ist belebt, aber nicht voll. Foto: Gerrit Gätjens/SHZ

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Ob mit Schirm am Strand oder mit Rad auf Touren: Die Menschen zieht es raus, das war deutlich zu spüren auf der Tour von Neustadt nach Heiligenhafen am Pfingsten. Wer Zimmer oder Parkplatz gefunden hatte, war glücklich.

Die Befürchtungen waren groß, dass auf die Urlaubsorte an der Küste Ostholsteins zu Pfingsten ein Run einsetzen würde. Besonders die Orte Scharbeutz und Haffkrug, die die geringste Entfernung zwischen Strand und Autobahnausfahrt haben, warnten die Urlauber schon im Vorfeld via Verkehrsfunk vor Überlastung. Aber ganz so dicke kam es dann doch nicht, wozu vielleicht auch das teilweise extrem nasskalte Wetter beitrug.

Pfingstsamstag gegen 14.30 Uhr auf der Grömitzer Promenade: Sie ist keineswegs leergefegt, allerdings auch nicht überlaufen. Wer unterwegs ist, hat sich in regenfeste Kleidung eingemummelt und den Regenschirm aufgespannt. Das Wetter vermittelt echtes Februar-Feeling, aber das hält viele Menschen nicht davon ab, sich draußen zu bewegen. Einer, der an diesem Tag gute Laune hat, ist Jürgen Schürer; er verkauft in seinem kleinen Verkaufswagen neben dem Schwimmbad Grömitzer „Welle“ frische heiße Waffeln, ein Renner an diesem Tag. „Kann mich nicht beklagen, läuft gut“, freut er sich und reicht die nächsten Portionen über den Tresen. 

Hansapark ist noch geschlossen, die Urlauber aber per Pedes und Pedale unterwegs

Weiter geht es Richtung Süden. Eine kurze Runde durch die Neustädter Innenstadt zeigt ein recht wenig belebtes Szenario. Der Hansapark in Sierksdorf ist noch geschlossen; der riesige Parkplatz und der Vorplatz befinden sich weiterhin im verlängerten Winterschlaf. Wenig Menschen sind auch in Sierksdorf am Strand und auf der Promenade unterwegs, dafür aber viele Fahrradfahrer. In Haffkrug gibt es jetzt – gegen 15.30 Uhr – tatsächlich noch Parkplätze an der Strandpromenade. Die meisten Häuschen der Strandkorbvermieter sind geschlossen, das große Geschäft wird heute nicht mehr erwartet. Das war am sonnigen Sonntag anders. 

Je mehr man sich aber dem Zentrum von Scharbeutz nähert, desto mehr Leben kommt auf. Ein Blick von der Autobahnbrücke zeigt stop-and-go, aber keinen Stillstand – vermutlich wäre das auch an einem normalen Wochenende der Fall, denn hier ist wegen einer Baustelle nur eine Spur befahrbar. 

Großer Run auf den Wohnmobilstellplatz in Scharbeutz

Ein kurzer Besuch bei Ronald Harms, dem Betreiber des „WoMohafen“ im Hamburger Ring in Scharbeutz: Sieben Monate war der Platz geschlossen, jetzt ist er ausgebucht. Wenn er die Möglichkeiten hätte, könnte er vermutlich doppelt bis drei Mal so viele Wohnmobile unterbringen. Jeden Tag bekommt er unzählige Anrufe, die allzu oft mit „Ich weiß, sie reservieren nicht, aber...“ beginnen. 

„Ich kann's nicht mehr hören“, stöhnt er. Viel mehr Gäste könnte er auch logistisch gar nicht mehr verkraften, denn alle müssen sich mit der Luca-App oder schriftlichen Kontaktdaten anmelden und natürlich regelmäßig die Tests präsentieren – all das muss eben auch kontrolliert werden. 

Selten: Wenn ein Schnelltest positiv ausfällt, wird vor Ort ein PCR-Test gemacht in Scharbeutz

Auf dem Parkplatz gegenüber ist inzwischen ein Testzelt in Betrieb. Davor ein Mann, der offensichtlich dazugehört, denn er erklärt gerade einer Berliner Familie, dass gerade die vorgeschriebene Desinfektion stattfindet und der Testbetrieb um 17 Uhr weitergeht – „aber heute nur mit Online-Termin!“ „Ich bin Olli“, sagt er und ist sichtlich stolz auf „seinen“ Testpunkt, der von einer regionalen Apotheke betrieben wird. 

Wie viele positive Tests es bislang gegeben hat, will er „aus Datenschutzgründen“ nicht verraten – „aber wenn hier ein Test positiv ausfällt, machen wir im Gegensatz zu anderen Teststationen noch einen PCR-Test zur Sicherheit, bevor wir das Gesundheitsamt verständigen“. Die Online-Buchung, so sagt er, ist nötig geworden, weil es sonst zu viele Missverständnisse und Buchstabierfehler bei Namen, Telefonnummern und Mailadressen gibt. 

Mit Decke im Strandkorb und Sicherheitsdienst auf der Seebrücke

Im Gegensatz zur Modellregion-Eröffnung vor zwei Wochen bei sommerlichen Temperaturen herrscht rund um die Scharbeutzer Seebrücke nur moderates Treiben. Kein Gedränge, keine Schlangen – außer vor dem Testzentrum im „Bayside“. Hier ist der Andrang deutlich größer als am 8. Mai. 

Trotz des Wetters haben es sich einige Menschen in den Strandkörben gemütlich gemacht. Eine junge Dame hat sich in eine warme Decke gehüllt und genießt lesend die frische Luft. Wer sie ist und woher sie kommt, will sie nicht verraten. Die Seebrücke wird von einem Sicherheitsdienst überwacht. Gab's Probleme? „Alles im grünen Bereich“, sagen die beiden, „die Menschen sind nett und verhalten sich verantwortungsbewusst! Keine Probleme!“ 

Urlauber trotzen dem Wetter, weil sie froh sind, hier zu sein

Am Pfingstsonntag geht’s Richtung Norden. Das Wetter verspricht etwas freundlicher zu werden. Beim Kloster Cismar machen Coretta und Martin eine Pause von ihrer Fahrradtour im Klostercafé. Sie kommen aus Dortmund, haben bereits vor ein paar Wochen „auf gut Glück“ eine Ferienwohnung in Grömitz gebucht – sie sind froh und genießen es, „mal 'rauszukommen“ – fast eine Standardformel, wenn man Urlauber fragt, ob ihnen dieses Wetter nichts ausmacht. „Wieso, ist doch alles bestens“, meinen die beiden Dortmunder, „zuhause regnet's!“. Was tatsächlich hier gerade mal nicht der Fall ist. 

Mit Sonne ist der Strand belebt – DLRG hat bei der Suche nach einem Kind geholfen

In Kellenhusen liegt der Strand tatsächlich in der Sonne und ist entsprechend belebt. Die meisten Strandkorbvermieter haben ihre Büros geöffnet: „Für uns ist Pfingsten bis jetzt super gelaufen“, sagt die Angestellte eines Strandkorbvermieters. Sogar die DLRG-Station ist besetzt. Der Wachhabende Hans Wiesemann ist mit einem Kollegen auf der Wache, vier weitere Kollegen sind am Strand unterwegs. „Eine Kindersuche“, das war bis lang der aufregendste Fall der vergangenen Tage. Immerhin, das Schlauchboot ist startklar, aber bei Wassertemperaturen um 10 Grad erwartet Wiesemann ein eher ruhiges Pfingstwochenende. 

Touristenrundflüge sind noch nicht erlaubt

Was machen eigentlich die Flieger? Normalerweise ist doch Hochsaison für Touristenflüge über die Rapsfelder. Fragen wir mal beim Luftsportclub Condor in Grube: Die Nachfrage ist da, heißt es, aber die sind wegen Corona und der Enge in den Flugzeugen noch nicht erlaubt. Geflogen wird trotzdem nicht weniger; viele Mitglieder nutzen die Zeit, um ihre Flugstunden für die Privatpilotenlizenz abzufliegen. 

Und für einen ist heute ein bedeutender Tag: Flugschüler Moritz Voss aus Hamburg will heute seinen Flugschein machen. Er wohnt seit einiger Zeit in einem Wohnwagen auf dem Flugplatz – dank Online-Unterricht kann er sowohl seine Schule in Hamburg „besuchen“ und sich gleichzeitig dem Flugschein widmen. Er muss heute noch mit Fluglehrer Georg Altrogge auf einer „Breezer“ ins etwa 100 Kilometer entfernte Schleswig-Kropp und zurück, dann hat er es geschafft. 

Heiligenhafen ist so voll wie Haffkrug bei Sonnenschein

Endstation der Pfingst-„Nordtour“ ist Heiligenhafen. Schon beim Einfahren in das Stadtzentrum ist klar: Hier ist richtig was los. Die Parkplätze sind voll, und es gibt mehr Nachfrage als Angebot. Lediglich weiter hinten am Steinwarder und auf der anderen Seite am Ende des Binnensees gibt es noch eine Lücke. Munteres Strandtreiben auf der Ostseeseite, gut besuchte Außengastronomie auf der anderen. Und ebenfalls ein gut gefüllter Wohnmobilstellplatz, obwohl es hier noch einige wenige Lücken zu geben scheint. 

Eine Maskenpflicht gibt es hier offensichtlich nicht – jedenfalls trägt kaum einer eine Maske, obwohl es hier recht belebt ist. Davon profitieren auch Uwe und Heike vom „Bistro Nordlicht“; auch hier fällt das Wort „super“, wenn vom bisherigen Umsatz des Pfingstwochenendes die Rede ist. Und nicht nur deswegen sind die beiden mit den Gästen ihres Fischrestaurants zufrieden: „Die Leute sind nett, halten sich an die Regeln, keiner wurde unangenehm“. 

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