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Schleswig-Holstein plant Modellprojekte in der Kultur

Schleswig-Holstein plant Modellprojekte in der Kultur

Schleswig-Holstein plant Modellprojekte in der Kultur

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Karin Prien (CDU), Kulturministerin von Schleswig-Holstein, spricht. Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbild

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Nicht nur Geld als Überlebenshilfe, sondern bald auch wieder Auftritte vor Publikum - danach sehnt sich in der Pandemie die Kulturszene. Gleich nach den Osterferien sollen Modellprojekte die Künstler im Norden wieder sichtbarer machen.

Schleswig-Holstein will wie im Tourismus in der Kultur ab 19. April Modellprojekte starten, um dem Bereich unter Pandemiebedingungen zu helfen. Mit solchen Vorhaben soll Kultur unter strikten Hygienevorgaben in einzelnen Regionen wieder öffnen können. Dies kündigte Kulturministerin Karin Prien (CDU) am Freitag im Landtag an. Die Regierung plane solche Projekte gerade mit den Kommunen. Die Kultur brauche nicht nur finanzielle Hilfe, sie müsse auch gesehen werden, sagte Prien.

Solche Modellprojekte - ermöglicht von den jüngsten Bund-Länder-Beschlüssen für Gebiete mit nicht so hohen Corona-Zahlen und geknüpft an strikte Bedingungen - seien ein wichtiges Zeichen für die Bedeutung der Kultur. Die Künstler warteten sehnsüchtig auf Auftritte und die Kulturinteressierten darauf, Veranstaltungen besuchen zu können. Weitere Angaben zu den geplanten Modellprojekten machte die Ministerin noch nicht.

Die Pandemie habe die Kulturszene extrem belastet, sagte Prien. «Als Landesregierung nehmen wir unsere Verantwortung wahr und schützen die kulturelle Vielfalt unseres Landes, wo immer das möglich ist.» Insgesamt habe der Landtag für die Kultur bisher gut 46 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Etwa 13,5 Millionen Euro seien noch nicht fest verplant und könnten in weitere Hilfsprogramme fließen.

Allein mit zwei Soforthilfe-Programmen sei der Bestand von Kultureinrichtungen bisher mit 6,5 Millionen Euro gesichert worden. Weitere Millionensummen seien für Kinos, Schausteller und Digitalisierungsangebote bereitgestellt worden.

In dem mit 4,4 Millionen Euro ausgestatteten Kulturfestival Schleswig-Holstein sind bisher 850 Künstler aufgetreten. Alle Bühnenshows wurden auf einer eigenen Plattform gestreamt. «Zudem profitierten bisher etwa 220 Firmen aus der Veranstaltungsbranche von Aufträgen im Zusammenhang mit den einzelnen Events», sagte Prien. «Weitere Veranstaltungen finden - aktuell ohne Besucher und ausschließlich als Livestream - statt.»

Einzelne Kulturschaffende werden auch weiterhin unterstützt. Sie können Einmalzahlungen von 2000 Euro beantragen. Noch einmal drei Millionen Euro standen dafür bereit. Derzeit liegen Prien zufolge 942 Anträge vor. 850 davon im Umfang von 1,7 Millionen Euro seien mittlerweile geprüft, bewilligt und ausgezahlt worden.

Auch solche Hilfen könnten keine Existenzen sichern, sagte der SPD-Kulturpolitiker Martin Habersaat. Die Kulturlandschaft werde durch Corona ärmer werden. Die Pandemie habe die Szene wie ein Tsunami erwischt. Gerade Solokünstler hätten schon vor der Pandemie keine Reserven gehabt und von der Hand in den Mund gelebt. Habersaat forderte baldige Klarheit über die geplanten Modellprojekte.

Der Drei-Millionen-Euro-Topf für Einzelkünstler werde bald aufgebraucht sein, sagte die Grüne Marlies Fritzen. Sie werbe deshalb für eine weitere Auflage dieses Programms. Ein grundlegendes Problem würde aber auch damit nicht gelöst: Die sozialen Sicherungssysteme sollten für diese Künstler geöffnet werden.

Die Pandemie habe die Kunst- und Veranstaltungsbranche besonders gebeutelt, sagte die FDP-Politikerin Annabell Krämer. Es gehe jetzt nicht nur darum, einzelnen Künstlern zu helfen, sondern besonders auch darum, Strukturen zu erhalten, die seit Jahrzehnten das Land prägten. Trotz aller Hygienekonzepte hätten Künstler in der Pandemie so gut wie keine Auftrittsmöglichkeiten, sagte Jette Waldinger-Thiering vom SSW. Sie erhielten seit Monaten kein Geld, Hilfsgelder kämen zu spät. «Dies wird massive Auswirkungen haben.»

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