Schleswig-Holstein & Hamburg

Mieten steigen im Norden schwächer

Mieten steigen im Norden schwächer

Mieten steigen im Norden schwächer

dpa
Kiel (dpa/lno) -
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Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack spricht bei einer Pressekonferenz in Kiel. Foto: Carsten Rehder/dpa

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Neu vermietete Wohnungen werden auch in Schleswig-Holstein teurer, aber die Kosten wachsen weniger stark als in früheren Jahren. Die Jamaika-Koalition sieht sich bestätigt. Umstritten bleibt ein Instrument, dass es im Land nicht mehr gibt.

Mieten sind in Schleswig-Holstein zuletzt nicht mehr so stark gestiegen. Mit durchschnittlich 2,9 Prozent legten die Neuvertragsmieten 2020 deutlich weniger zu als im Jahr zuvor mit 4,9 Prozent. Die Zunahme liegt nach Angaben des Innenministeriums vom Freitag auch erstmals seit 2016 unter dem Fünfjahresschnitt von 3,1 Prozent. Neu vermietete Wohnungen kosteten im Schnitt 8,18 Euro pro Quadratmeter. Dies geht aus dem Mietenmonitoring der Investitionsbank hervor. «Wir werden auch in den kommenden Jahren in unseren Anstrengungen für die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum nicht nachlassen», erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).

In den ersten beiden Monaten des Jahres 2021 habe das Land 403 Wohneinheiten gefördert, nach 251 im gleichen Vorjahreszeitraum. In den kreisfreien Städten wuchsen die Mieten um 2,7 Prozent. Neumünster verbuchte 0,9 Prozent, Lübeck mit 5,5 Prozent den höchsten Wert. Auch Schleswig-Flensburg, Herzogtum Lauenburg und Ostholstein lagen über dem Durchschnitt. «Die Menschen ziehen aus den Ballungsregionen zum Wohnen wieder stärker ins Grüne und ans Meer», sagte die Ministerin. Corona verstärke diese seit längerem anhaltende Entwicklung.

Der Grundeigentümerverband Haus & Grund erklärte, die Mieten müssten explodieren, wenn die Befürworter der Mietpreisbremse recht hätten. Diese hatte die Jamaika-Koalition zum 30. November 2019 abgeschafft. «Für Haus & Grund war von vornhinein klar, dass der Wegfall der Mietpreisbremse keine Auswirkungen auf die Mietentwicklung haben würde, weil das Instrument reiner Populismus ist», so Verbandschef Alexander Blažek. «Die Mietpreisbremse hilft der Zielgruppe mit geringem Einkommen in keiner Weise, sondern erhöht die Nachfrage nach Wohnungen, wenn die Miethöhe begrenzt wird.»

Nur ein Blick auf die Neuvertragsmieten ergebe ein falsches Bild, sagte Blažek. Jährlich würden nur rund zehn Prozent der Wohnungen neu vermietet. Insgesamt liege die Mietsteigerung deutlich unter 2,9.

Die Erhöhung im Vorjahr liege sogar unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 3,2 Prozent, sagte der CDU-Wohnungspolitiker Peter Lehnert. «Eine Mietbremse à la SPD braucht es also nicht.» Der Markt reguliere sich vor allem durch Anregungen für neuen Wohnungsbau.

«Die Wohnungsmieten steigen langsamer als gedacht, und das Ganze ohne Mietpreisbremse und Kappungsgrenze - von Mietenexplosion keine Spur», kommentierte der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner. Der Bau neuer Wohnungen könne helfen, die Dynamik im Markt zu begrenzen. Regulatorische Eingriffe seien dagegen suboptimal. Neubau brauche ein positives Investitionsklima.

Für die SPD widersprach die Baupolitikerin Özlem Ünsal: «Beim Anstieg der Mieten kann von Entspannung keine Rede sein», sagte sie. 2,9 Prozent lägen deutlich über der Inflationsrate. Zudem hielten Löhne und Gehälter wegen der Pandemie nicht mit der Entwicklung der Mieten Schritt. Das Land müsse die Mieter aktiv schützen, sagte Ünsal. «Dazu gehört auch die Prüfung einer landeseigenen Wohnungsgesellschaft.»

Der Mietenmonitor weise alle Befürworter der Mietpreisbremse in die Schranken, meinte der FDP-Politiker Jan Marcus Rossa. Der Schlüssel für bezahlbaren Wohnraum sei dies: Schneller, günstiger und mehr bauen und dabei den sozialen Wohnungsbau fördern.

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