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Schulen öffnen trotz hoher Inzidenz und Teil-Impfstopp

Schulen öffnen trotz hoher Inzidenz und Teil-Impfstopp

Schulen öffnen trotz hoher Inzidenz und Teil-Impfstopp

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Eine medizinische Maske liegt auf einem Schulranzen in einem Klassenzimmer.. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa

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In Hamburg steigt die Corona-Inzidenz wieder über 90. Zugleich werden die Impfungen mit Astrazeneca gestoppt. Für Schüler und Kita-Kinder gibt es dennoch einen Stückchen mehr Normalität. Fragt sich nur: Für wie lange?

Angesichts anhaltend steigender Infektionszahlen und eines weiteren Rückschlags bei den Corona-Schutzimpfungen sind Hamburgs Schulen am Montag teils wieder in den Präsenzunterricht gegangen. Auch die Kitas weiteten ihr Betreuungsangebot nach Ferienende aus und wechselten vom erweiterten Not- in den eingeschränkten Regelbetrieb. Unterdessen stieg die Corona-Inzidenz in der Stadt erstmals seit Ende Januar wieder über 90. Und nachdem auch die Bundesregierung aufgrund Berichten über Nebenwirkungen die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca ausgesetzt hatte, wurden bis auf weiteres alle damit vorgesehenen Impfungen in Hamburg abgesagt.

Bei den letzten am Montag noch offenen Terminen sei im Zentralen Impfzentrum in den Messehallen ein anderer Impfstoff verwendet worden, sagte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, der Deutschen Presse-Agentur. «Die weiteren, ab morgen, Dienstag, vergebenen Termine für die Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff werden bis auf weiteres ausgesetzt und finden nicht statt.» Das gelte auch für Termine zur Zweitimpfung.

Die Lieferungen von Biontech und Moderna könnten den Wegfall des Astrazeneca-Impfstoffs nicht auffangen, sagte er. «Wir werden in erheblichem Umfang weniger Impfungen durchführen können. Unser Ziel von 70 000 Impfungen noch bis Ende dieses Monats ist auf jeden Fall obsolet.» Impfwillige mit einem bereits bestätigten Termin für eine Astrazenca-Impfung sollten sich deshalb nicht in den Messehallen einfinden, sagte er. «Die Sozialbehörde informiert öffentlich und die Betroffenen direkt, wann Ersatztermine vereinbart werden können.»

Am Montag stieg die Zahl der neu nachgewiesenen Corona-Infektionen um 268. Das sind 74 Fälle mehr als am Sonntag und 72 mehr als am Montag vor einer Woche. Die Inzidenz, also die Zahl neuer Ansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, stieg von 86,8 auf 90,6. Vor einer Woche hatte sie noch bei 79,3 gelegen.

Allerdings handelt es sich dabei um von der Hamburger Gesundheitsbehörde errechnete Inzidenzwerte. Maßgeblich - auch für ein mögliches Erreichen der 100er-Grenze, ab der eine zwischen Bund und Ländern vereinbarte Notbremse mit Rückkehr in den Lockdown greifen würde - ist der auf anderer Grundlage berechnete Wert des Robert Koch-Instituts. Und der lag am Montag für Hamburg bei 80,9.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden laut Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin am Montagvormittag 103 Corona-Patienten behandelt, davon mussten 61 invasiv beatmet werden - das waren 2 beziehungsweise 3 mehr als am Sonntag. Zur Gesamtzahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern der Hansestadt gab es am Montag noch keine aktuellen Informationen. Am Freitag lag sie laut Gesundheitsbehörde bei 233.

Nach drei Monaten Homeschooling ging es mit dem Präsenzunterricht am Montag zunächst für Grundschüler und Abschlussklassen der weiterführenden Schulen los, die nun in halbierter Klassenstärke wieder wechselweise in ihre Klassenräume gerufen oder zu Hause unterrichtet werden. Neben den Klassen 1 bis 4 sind das die Stufen 9, 10 und 13 der Stadtteilschulen sowie 6, 10 und 12 der Gymnasien. In den Klassenzimmern herrscht Maskenpflicht. Zudem gelten strenge Lüftungs- und Hygienekonzepte.

Für alle anderen Schülerinnen und Schüler bleibt es zunächst noch beim digitalen Unterricht. Die Präsenzpflicht bleibt aber aufgehoben, so dass Eltern oder volljährige Schüler gegebenenfalls selbst über eine Rückkehr in die Schulen entscheiden können. Wie das erweiterte Unterrichts- und Kita-Angebot angenommen wurde, konnten zunächst weder Schul- noch Sozialbehörde sagen. Zahlen würden erst am Dienstag vorliegen.

Begleitet werden die Öffnungsschritte laut Schulbehörde von einem Corona-Testprogramm. Zunächst solle allen Schulbeschäftigten zwei Mal pro Woche ein Selbsttest angeboten werden. Spätestens ab kommender Woche würden sukzessive dann auch den zum Präsenzunterricht kommenden Schülerinnen und Schülern Tests angeboten.

Um die Impfungen im Zentralen Impfzentrum in den Hamburger Messehallen schneller abwickeln zu können, forderte die CDU am Montag die Einrichtung eines Drive-in-Betriebs. In einem solchen «Drive-Impf» könnte man sich direkt im Auto sitzend impfen lassen, sagte Bürgerschaftsfraktionschef Dennis Thering. Insbesondere älteren Hamburgerinnen und Hamburgern seien Wartezeiten und Schlangestehen vor dem Impfzentrum nicht zuzumuten.

Gedränge und lange Wartezeiten dürften in nächster Zeit aber nicht das Hauptproblem beim Impfen sein: Schon vor der Absage aller Astrazeneca-Impfungen hatte die Stadt wegen reduzierter Liefermengen des Herstellers am Sonntag die weitere Impfterminvergabe für unter 80-Jährige gestoppt.

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