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Der Lauteste gewinnt: Brunftzeit bei den Hirschen

Der Lauteste gewinnt: Brunftzeit bei den Hirschen

Der Lauteste gewinnt: Brunftzeit bei den Hirschen

dpa
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Der Lauteste und Stärkste gewinnt: Voll gepumpt mit Testosteron liefern sich Rotwildmännchen jetzt in der Brunftzeit einen Wettstreit um die Gunst der Hirschkühe. Mit Stimme und Geweih verteidigen die Platzhirsche ihren Rang. Dabei gibt es fest...

Eekholt (dpa/lno) Lautstark und zum Teil kilometerweit hörbar buhlen die Rothirsche in Schleswig-Holstein derzeit um ihre Stellung als «Platzhirsch». Es ist Brunftzeit - also Paarungszeit. «Nach meinem Geschmack ist das die schönste Zeit im Wildpark», sagt Ute Kröger, Leiterin der Wildparkschule in Eekholt. Nur jetzt, zur Brunft im September und Oktober röhren die Hirsche um die Wette und kämpfen mit ihren Geweihen, um Anspruch auf die Weibchen zu erheben. Im Wildpark Eekholt werden noch bis zum 9. Oktober täglich Führungen angeboten, um dieses Spektakel zu erleben. In dem Wildpark im Kreis Segeberg leben mehrere Rudel Rotwild.

Nur ein Hirsch steht auf dem Brunftplatz im Rudel weiblicher Hirsche als sogenannter Platzhirsch. Andere Männchen, die in der Nähe stehen, würden ihm die Position gerne streitig machen, wie Kröger sagt. «Was wir jetzt hören, was wir jetzt erleben, das sind Scheinkämpfe, echte Kämpfe, Röhrduelle, Markierungen geruchlicher Art, aber auch mit dem Geweih im Boden». Besonders in den Morgen- und Abendstunden seien die Hirsche aktiv.

Dabei gibt es feste Rituale: Platzhirsche markieren «ihren» Brunftplatz mit einem Sekret. Neben dem lauten Röhren und dem Ausstoßen einer Reihe erweiterter Laute gehört beispielsweise auch das Aufwühlen des Bodens mit dem Geweih zu den typischen Brunftritualen, wie Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtier Stiftung erklärt.

Mit ihrem Rufen wollen die Hirsche nicht nur dem «Kahlwild» imponieren, wie die weiblichen Hirsche genannt werden. Vielmehr geht es auch darum, lautstark klar zu machen, wer Chef auf dem Brunftplatz ist. Jüngere Hirsche ließen sich oft schon abschrecken durch das Gebaren, die Größe, das Geweih der Platzhirsche, sagt Wulf-Heiner Kummetz vom Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Wenn allerdings Rivalen gleicher Stärke aufeinandertreffen, beginne das «Schaulaufen».

Die Konkurrenten schreiten im Imponierschritt parallel zueinander, zeigen sich die Breitseite, beschreibt die Deutsche Wildtier Stiftung das Spektakel. Bleiben beide Gegner standhaft, kommt es zum Kampf: Die Hirsche prallen mit den Geweihen aufeinander und schieben sich unter den Augen der Weibchen über den Brunftplatz. «Die Brunft ist sehr archaisch», sagt Calvi. Und anstrengend: Während der Brunft verlieren sie bis zu 20 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichts.

Auch wenn es gefährlich aussieht, wenn die bis zu 250 Kilogramm schweren Tiere mit ihren mächtigen Geweihen aufeinanderprallen, endet der Kampf meist, bevor es zu ernsthaften Verletzungen kommt, wie Calvi sagt. «In der Regel gibt der Untergebene rechtzeitig auf und sucht das Weite.» Und auch Kummetz betont, tödlich endende Kämpfe seien selten, kämen aber schon mal vor.

Kummetz appelliert zudem an Autofahrer, verstärkt auf Wildwechsel zu achten. In der Brunft seien die Augen der Hirsche nur auf das weibliche Wild gerichtet. Straßenverkehr und andere Umwelteinflüsse würden nicht wahrgenommen.

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