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Hausärzte impfen gegen Corona: 96-Jährige unter den Ersten

Hausärzte impfen gegen Corona: 96-Jährige unter den Ersten

Hausärzte impfen gegen Corona: 96-Jährige unter den Ersten

dpa
Hamburg (dpa/lno) -
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Eine Frau bekommt in ihren Oberarm eine Corona-Schutzimpfung. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

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Die Impfungen gegen Corona werden nun auch von Hamburger Hausärzten verabreicht. Welchen Vorteil das für Patienten hat, zeigt sich gleich am ersten Tag: Eine längst impfberechtigte 96-Jährige schafft den Weg in die vertraute Arztpraxis.

Die Hamburger Hausärzte haben am Mittwoch mit den Corona-Impfungen in ihren Praxen begonnen. Als eine der ersten Patientinnen bekam Gerda Breidenbach ihre Spritze in einer Praxis in Hamburg-Volksdorf. Die 96-Jährige sei nicht mehr in der Lage, mit dem Taxi ins Impfzentrum in den Messehallen zu fahren, sagte der Allgemeinmediziner Björn Parey, der auch stellvertretender Vorsitzender der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KVHH) ist.

Schätzungsweise 20 000 Impfdosen sollten an die Praxen der 1200 Hamburger Hausärzte ausgeliefert werden. Die Lieferung sei am Mittwoch vollständig eingetroffen, erklärte der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich. Bundesweit wurden für diese Woche 940 000 Dosen vom Hersteller Biontech/Pfizer erwartet. Die Hausärzte sollen in den nächsten Wochen auch mit dem Impfstoff von Astrazeneca beliefert werden. Trotz sehr seltener Fälle von Hirnthrombosen empfahl die EU-Arzneimittelbehörde EMA uneingeschränkt die Anwendung dieses Impfstoffes. Der Nutzen des Wirkstoffes sei höher zu bewerten als die Risiken, erklärte die EMA am Mittwoch in Amsterdam. In Hamburg sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung noch keine derartigen Komplikationen aufgetreten.

Der Vorstandsvorsitzende der KVHH, Walter Plassmann, hatte am Dienstag an die Bürger appelliert, sich nicht von sich aus in den Praxen zu melden. Die Ärzte würden ihre Patienten benachrichtigen. Andernfalls drohten die Praxen lahmgelegt zu werden. Die Impfpriorisierung sieht vor, dass derzeit hauptsächlich Menschen über 75 Jahre geimpft werden. Parey berichtete, die älteren Menschen seien sehr impfwillig. Fast alle, die die Mitarbeiter seiner Praxis angerufen hätten, seien sofort zum Impfen bereit gewesen. Breidenbach erklärte, dass sie am liebsten zu ihrem Hausarzt gehe und keine Angst vor der Impfung gehabt habe. «Ich bin ja schon einiges gewöhnt in meinem hohen Alter», sagte die frühere Gerichtsdolmetscherin.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde haben in Hamburg bislang über 101 000 Menschen eine Zweitimpfung erhalten und verfügen damit über den vollen Impfschutz. Zudem gelten 54 800 Infizierte als geheilt, so dass 155 800 Hamburger eine Immunität aufweisen dürften. Bis Mitte April sollen alle über 75-Jährigen zur Vereinbarung eines Impftermins aufgefordert worden sein.

In den Hamburger Pflegeeinrichtungen gibt es nur noch wenige Infizierte. Zurzeit seien in sieben Einrichtungen 14 Bewohner betroffen. Außerdem seien 24 Beschäftigte von Pflegeeinrichtungen positiv getestet worden, teilte die Behörde weiter mit.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion forderte, den Alltag in den Heimen zu vereinfachen. Zumindest bei geimpften Bewohnern müsse nicht mehr täglich die Temperatur gemessen und dokumentiert werden. Auch sollte es einheitliche Vorgaben in Bezug auf Impfung und Schnelltests bei externen Anbietern und Ehrenamtlichen geben, erklärte der seniorenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Grutzeck.

Der Vorstand der Ärztekammer Hamburg begrüßte den Start der Corona-Impfungen durch Hausärzte und forderte, die Mediziner schneller mit Impfstoff zu versorgen, um die Kampagne zu beschleunigen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, sank am Mittwoch in Hamburg deutlich von 149,6 auf 134,7. Eine Woche zuvor hatte der Wert 163,7 betragen. Die Zahl der in Hamburg an oder mit Corona gestorbenen Menschen gab das Robert Koch-Institut unverändert mit 1398 an.

Nach RKI-Annahmen werden derzeit aufgrund von Urlaub und geschlossenen Praxen gegebenenfalls noch etwas weniger Tests als vor den Ferien durchgeführt, was sich auf die Fallzahlen auswirken kann. Das RKI geht davon aus, dass die Testhäufigkeit erst nach den Osterferien, also in den meisten Bundesländern nach dem kommenden Wochenende, wieder auf einem mit den Vorwochen vergleichbaren Niveau liegt.

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