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Übergriffiger Rollstuhlfahrer muss fast drei Jahre in Haft

Übergriffiger Rollstuhlfahrer muss fast drei Jahre in Haft

Übergriffiger Rollstuhlfahrer muss fast drei Jahre in Haft

dpa
Kiel
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Eine Darstellung der Göttin Justitia. Foto: Carsten Koall/dpa/Symbolbild

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Er war bereits vorbestraft und hatte an vielen öffentlichen Plätzen Hausverbot. Nun muss ein 51-jähriger Rollstuhlfahrer ins Gefängnis.

Für eine Vielzahl sexueller Übergriffe, darunter Kindesmissbrauch und versuchter Kindesmissbrauch sowie Erregung öffentlichen Ärgernisses muss ein schwerbehinderter Rollstuhlfahrer ins Gefängnis. Das Kieler Landgericht verurteilte den bereits einschlägig vorbestraften Mann am Mittwoch wegen 14 Fällen zu zwei Jahren und zehn Monaten Haft. Die Kammer entsprach damit dem Antrag der Staatsanwältin. Der Verteidiger plädierte auf eine Bewährungsstrafe. Das Urteil (Az 7 KLs 561 Js 29774/18) ist noch nicht rechtskräftig.

Bei den Taten nutzte der Angeklagte nach Feststellungen des Gerichts mit einer «Toilettenmasche» immer wieder die Hilfsbereitschaft von Frauen aus. Ihnen täuschte er vor, er brauche beim Urinieren ihre Hilfe und erschlich sich intime Berührungen. Der durch sein Schicksal extrem bestrafte 51-Jährige habe im Verfahren zwar teilweise gestanden, sagte der Vorsitzende Richter Stephan Worpenberg. Er habe aber keine Reue gezeigt, sondern die Übergriffe als noch legitim und ihm zustehend bezeichnet. Doch der Mann, der bereits an vielen öffentlichen Plätzen und in Supermärkten Hausverbot hatte, habe kein Recht zu derartigen Taten gehabt und trotz seiner Haftempfindlichkeit schuldangemessen bestraft werden müssen.

Viele Betroffene litten laut Urteil noch heute an den sexuellen Übergriffen. Das gelte auch für eine Elfjährige, vor der der schwerbehinderte Rollstuhlfahrer im Bus onaniert habe, während er sie unverwandt anblickte sowie eine Zehnjährige, der er in einem Drogeriemarkt von hinten plötzlich zwischen die Beine gefasst habe.

Ursprünglich waren im Tatzeitraum von 2018 bis 2021 über 30 Fälle angeklagt. Ein Teil wurde eingestellt. Gegen den Wiederholungstäter sollen laut Staatsanwaltschaft in den vergangenen dreieinhalb Jahren mehr als 140 Strafanzeigen erstattet worden sein. Viele der verurteilten Taten waren auf Video aufgezeichnet.

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